Die Geschichte der Menstruation

Orchidee Vulva

Neben einigen wenigen Tierarten, wie etwa dem Schimpansen, manchen Fledermausarten und dem Rüsselspringer, menstruiert auch der weibliche Mensch regelmäßig. In diesem Artikel sehen wir uns die Entwicklung der Menstruation im Laufe der Jahrtausende genauer an.

Obwohl dieser Vorgang im weiblichen Körper unabdingbar mit dem Fortbestand der menschlichen Spezies verbunden ist, wurde dieses Thema in den letzten Jahrtausenden derart tabuisiert, dass heute der Großteil der Bevölkerung nicht offen darüber spricht.

Erschreckend ist, dass viele heranwachsende Kids gar nicht genau wissen was die Menstruation eigentlich für einen Nutzen hat. Zudem assoziieren mehr als die Hälfte der Jugendlichen etwas Negatives mit diesem Thema. Die Mädchen schämen sich und die Jungs wollen nichts damit zu tun haben.

Welche Funktion hat die Periode?

Ab der ersten Regelblutung reift jeden Monat eine Eizelle im Körper der Frau heran. Für die Einnistung baut sich in der Gebärmutter eine Schleimhaut auf. Wird die Eizelle nicht befruchtet, stößt der Körper diese mitsamt der obersten Schleimhautschicht der Gebärmutter ab und die Blutung setzt ein.

Gebärmutter und Eierstöcke
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Im Schnitt hat eine Frau etwa 40 Jahre lang ihre Periode, das sind ganze 480 Zyklen. Geht man dabei von einer Blutungsdauer von etwa 4 – 7 Tagen aus, ergibt das zwischen 1.920 und 3.360 blutende Tage. Das sind 5 bis 9 Jahre unseres Lebens, die wir blutend verbringen.

Schon allein aufgrund dieser Tatsache und der, dass ohne Menstruation keine Fortpflanzung möglich ist, sollte die Periode wieder ein natürlicher Bestandteil unseres Daseins werden.

Wie war das damals?

Der Mensch hat nach Angaben der Forschung schon immer menstruiert, egal ob der Frühmensch oder der Neumensch.

Man geht davon aus, dass Frauen in früheren Epochen nicht so häufig menstruiert haben wie die moderne Frau. Das liegt vor allem daran, dass die Lebenserwartung weitaus geringer war und die Menstruation in Relation zur Lebensdauer erst später einsetzte. Zudem wurden die Kinder lange gestillt, was die Blutung in den meisten Fällen unterdrückt und die Frauen öfter schwanger waren als heute.

Der Umgang mit der monatlichen Blutung hat sich im Laufe der Zeit jedoch sehr verändert.

Sehen wir uns das doch genauer an.

Die Frauen der Steinzeit

Wie die steinzeitlichen Frauen mit der monatlichen Blutung umgegangen sind, kann heute nicht mehr nachvollzogen werden, doch ist es möglich, dass sie eine Form der freien Menstruation gelebt haben. In kälteren Gefilden kann es durchaus sein, dass die Urfrauen sich Fellstücke zwischen die Beine geklemmt haben.

Es wurden auch schon Höhlenmalereien gefunden, die vermutlich mit Menstruationsblut gemalt wurden. Aufgrund der Funde geht die Forschung davon aus, dass Frauen sowohl an der Jagd als auch an den Malereien beteiligt waren. Der Stellenwert der steinzeitlichen Frauen war also weitaus höher als in den nachfolgenden Jahrtausenden.

Zahlreiche Funde lassen auch darauf schließen, dass spirituelle Rituale stattgefunden haben, die den Übergang vom Kindsein in das Erwachsenenleben gefeiert haben. Auch hier hat der weibliche Zyklus eine tragende Rolle gespielt.

Wissenschaft in der Antike

Statue Frauenfigur Antike
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Da sich in der Antike hauptsächlich Männer mit der Wissenschaft beschäftigt haben war die Periode in deren Betrachtung etwas Unerklärliches und somit Schlechtes.

Am Anfang der Antike sah man die Menstruation noch als eine Art Reinigungsprozess. In späterer Folge galt die allgemeine Auffassung, dass das Menstruationsblut giftig sei und die Frau nur aus dem Grund überlebt, da sie dem Gift gegenüber immun ist.

Berühmte Gelehrte wie Pythagoras, Hippokrates, Aristoteles und Paracelsus haben sich mit diesem Thema auseinandergesetzt und sind zu ähnlichen Ergebnissen gelangt. Die Menstruation hat ihren negativen Ruf erhalten, den sie bis heute nicht verloren hat.

Menstruierende Frauen galten als unrein und ihr Blut als Ursache für zahlreiche Krankheiten wie Syphilis, Lepra oder sogar die Pest.

Zu Zeiten Cleopatras

Cleopatra war der Inbegriff von Anmut und Schönheit ihrer Zeit. Sie ist bekannt für ihre ausgiebigen und aufwendigen Schönheitsrituale. Umso interessanter ist die Frage, wie die Frauen dieser Epoche die monatliche Blutung erlebt haben.

Überlieferungen zufolge wurde Menstruationsblut als etwas Magisches angesehen, weshalb es auch als Zutat in manchen medizinischen Rezepten Verwendung fand.

Cleopatra selbst soll ihr Menstruationsblut in Liebes-Cocktails gemischt haben, um einflussreiche Männer in ihren Bann zu ziehen.

Im alten Ägypten kannte man verschiedene Methoden, um das Blut während der Menstruation aufzufangen. Manche Frauen haben Stoff über kleine Holzstückchen gewickelt und wie ein Tampon verwendet. Andere wiederum haben Binden aus Gras benutzt.

Menstruation im Mittelalter

Das Mittelalter war eine harte und raue Zeit, vor allem für Frauen. Anders zu sein bedeutete in vielen Fällen den Tod. Frauen galten nach wie vor als unrein, umso verständlicher ist es, dass damals nicht über die Menstruation gesprochen wurde. Obwohl immer mehr Menschen der Auffassung waren, dass die Periode ein Zeichen der Fruchtbarkeit war, wurde sie dennoch als Beweis der Minderwertigkeit der Frau gesehen.

Einfache Frau im Mittelalter beim Töpfern
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Auch um die Hygiene war es nicht gut bestellt, besonders in den ärmeren Schichten war es nicht üblich sich zu waschen, darum brachen in dieser Zeit auch viele schwere Krankheiten und Epidemien aus. Trotzdem gab es in größeren Städten Badehäuser, wo Frauen sich reinigen konnten.

Im Mittelalter trugen Frauen auch keine Unterwäsche. Hatten sie ihre Tage, haben sie sich Überlieferungen zufolge, ihre knielangen Hemden im Schritt zusammengebunden, um so das Blut aufzufangen. Viele Frauen haben das Blut auch einfach an den Beinen herablaufen lassen. Damen, die es sich leisten konnten, verwendeten damals schon Baumwolltücher oder andere Stoffe als eine Art Binden.

Zu Omas Zeiten

Im letzten Jahrhundert hat sich zwar manches geändert, die Menstruation wurde jedoch nach wie vor als notwendiges Übel angesehen und war mit vielen Mythen und Aberglauben behaftet.

In ländlichen Gegenden war man etwa dem Glauben, dass Nahrungsmittel, die von einer menstruierenden Frau angefasst werden, schneller verderben.

Frauen gingen während der Tage trotzdem ihrer Arbeit nach, da man sich damals keine Auszeit leisten konnte. Manche Damen durften allerdings nicht zum Tanz oder an anderen gesellschaftlichen Zusammenkünften teilnehmen.

Wer es sich leisten konnte, hat Binden aus Leinen oder Stoff verwendet. Als Alternative kamen Einlagen aus Pflanzenfasern, Bast oder Gras zur Verwendung. Manche Frauen haben das Menstruationsblut aber auch einfach laufen lassen.

Menstruation – Noch immer ein großes Tabu

Warum hat sich das Bild der Menstruation derart verändert, warum ist die monatliche Blutung der Frau im Laufe der Zeit zu solch einem Tabuthema geworden? Und warum hat sich bis heute kaum etwas daran geändert?

Ich persönlich kenne gerade einmal zwei Frauen, die offen über ihre Menstruation sprechen und das auch nur, weil sie es sich zur Aufgabe gemacht haben über dieses Thema aufzuklären und den Frauen alternative Hygieneprodukte näherzubringen und zugänglich zu machen.

Hätte ich damals nicht mit ihnen gearbeitet, würde ich wahrscheinlich zu den 98 % der weiblichen Bevölkerung gehören, die nicht darüber sprechen. Frauen, die sich dafür schämen und oft nicht einmal ihren Partner daran teilhaben lassen.

Aufklärung

Ein besonders wichtiges Thema ist die Aufklärung über die verschiedenen Hygieneartikel, die während der Menstruation verwendet werden können.

Menstruationstasse und Tampon mit Einführhilfe
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Im Laufe der Zeit haben sich vor allem Tampons und Binden zu den meist verwendeten Artikeln herauskristallisiert. Für die meisten Frauen sind sie ein Segen und die einzige Möglichkeit das Menstruationsblut aufzufangen.

Daher werden fast jedem jungen Mädchen nur diese beiden Möglichkeiten angepriesen.

In den herkömmlichen Tampons und Binden befinden sich jedoch auch für den Körper schädliche Stoffe, die diverse Erkrankungen begünstigen können. Eine fachgerechte Aufklärung kann helfen, den jungen Mädchen alternative Möglichkeiten vorzustellen.

Denn mittlerweile gibt es eine ganze Bandbreite an Hygieneprodukten, die während der Blutung eingesetzt werden können und nicht schädlich für den Körper sind. Menstruationstassen ohne Silikone, Tampons ohne Glyphosat, Stoffbinden und dergleichen sind im Kommen und revolutionieren den Umgang mit der Menstruation.

Alte Traditionen in der heutigen Zeit

Leider haben sich in manchen Gebieten viele der negativen Glaubenssätze bis in die heutige Zeit gehalten. Vor allem in afrikanischen und asiatischen Ländern werden menstruierende Frauen oft wie Aussätzige behandelt. Sie müssen für die Dauer der Blutung in eigens fernab der Dörfer gebaute Hütten ziehen, die nur sehr spartanisch eingerichtet sind und über keinerlei Schutz oder hygienische Standards verfügen. Nicht selten kommt es aufgrund dessen zu Todesfällen in diesen sogenannten Menstruationshütten.

Die Frauen sind dabei den Gefahren durch gewaltbereite Männer, wilde Tiere oder Kälte hilflos ausgeliefert.

Nur sehr langsam lösen sich die Menschen von diesem Irrglauben und erlauben Frauen während ihrer Periode am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.

Die neue Generation

Moderne Frauen beginnen vermehrt umzudenken, sich nicht mehr zu verstecken. Besonders die jungen Frauen sind auf dem Weg wieder im Einklang mit sich selbst zu leben und zu ihrer Weiblichkeit mit all ihren Facetten zu stehen.

Der Umgang mit der eigenen Sexualität und dem eigenen Körper verändert sich positiv. Der Trend geht hin zu nachhaltiger Frauenhygiene. Auch die freie Menstruation, welche den natürlichen Umgang mit der Blutung fördert, ist auf dem Vormarsch.

Die neue Generation schenkt dem eigenen Körper wieder mehr Achtung und bricht diese tiefsitzenden Tabus rund um das Thema der monatlichen Blutung.

Elke Orth

2 Kommentare

  1. Ups, da habt ihr euch einem Tabu-Thema angenommen, wie bei der Sterbebegleitung. Finde ich sehr schön, dass ihr solche Themen aufgreift und sie so sensibel mit viel Gespür behandelt. Auch dieser Text ist euch toll gelungen, denn natürlich will man erstmal nichts groß davon wissen, aber der historische Hintergrund ist doch recht interessant. Man macht sich gar nicht so bewusst, wie gut wir es heute doch haben, mit all unseren Hygienemitteln. Was muss das früher alles unangenehm gewesen sein und doch wird es in der Literatur gar nicht behandelt ,das Thema, einfach totgeschwiegen.

  2. Ich finde es schön, dass immer öfter über Menstruation geredet wird und es somit nach und nach kein Tabu mehr ist. Den historischen Hintergrund fand ich ebenfalls sehr interessant 🙂 Ich persönlich mag die Periode jedoch gar nicht, bin jedes Mal froh wenn sie wieder vorbei ist 😀 Vielleicht geht es aber auch vielen so und es wird deswegen nicht darüber geredet, bzw kaum.

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  1. Die Menstruation und wie Frau damit umgeht - Zisano ✰

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