Wie jedes Jahr stand ich vor der Frage: Welche Geschenke wünscht sich ein Mann zum Vatertag? Blumen? Bier? Ein Buch? Nichts davon erschien mir bisher sinnvoll. Also begann ich zu recherchieren. Ich fragte 10 Väter nach ihren echten, wirklichen Wünschen und erhielt authentische Antworten, die mich überraschten.
Als Kind war mir stets klar: Am Vatertag bekommt mein Vater ein selbstgemaltes Bild von mir und verbringt dann den Tag mit seinen Freunden – zumeist auf dem buntgeschmückten Fahrrad und mit jeder Menge guter Laune.
Seit ich selbst Kinder habe und einen Mann, der sich an diesem Tag besondere Aufmerksamkeit wünscht, frage ich mich, wie dieser Feiertag eigentlich entstanden ist und was sich Männer tatsächlich zu diesem Anlass von ihren PartnerInnen und Kindern erhoffen? Möchten sie wirklich eine neue Tasse als Vatertagsgeschenk bekommen, auf der noch einmal steht, dass sie der beste Vater der Welt sind, oder einen weiteren selbstgebastelten Schlüsselanhänger? Ist es in der Tat ihr Wunsch, den Tag nur unter Männern in einem feuchtfröhlichen Gelage zu verbringen?
Um diese Fragen zu klären, habe ich 10 Väter darum gebeten, mir ehrlich und direkt zu erzählen, wie sie sich ihren Vatertag 2019 vorstellen und welche Geschenke zum Vatertag sie sich wünschen würden. Die Antworten auf die Frage stellten sich als überraschend klassisch und gleichzeitig emotional heraus. Doch alles zu seiner Zeit.
Woher kommt der Vatertag und wann ist er entstanden?
Die Herkunft des Vatertages erscheint zunächst etwas undurchsichtig, weil er sich terminlich sowohl mit Christi Himmelfahrt als auch mit dem allgemeinen Männertag deckt. Dabei kommt allen drei Anlässen eine nicht ganz einheitliche Bedeutung zu.
So wird Christi Himmelfahrt jedes Jahr genau 40 Tage nach Ostern als Rückkehr Gottes Sohnes zu seinem Vater zelebriert. Der Männertag hingegen entwickelte sich jedoch bereits im Mittelalter vor der gesetzlichen Einführung des christlichen Festtages. Gemein ist beiden Tagen, dass sie auf eine kirchliche Prozession, also einen festlichen Umzug in Sinne des christlichen Glaubens zurückgeführt werden können. Unterschiede zeigen sich allerdings in der Art und Weise der feierlichen Begehung. Zwar geht es traditionell auch während des Männertages darum, den jungen Männern die Sitten der älteren Generation näherzubringen. Allerdings näherten sich diese Sitten bereits im Mittelalter zunehemnd eher den weltlichen als den religiösen Genüssen an. Dementsprechend wurden ab dem 19. Jahrhundert jährliche Herrenpartien unternommen, in denen stets das Trinken, Rauchen sowie Gespräche über Frauen im Vordergrund standen.
Was nun hat das mit dem Vatertag zu tun?
Auch wenn die Anlässe verschieden zelebriert werden, steht sowohl zu Christi Himmelfahrt als auch zum Männertag die Verbindung zwischen Vater und Sohn im Mittelpunkt. Dass der Vatertag also mit diesen Terminen zusammenfällt, erscheint plausibel. Vielleicht ist der Vatertag sogar als Bindeglied zwischen diesen Feierlichkeiten zu betrachten. So geht es um die Ehrung des Vaters zum einen. Zum anderen ist es aber auch ein Brauch, um an einem Tag im Jahr unter Männern sein und traditionell männliche Sitten auszuleben zu können.
Die drei großen Wünsche der Väter zum Vatertag
Als ich nun meine Befragung der Väter unternahm, bildete ich mir ein, bereits im Vorfeld zu wissen, auf welche Antworten ich stoßen würde. Ich richtete mich auf die Klischees ein, von denen ich dachte, dass sie sich seit den Herrenpartien im 19. Jahrhundert nicht verändert hatten. Die tatsächlichen Aufzählungen der Väter überraschte mich dann jedoch und belehrte mich eines besseren. Alle Väter, unabhängig ihres Alters (zwischen 25 und 60), der Anzahl der Kinder (1-3) und ihrer vorhandenen Freizeit (Vollzeit tätig – Rentner) wünschten sich genau drei Dinge als Geschenk zum Vatertag: Zeit, Zuwendung und eine Zukunftsperspektive.
Zeit – das größte Geschenk zum Vatertag
Das Thema Zeit nahm bei vielen Vätern einen besonders hohen Stellenwert ein. Dabei stand vor allem die Zeit mit der Familie und den Kindern im Mittelpunkt. Ob durch Tagesausflüge, ein Wiedersehen oder Reisen. Fast alle Väter wollten den Vatertag dazu nutzen, um gemeinsam etwas mit ihren Kindern zu erleben.
Doch auch die Zeit für sich selbst ist nicht zu unterschätzen. So wünschte sich die Hälfte der Väter, an diesem Tag auch etwas Zeit für das eigene Hobby oder für das Treffen mit Freunden geschenkt zu bekommen. Ein Schachspiel im Park, Grillen im Garten, Magic Karten spielen. Das war es, was sich die Väter am meisten wünschten: Zeit zur Entspannung vom Alltagsstress zu erhalten – egal ob für sich allein, mit der Familie oder mit Freunden.
Zuwendung – auch für Väter ein wichtiges Thema
Die zweite große Hoffnung aller Väter für diesen Tag bestand in Zuwendung. Zuwendung im Sinne von Verständnis seitens der PartnerInnen, aber auch in Form von Aufmerksamkeit und Fürsorge. Dabei wünschten sich die Väter in der Mehrheit von ihren Kindern tatsächlich die selbstgebastelten Geschenke, mit denen ihnen gezeigt wird, wie sehr sie ihren Sprösslingen am Herzen liegen. Auf der anderen Seite erhofften sie sich von ihren PartnerInnen aber auch Massagen und etwas Erotik. Somit stellten sich Liebe und Aufmerksamkeit als weitere, ideale Geschenke zum Vatertag heraus, die so einfach zu erreichen und doch so wichtig sind.
Zukunftsperspektiven – ein Wunsch für die Kinder
Der letzte Wunsch erstaunte mich am meisten. Drei der zehn Väter sprachen davon, sich zu wünschen, dass ihre Kinder eine ebenso gute Zukunftsperspektive haben sollten, wie sie es selbst hatten. Für sie bedeutete das, in einer Welt zu leben, in der ihre Kinder nicht von Krieg verfolgt oder von Umweltkastatrophen heimgesucht werden, oder in der sie durch finanzielle Schwierigkeiten Not leiden müssen.
Darauf war ich nicht gefasst und doch freute es mich umso mehr: Alle Gespräche zeigten, dass der Vatertag doch aus mehr besteht, als den klassischen Geschenken und den klischeehaften Vorstellungen des idealen Tagesablaufs. Für mich als Ehefrau bedeutet er nun, mich daran zu erinnern, wie gut es uns als Familie geht und dass mein Mann einen wesentlichen Beitrag dazu leistet, dass das genau so ist. Ich finde, dafür hat er sich die Erfüllung seiner drei Wünsche mehr als verdient.
Theres Philipp
Wir feiern auch eher familiär. Es muss aber immer irgendwie gegrillt werden und Bier da sein 🙂 Ich kenne es auch eher so, dass die Junggesellen ein Spektakel aus dem Tag machen, nicht die Väter.
Den Vatertag habe wir fast nie gefeiert. Er war uns gar nicht bekannt. Spannend was du mit deinen Recherchen und Befragungen herausgefunden hast. Ich finde es schön, welche Wünsche die Väter für sich und die Familie haben.