Sylvia Kirchherr ist Musikerin, Kunsthandwerkerin und Lebenskünstlerin. Sie komponiert eigenwillige Musik, gesungen in Spanisch, Deutsch und ihrer eigenen Sprache, begleitet von Gitarre, Hang oder Akkordeon. Durch die Pandemie kann sie seit einem Jahr keine Konzerte mehr geben. Staatliche Unterstützung erhält sie als freischaffende Künstlerin keine. Darum hat sich Sylvia auf ihre handwerklichen Fähigkeiten besonnen. Sie kreiert faszinierenden Schmuck, färbt und verspinnt Wolle und zaubert daraus farbenfrohe Wolldecken.
“Ganz tief in mir drin habe ich mich immer anders gefühlt als alle anderen um mich herum. Nicht passend, nicht in Form zu bringen oder so wirklich dazugehörig. Was ich jedoch schon immer konnte, eigentlich seit ich ganz klein war, ist singen, und damit kamen die Menschen zu mir.” Sylvia wächst in Süddeutschland auf. Ihr Umfeld drängt sie zum Studium. Sie versucht sich in Kunstgeschichte, Germanistik und Sozialpädagogik, aber sie bricht ab, weil sie spürt, dass ihr Weg ein anderer ist. Mit Anfang zwanzig zieht sie auf die Nordseeinsel Langeoog, wo sie ihrer Musik begegnet. Einer eigenwilligen Musik, die aus ihrem Inneren kommt und die sich in keine Sparte einordnen lässt. Sylvia Kirchherr vertraut ihrer inneren Stimme und macht sich auf den Weg.
Straßenmusik und Gesangsworkshops
In einem ausgebauten Bus reist sie durch viele Länder und macht Straßenmusik. Sie überquert den Atlantik auf einem Segelschiff und arbeitet als Walbeobachterin. Zu Fuß überquert sie die Alpen und bringt in einer Jurte ihren Sohn zur Welt. Gemeinsam mit ihm lebt sie in verschiedenen Kulturen. Ihre eigenwillige Musik berührt die Menschen. “Sobald ich einen Ton anschlage, wird es zumeist still und ich berühre etwas ganz tief in den Herzen und Seelen.” Sylvia gibt Gesangsworkshops und Konzerte auf deutschen und ausländischen Bühnen. Seit über 15 Jahren lebt sie inzwischen von der Musik.
Doch nun hat die Pandemie sie ausgebremst. Weil selbst Konzerte in kleinem Rahmen verboten sind, sind auch keine Hauskonzerte mehr möglich. Dennoch musiziert Sylvia weiter. Mit ihrer neuen CD “Ja, dranbleiben!” motiviert sie nicht nur andere Menschen zum Durchhalten, sondern auch sich selbst.
Aus der Not entsteht eine Tugend
Neben der Musik hat sich Sylvia im vergangenen Jahr ein zweites Standbein aufgebaut. Die Liebe zur Handarbeit trägt sie seit ihrer Kindheit in sich. Im Alter von fünf Jahren lernt sie von ihrer Mutter Häkeln und Stricken. Aus kleinen Fundstücken in der Natur bastelt sie daraus Schmuckstücke. In Mexiko entdeckt sie das Spinnen und verliebt sich in die Arbeit mit Wolle. Auf ihren Konzertreisen ist fortan immer ein Spinnrad mit im Gepäck.
“Am Anfang aller Spinnereien steht das Schaf. Ich verwende nur Bio-Wolle von Tieren, die rund ums Jahr draussen sein können. Soweit es geht, bin ich schon bei der Schafschur dabei und wähle die Vliese aus, die mir am besten gefallen.” Die Rohwolle wird gefärbt und anschließend versponnen . “Für mich liegt der Zauber des Färbens vor allem im Spiel mit den verschiedenen Farben, sie so lange zu mischen, bis ich genau die (Farb-)Töne habe, bei denen mein Herz mitlacht.” Aus dieser Wolle entstehen farbenfrohe Wolldecken und kuschelige Ponchos.
“Es gibt mehr als einen richtigen Weg.”
Sylvia Kirchherr ist eine Reisende. Zwar arbeitet sie vorwiegend in Süddeutschland, aber ihr Herz hängt am Meer. Ihre eigenwillige Musik und ihr farbenfrohes Handwerk sind Ausdruck ihrer Begegnung mit fremden Kulturen und verschiedenen Lebensweisen. Ihre Reisen führen sie immer wieder auch nach innen. Sie hat verstanden, dass es im Leben mehr als einen richtigen Weg gibt. So konzentriert sie sich zurzeit auf ihr Kunsthandwerk und arbeitet an einer neuen CD, bis sie mit ihrer eigenwilligen Musik wieder Konzerte und Gesangsworkshops geben kann.
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Geboren 1979 in der Schweiz, studierte ich Staatswissenschaften und Kulturmanagement. 2013 zog ich mit meinem Partner und fünf Kindern auf ein Segelschiff, mit dem wir durch die Welt reisen. Seit 2017 veröffentliche ich als Autorin Sachbücher, Reiseberichte und Romane. 2018 habe ich in der Karibik unser sechstes Kind auf dem Boot geboren.
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