Eine der schönsten Herbstblumen ist wohl die Herbstzeitlose (Colchicum autumnale). Fast wie ein zartlila Krokus sieht sie aus. Für den Garten gibt es Sorten in unterschiedlichen Farben und Blütenformen. Doch das hübsche Aussehen ist nicht das Bemerkenswerteste an dieser Blume: Sie gehört zu den giftigsten Pflanzen unserer Breiten.
Aussehen und Namen der Herbstzeitlosen:
Die Herbstzeitlose ähnelt einem Krokus, hat aber während der Blütezeit keine Blätter. Die Blüte sitzt auf einem Stiel, der botanisch gesehen Teil der Blüte ist. Sie ist hell violett oder rosa. Durch die fehlenden Blätter kommen die Blüten so richtig zur Geltung und bilden auf manchen Wiesen ganze Teppiche. Die Blätter erscheinen dann erst im nächsten Frühjahr und sind längst wieder verschwunden, wenn die Herbstzeitlose blüht.
Ihren Namen hat die Herbstzeitlose, weil sie mit ihrem frühlingshaften Aussehen wie aus der Zeit gefallen wirkt und mit ihrem Erscheinen den Herbst ankündigt („losen“ bedeutet auf Althochdeutsch „vorhersagen“). Wie die meisten Pflanzen hat sie auch viele Trivialnamen. Einige davon weisen auf Eigenschaften hin: „Giftkrokus“ zum Beispiel oder „Leichenblume“, „Herbstvergessene“ oder „Winterhauch“. Andere Namen spielen auf die fehlenden Blätter an. Auf Schweizerdeutsch heißt die Herbstzeitlose „Blutts Mäitli“, also „nacktes Mädchen“. In der Eifel wird man noch deutlicher: Hier wird sie „Nackarsch“ genannt.
Vorsicht: Gift!
Die Herbstzeitlose ist sehr giftig, sowohl für Menschen als auch für viele Tiere. Alle Teile der Blume enthalten den giftigen Stoff Colchicin, die Blüte aber ganz besonders. Besonders Kinder sind gefährdet, wenn sie mit den Blüten in Berührung kommen. Aber auch die Blätter können gefährlich sein: Sie werden immer wieder mit dem Bärlauch verwechselt und sorgen dann für Vergiftungen. Es gibt auch Berichte über Vergiftungen, die durch Milch hervorgerufen wurden, wenn die Kühe oder Schafe Herbstzeitlose gefressen hatten.
Wegen der Giftigkeit für Weidevieh ist die Herbstzeitlose bei Landwirten nicht gerade beliebt. Pferde, Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen und viele andere Tiere können sich mit der Herbstzeitlosen vergiften. Erwachsene Tiere sind zwar meist vorsichtig genug, die Pflanze nicht zu fressen, aber Jungtiere sind sehr gefährdet. Auch im Heu bleibt die Giftigkeit erhalten, weshalb man Wiesen mit Herbstzeitloser nur schwer verwenden kann.
Eine Vergiftung beim Menschen zeigt sich zwei bis sechs Stunden nach dem Verzehr, zunächst mit Brennen im Mund. Schluckbeschwerden, Erbrechen und blutige Durchfälle können folgen. Je nach Dosis können dann Atemlähmungen und Kreislaufprobleme hinzukommen, die gar nicht so selten zum Tod führen. Deshalb ist beim ersten Verdacht auf eine Vergiftung ärztliche Hilfe gefragt.
Wie viele andere giftige Stoffe kann Colchicin, das Gift der Herbstzeitlose, aber auch in der Medizin eingesetzt werden: Es leistet bei der Behandlung von Gicht gute Dienste. Außerdem nutzt man es bei der Pflanzenzucht: Colchicin sorgt dafür, dass die einzelnen Zellen von Pflanzen deutlich größer werden, sodass man zum Beispiel besonders große Erdbeeren züchten kann.
Herbstzeitlose im Garten?
Herbstzeitlose bildet im Garten hübsche Farbtupfer, wenn die meisten anderen Blumen schon verblüht sind. Außerdem breitet sich die Pflanze problemlos von selbst aus und bildet dekorative Teppiche, ohne dass sie besondere Pflege braucht. Allerdings hat diese Schönheit eine gefährliche Kehrseite: Wer Kinder oder neugierige Haustiere hat oder gar das eigene Gras an Tiere verfüttert, sollte auf Herbstzeitlose im Garten lieber verzichten. Auch wenn nur hin und wieder Nachbarskinder oder Enkel zu Besuch kommen und im Garten spielen, kann die Herbstzeitlose sehr gefährlich werden. Behalten Sie das immer im Hinterkopf. Wenn Sie sich trotzdem für Herbstzeitlose im Garten entscheiden, können Sie auf verschiedene Zuchtformen zurückgreifen. Es gibt sie gefüllt und ungefüllt, in Lila, Rosa und Weiß. Herbstzeitlose mag sandigen bis lehmigen Boden mit vielen Nährstoffen. An sonnigen bis halbschattigen Stellen fühlt sie sich besonders wohl.
Übrigens: Wer Knollen für den Garten anschafft, kann sie zunächst einfach auf die Fensterbank legen. Die Blüten entstehen vor den Wurzeln, sodass Sie zunächst die Blumen im Haus genießen können. (Auch hier natürlich nur, wenn es keine Kinder oder Haustiere im Haushalt gibt!) Nach der Blüte setzen Sie die Knollen zügig an ihren Platz im Garten.
Birgit Oppermann
Ich bin freiberufliche Texterin und Autorin und schreibe in erster Linie Blog- und Ratgebertexte in diesen Themenbereichen:
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