Feuerwerk, Bleigießen & Co. – Umweltkatastrophe Silvester

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Wenn wir es richtig krachen lassen, leiden Mensch, Tier und Umwelt  

Zu keiner Zeit werfen Menschen ihr Geld mit mehr Freude aus dem Fenster als an Silvester. Mehr als 133 Millionen Euro investierten die Deutschen letztes Jahr für Knaller, Raketen & Co. Spektakuläre Höhen- und Bodenfeuerwerke sollen das neue Jahr mit Lärm und bombastischen optischen Effekten einläuten. Für den Handel eine erfreuliche Entwicklung. Für Tiere und Umwelt beginnt das neue Jahr mit einem Desaster.

Böllerreste, Papierfetzen, leere Flaschen. Doch der Partymüll, der am ersten Januar überall in den Straßen liegt, ist längst nicht alles, was von Silvester übrigbleibt. Wenige Minuten Spektakel zum Jahreswechsel richten enorme Umweltschäden an. Kaum jemand macht sich Gedanken darüber, was eigentlich bei all den farbenprächtigen Explosionen und gigantischen Krachern durch die Luft fliegt, bevor es in Böden, Pflanzen und Gewässer eindringt.

Freilebende Tiere, Tiere in Zoos und Tierparks, aber auch Haustiere leiden unter dem ohrenbetäubenden Lärm, dem Gestank und dem gleißenden Licht. Ihr Gehör ist sehr viel besser ausgebildet als unseres. Viele geraten wegen der ungewohnten Geräusche in Panik. Sie können nicht einschätzen, dass ihnen durch das Feuerwerk keine Lebensgefahr droht.

Wir werfen einen Blick auf die Schattenseiten der alljährlichen Silvesterfeiern und geben wir Ihnen Tipps, wie Sie Ihren Jahreswechsel umweltfreundlicher gestalten können. Außerdem zeigen wir Ihnen, wie Sie Ihre Haustiere in der Nacht zum ersten Januar 2018 unterstützen können.

Silvester: Extreme Feinstaubbelastung durch Feuerwerk

An Silvester katapultieren Tausende gleichzeitig gezündete Feuerwerkskörper die Feinstaubwerte in Deutschland in

Silvester
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erschreckende Höhen: Angaben des Umweltbundesamts zufolge werden beim Jahreswechsel rund 4000 Tonnen der kleinen Schwebeteilchen freigesetzt. Diese Menge ist vergleichbar mit dem Schadstoffaustausch des gesamten Straßenverkehrs innerhalb von zwei Monaten. Der laut EU-Feinstaubrichtlinie geltende Maximalwert beträgt 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft. In manchen deutschen Großstädten wird dieser Wert an Silvester um das Hundertfache überschritten. Die Jahr für Jahr begeistert zelebrierte Luftvergiftung hat langfristige Folgen. 

 

Gesundheitsrisiko Feinstaub

Stäube sind Schwebestoffe, die eine Zeitlang in der Luft verbleiben. Feinstaubemissionen sind das Ergebnis von Verbrennungsvorgängen. Verantwortlich dafür ist der Straßenverkehr, aber auch Heizungen und die industrielle Produktion. In Privathaushalten entsteht Feinstaub unter anderem durch Zigarettenrauch, rußende Kerzen und Drucker.

Feinstaub stellt ein erhebliches Gesundheitsrisiko dar. Obwohl die Luftqualität insgesamt besser geworden ist, waren 2017 laut Berechnungen der Europäischen Umweltagentur (EEA Report No 13/2017) in Deutschland über 66.000 Todesfälle auf die Feinstaubbelastung zurückzuführen. Damit sind wir europaweit Spitzenreiter.

 

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Warum ist Feinstaub eine Gefahr von Mensch, Tier und Umwelt?

Feinstaub Belastung für Mensch, Tier und Umwelt
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Was Feinstaub so gefährlich macht: Er kann giftige Stoffe über weite Distanzen transportieren. Winzige Teilchen reichern sich in der Luft an, werden eingeatmet und setzen sich in den oberen Atemwegen ab. Feinstaub der Kategorie PM 10 gilt als Auslöser von Asthma, Bronchitis und Lungenentzündungen. PM bedeutet „particulate matter“. Die Zahl 10 verweist darauf, dass die Partikel kleiner als 10 μm sind. Das entspricht dem Millionstel eines Meters.

Noch kleinere Partikel der Größe PM 2,5 gelangen bis in die Lunge. Sie können die Blutgefäße schädigen und Krebs verursachen. Doch Feinstaub beeinträchtigt nicht nur Mensch und Tier, sondern auch die Wasser- und Bodenqualität.

Durch das Feuerwerk an Silvester geraten Schwarzpulver (Kaliumnitrat, Holzkohle und Schwefel) sowie Strontium-, Kupfer- und Bariumverbindungen zusätzlich in die Luft. Umweltfreundliche Böller, Knaller und Raketen gibt es nicht. All diese Schadstoffe atmen wir ein.

Professionelles Feuerwerk an Silvester genießen

Tipp: Feuerwerk ist für Sie ein Muss zum Jahreswechsel? Dann fahren Sie in die nächste Großstadt und

Professionelles Feuerwerk
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besuchen Sie ein professionell organisiertes Feuerwerk. Zum einen ist das sehr viel sicherer als die Knallerei in Eigeninitiative. Denn auch die Unfallgefahr ist nicht zu unterschätzen. Zum anderen wird laut der Deutschen Umwelthilfe dank des Einsatzes von effektiveren Feuerwerksbatterien die Umwelt weniger belastet und verschmutzt.

 

Bleigießen: Gefährliche Zukunftsdeutung an Silvester

Für viele Feierfreudige gehört in geselliger Runde das Bleigießen nach Mitternacht zu einem perfekten Silvesterabend dazu. Traditionell wird ein Klumpen Blei in einem Löffel über einer Kerze geschmolzen. Das entstehende Objekt kommt anschließend zum Abkühlen in eine Schale mit kaltem Wasser. Die entstandenen Gebilde werden gemeinsam begutachtet. Was wohl die Zukunft bringt? Das wird bei diesem Brauch gemeinsam mit augenzwinkerndem Humor interpretiert.

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Allerdings ist Blei ein giftiges Schwermetall. Beim Erhitzen entsteht Bleioxid, das von allen Anwesenden eingeatmet wird. Besonders für Familien ist diese Aktivität zu Silvester nicht zu empfehlen. Blei schädigt das zentrale Nervensystem. Selbst eine sehr geringe Dosierung beeinträchtigt nachweislich die Intelligenzleistungen von Kindern. Auswirkungen können laut Bundesinstitut für Risikobewertung (bfR) bis ins Erwachsenalter bestehen bleiben.

Dazu kommt: Blei ist Sondermüll. Hand aufs Herz, wer fährt Anfang Januar wirklich mit Wasser, Bleiresten und Löffel zum Wertstoffhof? Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die kleinen Klumpen samt Löffel versteckt im Restmüll und das Wasser in der Toilette landen. So gelangt das Schwermetall in die Umwelt.

Bleigießen: Zinn oder Kerzenwachs statt Blei verwenden

Tipp: Sie wollen auf diesen alten Silvesterbrauch nicht verzichten? Ersetzen Sie das Blei einfach durch Zinn. In Reinform ist es gesundheitlich unbedenklich. Es muss sich allerdings um Lebensmittelzinn handeln. Als ebenfalls ungefährliche Alternative kommt Kerzenwachs in Frage.

 

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Rücksicht auf Wildtiere nehmen

Der NABU-Regionalverband Leipzig appelliert auf seiner Website an die Vernunft der Silvester-Feiernden: „Wenn auf allen

Rotkehlchen Winter
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Grünflächen geböllert wird, können […] Vögel nur in die Höhe flüchten. Dadurch verlieren sie viel Energie, was gerade in kalten Wintern tödlich sein kann. Sie finden keinen Schlafplatz und fliegen bis zur Erschöpfung umher.“ Am Neujahrstag werden an Überwinterungsplätzen immer wieder tote und verwundete Tiere gefunden.  

(Privates) Silvester-Feuerwerk muss nicht sein:

  • Es vergiftet die Luft, die wir atmen.
  • Die Umwelt wird nachhaltig zerstört.
  • Feuerwerkskörper kosten Unsummen.
  • Tiere leiden, werden verletzt und sterben vor Erschöpfung oder wegen herumfliegender Feuerwerkskörper.
  • Beim Entzünden von Böllern und Raketen kann es zu Verletzungen und Hörschäden kommen.
  • Es besteht erhöhte Brandgefahr.

Haustiere beim Jahreswechsel begleiten

Wenn es zum Jahreswechsel rumst, knallt, zischt und flackert, reagieren viele Haustiere mit panischer Angst. Besonders das Gehör von Katzen ist extrem fein ausdifferenziert. Es funktioniert sogar im Tiefschlaf perfekt. Manche verstecken sich unter Betten, kriechen in Ritzen oder rennen hilflos umher. Für Katzen, Hunde und andere Haustiere bedeutet Silvester Stress pur.

Tipps, wie Sie Ihren Haustieren Silvester erleichtern können

  • Hund in Decke
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    Schließen Sie Fenster und Türen, um die Tiere vor dem Lärm abzuschirmen.

  • Besitzen Sie Rollos? Lassen Sie diese am besten herunter, bevor die Knallerei losgeht. Zum einen dämpft das die Geräusche zusätzlich. Zum anderen werden Ihre Haustiere nicht durch Lichteffekte erschreckt.
  • Falls Hund und Katze an Fernsehen gewöhnt sind, schalten Sie Ihr TV-Gerät ein. Vertraute Geräusche beruhigen.
  • Bleiben Sie ruhig. Verhalten Sie sich am besten wie immer. Dann wird Ihr Tier vermutlich auch entspannter bleiben.
  • Lassen Sie ihren tierischen Hausgenossen nicht allein. Er braucht jetzt die Anwesenheit einer vertrauten Bezugsperson, um sich geborgen und sicher zu fühlen.
  • Nagetiere und Vögel können Sie in einen ruhigen Raum stellen. Falls Sie keine Vorhänge oder Rollos haben, legen Sie eine Decke über den Käfig.

Hunde an Silvester – Sicherheitstipps:

  • Angeleinter Hund an Silvester
    StockSnap / Pixabay

    Leinen Sie Ihren Hund in den letzten Tagen des Jahres 2017 beim Spazierengehen unbedingt an. Zu früh gezündete Feuerwerkskörper können Ihrem Vierbeiner draußen panische Angst einjagen. Auf Zurufe reagiert er dann möglicherweise nicht mehr. Bei seiner Flucht könnte er die Orientierung verlieren, in den Straßenverkehr geraten oder davonrennen.

  • Bringen Sie für alle Fälle ein Adressetikett am Halsband Ihres Hundes an. Falls er sich losreißt, ist die Chance größer, dass er nach Hause zurückgebracht werden kann.
  • Bei besonders ängstlichen Tieren kann eventuell ein Beruhigungsmittel helfen. Sprechen Sie mit Ihrem Tierarzt.

Katzen an Silvester – Sicherheitstipps

  • Katze drinbehalten
    Kadres / Pixabay

    Katzen mit Freigang sollten in den Tagen vor Silvester und am Silvesterabend zur Sicherheit im Haus behalten werden. Stellen Sie eine Katzentoilette, Wasser und Futter bereit.

  • Feuerwerkskörper können zur Gefahr für Ihr Tier werden und es schwer verletzen. Selbst wenn Ihre Katze noch so bettelt und deutlich unzufrieden ist, bleiben Sie hart. Lenken Sie sich mit Katzenangeln, einem Faden, kleinen Bällen und anderen Katzenspielzeug ab.
  • Falls noch nicht geschehen: Lassen Sie Ihr Tier mit einem Chip versehen und melden Sie es bei Tasso. Das erhöht die Chance, dass Sie Ihre Katze wiederfinden, falls Sie panisch davonläuft. Diese Gefahr besteht auch bei reiner Wohnungshaltung. Zwischen Weihnachten und Neujahr haben die meisten Menschen Besuch. Da wird schnell mal vergessen, Fenster und Türen zu schließen. Philip McCreight, Leiter der Tasso-Zentrale, weist darauf hin, dass Katzen zehnmal häufiger entlaufen als Hunde.

Silvester – ökologisch korrekter feiern

Klingt langweilig? Muss es nicht sein! Beginnen Sie das neue Jahre mit einer guten Tat für sich selbst, für die Tiere und

Glückskekse
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unsere Umwelt: Verzichten Sie auf den Kauf von Böllern, Knallern und Raketen. Die eigene Gesundheit ist unser höchstes Gut. Man kann sie nicht unter den Weihnachtsbaum legen und nicht herbeiwünschen. Wer die Knallerei lässt, tut seinen Lungen etwas Gutes. Das ist der erste Schritt dazu, Ihre Vorsätze für das Jahr 2018 wirklich in die Tat umzusetzen. Das gesparte Geld können Sie für etwas Sinnvolles verwenden oder an eine wohltätige Organisation spenden.

Wenn Boden- oder Höhenfeuerwerke für Sie unverzichtbar sind, feiern Sie Silvester mit Freunden und Familie in einer Großstadt. Dort gibt es organisierte Feuerwerke. So bunt, vielfältig und spektakulär kriegt man das als Privatperson niemals hin. Das Feiern macht draußen in geselliger Runde sowieso mehr Spaß. Nach dem Silvesterspektakel kümmern sich professionelle Reinigungskräfte selbstverständlich um die fachgerechte Entsorgung des angefallenen Abfalls. Gönnen Sie sich eine Kurzreise und ein wahrhaft unvergessliches Silvestererlebnis.

Wer nach Mitternacht gern orakelt, kann zum Bleigießen Zinn oder Kerzenwachs verwenden. Oder Sie kaufen einen Beutel Glückskekse und lassen die Anwesenden der Reihe nach einen ziehen. „Same procedure as every year“ ist längst nicht mehr up-to-date. Es wird Zeit, mit umweltschädlichen Traditionen zu brechen.

In diesem Sinne: Frohes neues Jahr!

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