Kindern Weihnachtswünsche nicht erfüllen können

Wenn Eltern an Heilig Abend das Geld für teure Geschenke fehlt

In der Vorweihnachtszeit lauern für Kinder und Jugendliche Versuchungen an jeder Ecke: In den Kaufhäusern türmen sich Spielzeugberge, angesagte Teenie-Mode, Videogames, Blu-rays und Merchandising-Artikel zu populären Filmen. Spezielle Weihnachtsangebote locken bei Smartphones und TV-Geräten. Das weckt Begehrlichkeiten. Oft beginnt das Quengeln, Betteln und Diskutieren noch im Laden. Zu Hause werden umfangreiche Wunschzettel geschrieben. Jüngere Kinder richten sie an den Weihnachtsmann, ältere direkt an die Eltern. Liegt das Gewünschte später nicht unter dem Christbaum, ist die Enttäuschung groß. Tipp: Sprechen Sie offen mit Ihrem Kind.

Für Kinder ist Weihnachten ein Ereignis
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Weihnachten ist in den meisten deutschen Familien ein reines Konsumfest. Drei Tage lang wird geschlemmt von früh bis spät. An der Haustür geben sich Verwandte mit bunt verpackten Geschenken die Klinke in die Hand. Unter dem üppig geschmückten Baum häufen sich Päckchen. Allerdings gibt es auch Familien, die ganz bewusst einen anderen Kurs einschlagen. Manche, weil sie bewusst Konsumverzicht üben. Manche, weil das Geld fehlt, um den Kindern Wünsche zu erfüllen. Für Eltern eine schwierige Situation. Schließlich möchten sie ihren Kindern in der Regel trotzdem ein gemütliches, unvergessliches Weihnachtsfest bieten. Die gute Nachricht: Ob das gelingt, hängt nicht von dem Preis der Geschenke ab. Das Wichtigste ist die Atmosphäre.

 

Für Kinder Weihnachtsstimmung erzeugen

Weihnachten sollte vor allem etwas mit Zeithaben, Freude und Gemütlichkeit zu tun haben. Viele Familien, in denen die Weihnachtstage als Special Events stramm durchorganisiert sind, können diese Zeit gar nicht genießen. Sie arbeiten lediglich einen Terminplan ab. Das ist Stress pur. Genau das können Sie – mit wenig Geld – besser machen.

  • Backen Sie mit Ihren Kindern Plätzchen. Wenn dabei weihnachtliche Musik im Hintergrund läuft, erzeugt das eine gemütliche Stimmung.
  • Sammeln Sie zusammen Tannenzweige und Tannenzapfen für Dekorationen in der Natur.
  • Basteln Sie gemeinsam Weihnachtskugeln
  • Singen Sie Weihnachtslieder mit ihren Kindern.
  • Spielen Sie gemeinsam Brettspiele, Puzzles, Videospiele oder schauen Sie lustige Filme an.
  • Nehmen Sie sich Zeit für Gespräche bei Kerzenlicht. Mit Tee, Kakao und Decken wird es richtig gemütlich. Das Jahresende ist auch für Kinder und Jugendliche eine gute Zeit, um das vergangene Jahre Revue passieren zu lassen.

 

Kinder zum Schreiben von Wunschlisten ermutigen

Weihnachtsessen mit Kindern
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Jedes Kind hat ab einem bestimmten Alter materielle Wünsche. Ermutigen Sie Ihr Kind dazu, all diese Wünsche zu Papier zu bringen. In gemalter oder schriftlicher Form. Das allein ist schon eine aufregende Beschäftigung. Allerdings ist ein Wunschzettel an den Weihnachtsmann (oder an die Eltern) kein Bestellformular. Sprechen Sie mit Ihrem Kind im Nachhinein über die notierten Dinge und stellen Sie Rückfragen. Was reizt Ihr Kind ausgerechnet an diesem Plüschtier? Warum lässt eine bestimmte Marke das Herz Ihres Teenies höher schlagen? Was steckt hinter dem Wunsch nach einem bestimmten Tablet oder Smartphone?

Durch das Gespräch darüber, warum Ihr Kind einen bestimmten Gegenstand haben möchte, setzt es sich bewusster mit seinem Konsumverhalten auseinander. Außerdem fühlt sich Ihr Kind ernstgenommen, weil Sie zuhören. Das gilt für Kinder und Jugendliche in jedem Alter. Oft tut es ihnen schon gut, wenn Sie als Mutter oder Vater den exzellenten Geschmack loben, die knallige Farbe super finden oder die Technik aufrichtig bewundern. Wichtig ist im Zusammenhang mit dem Habenwollen die Frage: „Macht dich dieser Gegenstand wirklich glücklich?“ Mit jüngeren Kindern können Sie zusammen überlegen. Was passiert, wenn dieser Gegenstand tatsächlich im Haus ist? Im Kinderzimmer liegen schon fünf Einhörner. Warum wäre das sechste da noch etwas Besonderes? Bleibt die coole Star Wars Figur nicht einfach nur im Schrank stehen? Wäre etwas anderes nicht eventuell doch sinnvoller und würde langfristig mehr Spaß machen?

Verständnis zeigen und Kindern einen Herzenswunsch erfüllen

Weihnachtswünsche erfüllen
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Erklären Sie Ihrem Kind, dass Sie seine Wünsche nachvollziehen können. Schließlich haben auch Erwachsene Träume. Machen Sie ihm klar, dass Sie selbst sich auch nicht alles kaufen können. Gerade an Weihnachten ist das Geld knapp. Schließlich soll drei Tage lang leckeres Essen für die gesamte Familie auf den Tisch gebracht werden. Ein festlich geschmückter Baum gehört an Weihnachten für die meisten Familien dazu. Wieder eine Geldausgabe. Außerdem soll es zumindest ein kleines Geschenk für bestimmte Menschen geben, um ihnen eine kleine Freude zu machen. Das bedeutet, dass die einzelnen Aufmerksamkeiten nicht zu teuer ausfallen dürfen.

Sie könnten Ihrem Kind vorschlagen, sich nur eine einzige Sache von seiner Liste zu wünschen. Dieser Wunsch kann vielleicht erfüllt werden, wenn die gesamte Familie zusammenlegt. Falls auch das nicht möglich ist, machen Sie Ihrer Familie den Vorschlag, für alle gemeinsam eine Sache zu kaufen. Darüber wird ausgiebig gesprochen, diskutiert – und am Ende treffen alle zusammen die Entscheidung. Im Idealfall wählen alle zusammen ein Spiel oder einen gemeinsamen Tag im Kino, im Vergnügungspark oder im Zoo aus.

Gemeinsame Erlebnisse sind für Kinder wichtiger als Konsum

Weihnachten mit tierischer Familie
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Falls Sie doch mit Enttäuschung Ihres Nachwuchses konfrontiert werden: Fragen Sie Ihr Kind, was das allerschönste

Erlebnis der letzten Woche gewesen ist und warum. Aller Wahrscheinlichkeit nach nennt es eine gemeinsame Aktivität, einen lustigen Moment oder ein besonders eindrückliches Erlebnis. Etwas käuflich Erwerbbares wird wahrscheinlich nicht darunter sein. Erklären Sie, dass man genau daran erkennt, wie wichtig gemeinsame Zeit ist. Denn gekaufte Dinge sind ersetzbar. Zeit, die man mit geliebten Menschen verbringt, nicht. Es gibt jeden Moment nur ein einiges Mal.

Schenken Sie sinnvoll

Eltern sind Vorbilder. Wenn Sie kurz vor Weihnachten hektisch durch die Läden rennen und in heilloser Panik Verlegenheitsgeschenke kaufen, empfinden Kinder das Konsumieren von unpersönlichen, wertlosen Dingen als normal. Überlegen Sie stattdessen zusammen mit Ihrem Kind, wie man Papa, Oma, Opa, den Geschwistern oder Freunden an Heilig Abend eine ganz spezielle Freude machen kann. Das klappt nicht mit Allerweltsartikeln. Sammeln und besprechen Sie Ideen. Dadurch steht das Geschenkebekommen weniger im Vordergrund, sondern das Geschenke geben.

Kein schlechtes Gewissen haben

Weihnachtsessen mit Kindern
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Haben Sie kein schlechtes Gewissen, weil Sie Ihren Kindern nicht alles kaufen können. Kinder, deren Konsumwünsche uneingeschränkt erfüllt werden, freuen sich nicht mehr über die erhaltenen Dinge. Sie gewöhnen sich daran. Das heißt, Sie tun Ihrem Kind keinen Gefallen, wenn Sie ihm jeden materiellen Wunsch erfüllen. Konsequent „Nein“ zu sagen und zu erklären, warum, fördert einen bewussteren Umgang mit Geld und Konsum. Wird ein einziger Herzenswunsch tatsächlich erfüllt, ist die Freude dafür riesengroß. Das Geschenk wird geliebt, geschätzt und macht wirklich Freude. Genau darum geht es an Weihnachten.

 

Was Sie im Vorfeld tun können: Das Thema Geld offen mit Kindern besprechen

Sparen
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Kindern müssen erst verstehen lernen, dass nicht alle Menschen gleich viel Geld zur Verfügung haben. Sie vergleichen

sich mit Klassenkameraden. Modewellen breiten sich unter Gleichaltrigen schnell aus. Wer dazu gehören will, „braucht“ die richtigen Marken auf dem Körper und in der Hand. Sonst droht die Ausgrenzung. Statussymbole können für Kinder und Jugendliche die Welt bedeuten. Kommunikation hilft, Kindern einen Blick für das Wesentliche zu verschaffen. Kinder haben einen enormen Mitteilungsdrang. Als Eltern sollten Sie zuhören und behutsam und altersentsprechend ihre Sicht der Dinge darlegen. Stärken Sie den Charakter Ihres Kindes, indem Sie ihm Selbstbewusstsein vermitteln. Das gelingt durch das Schenken von offenen Ohren, Zeit und Wertschätzung.

Sprechen Sie zu Hause offen darüber, wie viel Geld monatlich vorhanden ist und was dafür alles bezahlt und gekauft werden muss. Miete, Heizung, Wasser, Benzin, die Müllabfuhr, Lebensmittel – gerade jüngeren Kindern ist nicht bewusst, wie viel Geld diese vermeintlichen Selbstverständlichkeiten kosten. Jugendliche können Sie so schon auf den bald folgenden Auszug in die eigene Wohnung einstimmen.

Kindern ein altersgerechtes Taschengeld geben

Kein Sparschwein
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Wird in Ihrer Familie auf größere Anschaffungen gespart, beziehen Sie Ihr Kind in diese Entscheidungen ein Stück weit mit ein. Was sparen bedeutet, kann ein Kind am besten mithilfe eines altersentsprechenden Taschengeldes lernen. Empfehlenswert ist das Gewähren eines kleinen regelmäßigen Betrags mit dem Eintritt in die Grundschule. Es steht dann Woche für Woche oder Monat für Monat vor einer schwierigen Entscheidung: Das Geld sofort ausgeben oder lieber auf etwas Größeres sparen? Mit etwas Disziplin, eventuellen kleinen Finanzspritzen aus dem Familienkreis oder einem Zuverdienst durch Nebenjobs lassen sich durchaus etwas kostenintensivere Anschaffungen tätigen. Für Kinder ist dies eine sehr wichtige Erfahrung.

Michaela Hövermann

 

 

 

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