Sterben ist ein unvermeidlicher Teil des Lebens, und doch ist es im letzten Jahrhundert sehr weit aus dem Alltag herausgerutscht. Mit dem Tod kommen wir kaum noch in Berührung und schieben ihn gerne so weit wie möglich fort. Die Leidtragenden dieser Entwicklung sind die Sterbenden und ihre Angehörigen, die viel zu oft alleine sind. Hospizvereine arbeiten dafür, diesen Prozess umzukehren und den Tod wieder ins Leben hineinzuholen. Sie unterstützen Menschen in ihrer letzten Lebensphase, um ihnen ein würdevolles Sterben zu ermöglichen.
Unterstützung für Menschen in der letzten Lebensphase
Hospizbegleiterinnen und -begleiter kommen genau dorthin, wo sie gebraucht werden: nach Hause, ins Pflegeheim oder ins Krankenhaus. Sie begleiten Menschen, deren Lebensende (wahrscheinlich) absehbar ist.
Wie die Begleitung aussieht, ist ganz unterschiedlich: Manchmal geht es vor allem darum, Angehörige zu entlasten. Diese können dann ausruhen, Termine wahrnehmen oder etwas für sich selbst tun, während eine Hospizbegleiterin oder ein Hospizbegleiter beim Patienten wacht. Im Zentrum steht jedoch immer der kranke oder alte Mensch. Bei den regelmäßigen Besuchen kann es ernst oder auch sehr lustig zugehen, ganz nach Situation. Je nach den Wünschen des/der Begleiteten wird geredet, vorgelesen, gesungen, gespielt oder etwas ganz anderes. Manchmal kann man gemeinsam noch letzte Wünsche verwirklichen. Manchmal sitzt die Begleiterin oder der Begleiter einfach nur am Bett, ohne etwas zu tun. Das ist für viele am schwersten, aber manchmal genau das Richtige.
Wenn der Tod näherrückt, kommt die Hospizbegleiterin oder der Hospizbegleiter in kürzeren Abständen, bei Bedarf werden weitere Personen hinzugezogen. Wenn es nötig ist, sind in den letzten Tagen sogar Wachen rund um die Uhr zu organisieren.
Ehrenamtliche Arbeit für Sterbende
In Hospizvereinen arbeiten in erster Linie ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dadurch ist die Leistung der Hospizvereine für jeden kostenlos. Die Grundhaltung ist: Würdevolle Sterbebegleitung soll nicht vom Geld abhängen. Melden kann sich jeder mit einer diagnostizierten Erkrankung, die das Leben verkürzen wird. Was eher technisch klingt, bedeutet: Der Tod muss nicht unmittelbar bevorstehen, um einen Hospizverein einzuschalten. Es gibt Begleitungen, die über Jahre hinweg laufen. Aber auch in den letzten Tagen oder sogar Stunden kann es sich noch lohnen, einen Hospizverein zu informieren, wenn Hilfe gebraucht wird. Es gibt in den meisten Hospizvereinen Notfalltelefone, die rund um die Uhr besetzt sind.
Hospiz, Palliativstation und mehr: Begriffsklärungen
Rund um die Hospizarbeit gibt es einige wichtige Begriffe, die es zu unterscheiden gilt:
- Ein Hospiz ist ein Haus, in das Menschen in ihrer letzten Lebensphase einziehen können. Hier werden sie bis zu ihrem Tod liebevoll umsorgt, sowohl medizinisch als auch psychosozial und spirituell. Eine wunderbare Sache! Leider gibt es bei Weitem noch nicht genügend Hospizplätze in Deutschland.
- Ambulante Hospizdienste: Unter diesem Begriff versteht man die Arbeit der meisten Hospizvereine, wie sie hier auch beschrieben ist. Die Hospizbegleiterinnen und -begleiter kommen nach Hause, ins Krankenhaus oder ins Pflegeheim, um dort zu unterstützen.
- Zusätzlich zu den Hospizen gibt es Palliativstationen in Krankenhäusern. Hierhin kommen Menschen, deren Erkrankung nicht mehr behandelt werden kann. Sie werden medizinisch so gut wie möglich eingestellt, um Schmerzen und andere Symptome zu lindern. Danach werden sie in den meisten Fällen wieder entlassen und können nach Hause zurückkehren.
- Ambulante Palliativdienste leisten ähnliche Arbeit im häuslichen Umfeld: Palliativärzte und -pflegekräfte sind rund um die Uhr erreichbar und sorgen dafür, dass die Sterbenden optimal medizinisch versorgt sind. Ambulante Hospiz- und Palliativdienste arbeiten häufig eng zusammen.
Was machen Hospizvereine sonst noch?
Im Zentrum der Hospizarbeit steht die Begleitung von Sterbenden und ihren Angehörigen. Doch es gibt noch weitere Aufgaben, die von vielen Hospizvereinen übernommen werden:
- Trauergruppen unterstützen die Angehörigen auch nach dem Tod.
- Beratung zu Patientenverfügungen und Vollmachten hilft, rechtzeitig gut für die letzte Lebensphase vorzusorgen.
- Speziell geschulte Hospizbegleiterinnen und -begleiter arbeiten im Kinderhospizdienst. Hier werden auch Geschwisterkinder von schwer erkrankten Kindern unterstützt.
- Öffentlichkeitsarbeit ist ebenfalls ein wichtiges Feld. So gibt es zum Beispiel Projekte für Schulen, um schon Jugendliche für das Thema „würdevolles Sterben“ zu sensibilisieren.
Fazit:
In Deutschland gibt es etwa 1500 ambulante Hospizdienste, sicher auch in Ihrer Nähe! Melden Sie sich ruhig dort, wenn Sie Unterstützung brauchen oder sich für eine ehrenamtliche Mitarbeit interessieren.
Birgit Oppermann
Ich bin freiberufliche Texterin und Autorin und schreibe in erster Linie Blog- und Ratgebertexte in diesen Themenbereichen:
- Persönlichkeitsentwicklung und Psychologie
- Gesundheit
- Hospizarbeit
- Spiel (Rollenspiele, Brettspiele, Browsergames)
- Garten, Pflanzen und Bäume
Sprechen Sie mich aber gerne auch zu anderen Themen an.
Vielen Dank für den tollen Artikel! Nimmt einem ein bisschen die Angst und regt uns an, uns mehr dem Thema Tod zu öffnen 🙂
Ein super wichtiges und dennoch für mich persönliches sehr schwieriges Thema. Ich denke nicht gerne über den Tod nach und bin mir sicher, dass auch das gesellschaftliche Bild etwas dazu beiträgt. Dabei ist es eigentlich so wichtig sich damit zu beschäftigen. Toll dass es solche Vereine gibt.
Liebe Grüße
Jana