Tod, Trauer und Trost – der schwere Abschied von Hund und Katze

Katze Mömi
Katze Mömi (Foto: Michèle Gries)

Das Zusammenleben mit einem Tier ist eine einzigartige Erfahrung. Doch diese schöne Zeit geht irgendwann leider zu Ende. Wegen des Alters oder einer Krankheit müssen wir früher oder später Abschied von unseren pelzigen Gefährtinnen und Gefährten nehmen. Aber wie lässt sich der Schmerz ertragen, wenn das geliebte Tier uns für immer verlässt?

Als ich im Oktober 2015 das städtische Tierheim besuchte, hatte ich einen klaren Plan: Eine Katze sollte es sein, möglichst jung. Zu präsent war die Trauer auch noch nach Jahren, die ich empfunden hatte, als die Katzen aus meiner Kindheit verstorben waren. Aber es kam anders – wie so oft im Leben. Eine elfjährige einzelgängerische Katze eroberte sofort unser Herz. Zwei Wochen später zog sie bei uns ein. Sie war eine angenehme Mitbewohnerin: sanft, schön und lieb.

Wenn die gemeinsame Zeit mit Hund und Katze sich dem Ende neigt

Zwei Jahre lang war alles perfekt, bis dann im Februar 2018 die Diagnose „Fibrosarkom“ unser Leben zu dritt erschütterte. Der aggressive Bindegewebskrebs ließ sich auch durch eine OP nur aufhalten und nicht stoppen. Uns wurde klar, dass die verbleibende Zeit mit unserer Katze Mömi sehr begrenzt war. Jeder Moment mit ihr fühlte sich noch wertvoller an als zuvor. Eine Heilpilztherapie schenkte ihr noch viel Lebensqualität, aber im November stellte Mömi das Fressen immer mehr ein.

Katze Pieps
Katze Pieps (Foto: Katja C.)

Katja aus Hamburg erlebte Ähnliches mit ihrer Katze. Sie musste diese Erfahrung schon nach kurzer Zeit machen, wie sie mir berichtet: „Ich hatte meine geliebte Katze Pieps aus einem spanischen Tierheim adoptiert. Sie war zehn Jahre alt. Der Tag, an dem ich sie fast ohne Vorwarnung einschlafen lassen musste, weil ihre Nieren versagten, war einer der schlimmsten in meinem Leben. Ich fühlte mich ohnmächtig, weil ich ihr nicht mehr helfen konnte. Ich wollte ihr Leben retten und nicht ohne sie sein müssen, aber es war unmöglich.“ Nur 18 Monate hatten die beiden zusammen. Aber es waren 18 Monate voller Liebe und Kuscheleinheiten.

Eigentlich war Timo aus Saarbrücken auch ein Katzenmensch. Doch seine Frau brachte ihn schließlich auf den Hund: Mit Mischling Zoe war es Liebe auf den ersten Blick. Sie zog als Welpe Mitte 2009 bei den beiden ein. Timo spricht in den höchsten Tönen von seiner Hündin: „Es dauerte wahrlich nicht lange, und sie war mehr als lediglich ‚unser Hund‘. Meine Frau und ich waren drei Jahre zusammen, als Zoe kam, und sie wurde sehr sehr schnell zu ‚ unserem Kind‘. Und so zogen die Jahre ins Land. Zoe wurde älter… und grauer. Ich habe immer gesagt: ‚Zoe und ich, wir grauen um die Wette‘. Dabei habe ich zart ihr Kinn gekrault. Sie hat es immer so genossen.“ Dann kam das Jahr 2019 – Zoes zehnter Geburtstag rückte näher. Timo und seine Frau ließen ihre Hundeseniorin gesundheitlich durchchecken, als sie plötzlich weniger fraß. Sie nahmen an, es könnte an den Zähnen liegen. Doch leider gab es schwerwiegendere Gründe.

Der schwere Abschied

Nach drei gemeinsamen, wunderschönen Jahren starb meine geliebte Katze Mömi am 12. Dezember 2018. Ihre letzten Atemzüge machte sie in unserem Bett, zwischen ihren beiden Menschen in ihrem Kuschelkorb. Längst war sie für mich eine enge Freundin geworden. Sie war kein Haustier, sondern ein Familienmitglied. Der Gedanke, ohne sie zu sein, war kaum zu verstehen. Wir brachten ihren Körper zu einem Tierkrematorium und warteten darauf, dass sie wieder nach Hause kommen würde. Für Leute ohne Garten eine gute Lösung. Sorgfältig suchten wir eine Urne für sie aus, die ihrem Charakter gerecht wurde: blau wie ihr sanftes Wesen.

Katja stand am Ende von Pieps’ Leben vor der schwierigen Entscheidung, die wohl jeder fürchtet. „Dem Tierarzt zu erlauben, das Leben vom Pieps zu beenden, war die schwerste und schmerzhafteste Entscheidung, die ich je treffen musste“, berichtet sie. „Immer wieder musste er mir versichern und schwören, dass es ihr nie mehr besser gehen würde, dass sie schwere Schmerzen erleiden würde, wenn wir sie nicht einschlafen ließen. Als meine Pieps in meinen Armen lag, ganz warm und so geschwächt, blieb ich stark für sie, weinte ganz leise in ihr Fell, sagte ihr, wie sehr ich sie liebte und dankte ihr für unsere gemeinsame Zeit. Ihre Seele sollte in Frieden und Liebe ihren Körper verlassen können.“

Hündin Zoe
Hündin Zoe (Foto: Timo W.)

Für Timo ist es sehr hart, an den letzten Tag mit Zoe zurückzudenken. Die Zähne waren in Ordnung, aber Zoes Blutbild und Leber zeigten, wie es um sie stand. Der Anruf seiner Frau, dass nur eine direkte Euthanasie möglich wäre, war ein Schock: „Kennst du diesen Moment, wenn das, was du hörst oder siehst, einfach nicht wahr sein KANN, aber es ist trotzdem so? Ein schrecklicher Moment! Meine Frau ging zum Tierarzt, um einen Zahn ziehen zu lassen, und plötzlich musste Zoe erlöst werden?“ Timo meldete sich noch auf der Arbeit ab, radelte um sein Leben, aber konnte seine Frau telefonisch nicht erreichen. Er kam leider fünf Minuten zu spät beim Tierarzt an: Zoe war schon gegangen. Gemeinsam mit seiner Frau blieb er noch etwas bei seiner geliebten Hündin. Die beiden nahmen eine Locke von ihrem Fell mit, um ein Andenken an sie zu haben.

Trost finden in einer schmerzhaften Zeit

Die Wohnung war so leer ohne Mömis Präsenz. Sie fühlte sich komplett anders an als sonst. Auch heute noch erinnere ich mich überall an sie. Katja fühlte sich ähnlich, nachdem Pieps sie verlassen hatte: „Ihr Tod war ein Schock für mich. Ich konnte die Ungerechtigkeit nicht ertragen, dass ihr Leben doch im Grunde gerade erst begonnen hatte. Sie war erst 18 Monate bei mir, wurde endlich geliebt und beschützt.“

Mömis Haare waren noch überall, und ab und zu fand ich eine abgewetzte Kralle oder ein Schnurrhaar. Mir hilft es sehr, diese Andenken in einer kleinen Truhe aufzubewahren. Später stellte ich ihre Urne neben die Truhe. Nun haben wir einen Ort, an dem wir um sie trauern können.

Auch Katja hat inzwischen Gedanken, die ihr in dieser schweren Zeit helfen: „Hätte ich sie nicht adoptiert, sie nicht von Spanien nach Deutschland bringen lassen – sie wäre vermutlich früher gestorben. Sie hätte Schmerzen gehabt und niemand hätte sie beweint, niemand hätte sie gehalten und geliebt. Sie hätte allein gehen müssen, voller Angst. Es spendet mir am meisten Trost, dass wir einander gefunden haben und eine so innige Seelenbeziehung miteinander haben konnten.“ Katja hat auch noch eine aktive Methode gefunden, um mit dem Lebensende ihrer Katze klarzukommen: „Um ihren Tod irgendwie zu verarbeiten, erstellte ich eine Facebook-Seite. Ich empfinde Trauer und Schmerz, aber ebenso Glück und Freude dabei, Fotos und Videos von ihr zu posten, zu erzählen, was sie mir bedeutet und wie groß ihre Rolle in meinem Leben war und ist. Das hilft mir tatsächlich: Sie ist mir ganz nah, wenn ich über sie rede.“

„Wie das Leben so spielt, ist Zoe nun tatsächlich an ihrem zehnten Geburtstag eingeäschert worden“, erzählt Timo. „An dem Tag, auf den wir uns so lange gefreut hatten… Sie steht nun in einer Urne bei uns im Schränkchen. Wenn der Zeitpunkt da ist, werden wir sie auf unserer Lieblingsgassistrecke in den Wind streuen.“ Bis die beiden so weit sind, wird Zoe aber noch in ihrem Zuhause bleiben.

Die vielen kleinen Videos und Fotos, die ich von Mömi gemacht habe, sind mein Andenken an sie für die Ewigkeit. Zuerst war einfach nur schmerzhaft, sie anzusehen. Inzwischen wecken sie aber auch schöne Gefühle. Die liebevollen Erinnerungen an sie kann mir niemand mehr nehmen – auch nicht die Trauer, die mich zuerst fest im Griff hatte. Die Dankbarkeit, diese wundervolle Persönlichkeit gekannt zu haben, überwiegt.

Michèle Gries

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