Geschichten aus dem Pflegeleben. Heute lassen wir einen Pflegenden Angehörigen erzählen, der über 20 Jahre drei Familienmitglieder pflegte.
„Meine Mutter ist am 30.11.18 verstorben. Die Rentenkasse hatte ihr die Rente im voraus bezahlt, was ich aber nicht wusste. Pünktlich wurden dann die Fixkosten per Lastschrift/Dauerauftrag abgezogen (Miete, Strom,Telefon, Notruf). Ich musste mir noch die Fahrtkosten (Remscheid-Köln),die ich von meinem Hartz4 vorgestreckt hatte vom Konto der Mutter holen, weil die Krankenkasse kein Pflegegeld mehr zahlte, da meine Mutter bereits über einen Monat im Krankenhaus lag.
Ich musste im KH die Pflege und Mobilisierung meiner Mutter komplett allein übernehmen und pflegte sie deshalb nahtlos weiter so, wie daheim.
Jetzt geht die deutsche Rentenkasse hin und verlangt die Rente meiner Mutter zurück, was aber nicht möglich ist, weil die Fixkosten schon abgezogen worden waren.
Nun soll ich, obwohl ich das Erbe ausgeschlagen habe, den fehlenden Betrag zur vollen Rente zurückzahlen.
Ich habe nur meine Auslagen (Fahrkarte) vom Konto geholt. Danach war es durch die Bank gesperrt worden. Die Rentenversicherung hatte das gezahlte Geld komplett bis auf 0 wieder vom Konto zurück gezogen. Da aber die Fixkosten vorher bereits abgegangen waren, soll nun ich, der sowieso schon nur Kosten und Arbeit hatte, Restforderung (Rente) von 511 Euro auch noch zurück zahlen.
Ich frage mich warum man als pflegender Angehöriger und Betreuer so in den A….. getreten wird?
Ich bin jetzt selber so krank, dass ich selbst kaum agieren kann und weiss nicht wie ich diese Kosten auch noch zahlen soll. Eigentlich – da ich ja das Erbe ausgeschlagen habe – bin ich für die Kosten, die in Zusammenhang mit der Wohnung entstanden sind, nicht haftbar zu machen. Auch als Betreuer muss ich dafür nicht gerade stehen, zumal meine Mutter an einem Freitag (Ultimo) verstarb und die Kosten am folgenden Montag danach vom Konto ab gingen, hätte ich sie auch rein technisch auch gar nicht mehr stoppen können!“
Man fühlt sich alleine und im Stich gelassen – von der Gesellschaft und vom Staat
„Inzwischen sind einige Tage vergangen und ich habe einen Rechtsanwalt beauftragt, sich der Sache anzunehmen. Aber sein – ich nenne es mal – Engagement, mich gegen die Rentenversicherung zu vertreten, ist – gelinde formuliert – sehr überschaubar. Ich habe mich dabei fast schon gefragt, ob er jetzt evtl. die Gegenseite vertritt! Er hat mir geschrieben, da ich die Fahrkosten und noch zwei andere Einkäufe (ca. 32,-€) am Montag von dem Konto getätigt hatte, müsste ich alle offenen Kosten bezahlen. “Logik” geht anders! Da ich bis zum Anruf bei der Rentenversicherung ohnehin der Meinung war, die Rente wäre im Nachhinein (also für November) gezahlt worden und wäre rechtmäßig auf dem Konto, habe ich zwei kleine Einkäufe am Montag von dem Konto getätigt. Als dann das Konto gesperrt und leert war, begann der Horror und ich soll in Haftung genommen werden.
Die erste Forderung (Rentenversicherung) von über 900,- € , obwohl sie schon einen Teil wieder direkt zurück gebucht hatten, wäre ohnehin ungerechtfertigt und ein versuchter Betrug an mir gewesen. Kurz gesagt, man hat versucht, mich damit über den Tisch zu ziehen!
Der Rechtsanwalt schrieb mir – wie schon erwähnt – in seinem letzten Schreiben selbst, dass ich diese Buchungen technisch gar nicht mehr stoppen konnte, weil sie eben bereits in Bearbeitung waren. Sodann schreibt er mir, dass ich aus diesem Grunde die Miete für die Wohnung meiner Mutter an die RV zurückzahlen soll, obwohl ich das Erbe ja auch ausgeschlagen habe.
Durch das Ausschlagen der Erbschaft bin ich nicht für die Kosten, die verursacht worden sind, verantwortlich zu machen! Die Kosten für das Ticket, die ich vorher von meinem Hartz4 ausgelegt hatte, standen mir zu, weil dieses Ticket ja ausschließlich dazu diente, meine Mutter in Köln täglich zu pflegen und zu mobilisieren, wozu das „Krankenhaus“ nicht in der Lage war.
Das Pflegegeld war durch die Pflegeversicherung gestoppt worden, weil sie ja (offiziell) angeblich im Krankenhaus versorgt wäre, was natürlich bekanntermaßen NICHT der Fall war.
Bis das Konto gesperrt und komplett leergeräumt wurde von der RV und ich deswegen bei der Rentenversicherung nach fragte, war ich ohnehin der Meinung, die Rente würde im Nachhinein des Monats (also diese Rente für den November) gezahlt. Dass dies bei meiner Mutter anders war, weil sie vor einem gewissen Stichtag Rentnerin wurde, erfuhr ich erst bei dieser Nachfrage. Ich ging also bis dahin davon aus, diese Rente wäre für November und rechtmäßig auf dem Konto und würde dort bleiben, also das Eigentum meiner Mutter gewesen sein!
Ich habe die gesamte Arbeit mit der Pflege meiner Mutter gehabt, weil dank der katastrophalen Zustände im Pflege-Entwicklungsland BRD – die Pflege von Patienten oft nicht mal ansatzweise menschenwürdig passiert – dann wird mir als Dankeschön dafür das Pflegegeld gestrichen, weil man WAHRHEITSWIDRIG dafür aber am „längeren Hebel sitzend“ frech lügt, die Patientin wäre ja im Krankenhaus versorgt!
Die Kosten für die Fahrten zum Krankenhaus blieben somit auch schon an mir hängen und nur, weil ich „so dumm“ war, die Kosten für dieses Ticket von meinem Konto auszulegen und erst später zu mir zurück zu buchen, soll ich dafür bestraft werden? Und dann soll ich auch die Miete, die meine Mutter dem Vermieter schuldete, für das Nicht (!!)-Erben der Wohnung (ich habe das Erbe ausgeschlagen) zurückzahlen. Das kann es wirklich nicht sein!
Man fühlt sich mit allem so allein gelassen. Viele fragen mich warum ich meine Familie gepflegt habe, sie könnten das nicht, das Theater wäre Ihnen zu viel usw. Ich antworte darauf immer, dass ich es aus Liebe zum Menschen gemacht habe. Ich finde es schade, dass dieses von anderen nur wenig wertgeschätzt wird.
Die Wohnsituation vor dem Krankenhaus-Theater sah so aus, das meine Mutter oben (4. OG) und ich untem (-1. OG ) im selben Mietshaus wohnten. Weil ich dort auch Nachts gepflegt habe, schlief ich die meiste Zeit auch oben bei meiner Mutter. Allein schon diese Situation war aufreibend. Da auch meine Sachen in der Wohnung meiner Mutter standen, konnte ich sie nicht einfach sich selbst überlassen. Zumal das Nachlassgericht mich erst 8 (!) Monate nach dem Tod meiner Mutter an schrieb, um die Erbrechtlichen Fragen zu klären. Meine Mutter hatte nichts an Wert, was die Mietkosten bezahlt hätte für die Zeit bis sich das Erbe von Amtswegen geklärt hätte. Da aber klar war, dass keiner das Erbe antritt und ich weitere Kosten verhindern wollte, habe ich mich um alles gekümmert und die Wohnung dann zu Ende Januar gekündigt.“
Guido D.
Pflegehistorie des pflegenden Angehörigen:
„Ich pflegte von 2000 an meine Mutter, gleichzeitig meinen Vater bis 2002 und von 2005 bis 2012 meine Schwester noch. Heute bin ich körperlich und psychisch kaputt.
Ich habe alle bis zu deren Tod begleitet. Musste 24 Stunden und 7 Tage die Woche bereit sein und pflegen. Nachts habe ich nur 3 mal 2 Stunden leicht geschlafen.
Durch die Pflege ging meine zweite Ehe kaputt und ich bekam kaum noch Gelegenheit jemand Neues kennen zu lernen. Ich denke dass die Pflege und das was wir dabei erleben und ertragen müssen uns verändert. Es frisst unser Vertrauen in andere Menschen auf, lässt uns hart werden obwohl wir innerlich weinen. OFt wird das noch verstärkt, weil man wirklich von vielen Menschen und Behörden regelrecht hängen gelassen wird. Mich fragte ein Amtsarzt mal was ich die letzten Jahre gemacht habe, ich sagte: “Ich habe gepflegt.” Seine Antwort: “Und was haben Sie gearbeitet?”.
Viele fragen, ob ich einen Pflegedienst beauftragt habe. Natürlich habe ich auch das versucht! Aber der Pflegedienst beherrschte sein Handwerk oft nicht oder kam mit der Zeiteinteilung nicht klar und bat mich immer wieder um Hilfe. Irgendwann übernahm ich dann die ganze Arbeit und der Pflegedienst unterschrieb nur noch, dass er morgens da war um die Kompressionsverbände anzulegen (und kassiert haben sie natürlich auch – ohne einen Euro abzugeben!)…
Ich hatte auch nur darum noch einen Pflegedienst beauftragt, weil ich der Krankenkasse die Kosten für die Behandlungspflege nicht schenken wollte. Auch eine Tagespflege war oft der blanke Horror. Zuerst lief es ganz ordentlich, nachdem dann aber die Leitung gewechselt hatte, baute die Leistung dort stark ab. Ich musste meine Mutter von dort zweimal ins Krankenhaus bringen, weil sie stark dehydriert war. Dazu kam, dass ich gefühlte zehn Mal täglich von der Tagespflege angerufen worden bin. Ich hatte dann auch irgendwann kein Vertrauen mehr zu dieser Institution und behielt meine Mutter daheim und leistete auch diese Arbeit noch. Beschwerden bei übergeordneten Stellen brachten – nichts!“
Guido D.
Erfahrungen im KH – Brief an die Krankenhausleitung
“Sehr geehrte Damen und Herren,
seit dem 10.09.2018 ist meine Mutter Patientin in Ihrem Hause. Ich bin ihr Sohn, pflege sie seit ca. 17 Jahren und bin seit ca. 10 Jahren auch der gesetzliche Betreuer meiner Mutter, die an zunehmender Demenz leidet.
Ich habe die Abfolge von Verfehlungen, Fehlern, Frechheiten und Unstimmigkeiten, die hier abliefen, chronologisch aufgelistet. Diese lasse ich Ihnen kurzfristig zu kommen, wenn ich sie sortiert und ausformuliert habe. Hier zunächst nur die Vorinformation für Sie, dass es zu unglaublichen Vorfällen kam! Ich werde aufgrund dieser Verfehlungen, sowie der unglaublichen Häufung von Pflegemängeln, Pflege-Fehlern (!), fehlender Therapien und weiterer Unglaublichkeiten, die so nicht vorkommen dürfen und bei entsprechendem Engagement der handelnden Personen auch nicht vorkommen DÜRFEN, rechtliche Schritte einleiten.
Ich möchte Sie über die in Ihrem Haus herrschenden teils untragbaren Zustände in Kenntnis setzen, da ich denke, dies passiert wohl von Seiten des Personals nicht oder nicht ausreichend.
Der ursprüngliche Anlass, her zu kommen, war eine geplante Darmspiegelung mit anschließender Diagnostik und Besprechung der Ergebnisse.
Die Untersuchung sollte am nächsten Tage erfolgen, was jedoch abgebrochen werden musste, da meine Mutter sich renitent weigerte, die Flüssigkeit zur Darmspülung zu trinken. Anstelle der Darmspiegelung nahm man dann eine Endoskopie sowie eine Spiegelung des Magens vor. In der Nachbesprechung ließ der Arzt die Möglichkeit offen, dass in dem Stück des Darms, den er durch diese Untersuchung nicht hat sehen können, ein Tumor sitzen könnte, der die Symptome (häufige Verstopfung) verursachen könnte. Dieser würde jedoch aufgrund des Alters meiner Mutter nicht mehr entfernt werden.
Ich widersprach und akzeptierte diese Halb-Diagnose nicht. Schließlich kann man einen Patienten nicht mit so einer Ungewissheit heimschicken. Für eine vollständige Darmspiegelung wäre das Legen einer Magensonde sowie ein Ultraschall erforderlich. Wir einigten uns, dass dies am übernächsten Tag stattfinden sollte.
Nach dieser Untersuchung hätte meine Mutter Ihr Haus verlassen können – und aus heutiger Sicht zur Erhaltung ihres damaligen Gesundheitszustandes – auch sollen. Leider kann man nicht in die Zukunft schauen, meiner Mutter wäre sehr vieles erspart geblieben, was ihr in Ihrer Klinik angetan wurde.
Hier eine kurze Auflistung der gröbsten Verfehlungen, die ausführliche Variante erhalten sie kurzfristig nachgereicht.
- Nach der Diagnostik des Darms – Einsatz eines Bauchdeckenkatheters, der – auf wundersame Weise – wenige Tage nach Einsetzen wieder entfernt worden war, ohne dafür um Erlaubnis eingeholt oder auch nur angefragt zu haben.
- In der Folge der mehrfache Versuch, mich als Betreuer zu passiver Sterbehilfe zu überreden.
- Verlegung in äußerst fragilem Zustand von der Intensiv- auf eine normale Station und dort sogar in das Zimmer eine isolierten MRSA-Patienten
- Zeitweilige Nicht-Behandlung massiver Wasser-Einlagerungen in der Lunge
- Man behandelt mich als den gesetzlichen Betreuer meiner Mutter, wie einen Unbeteiligten, teils wie einen dummen Schuljungen!
- Auf viele Fragen erhalte ich keine Antwort.
- Die Physiotherapie meiner Mutter lässt sehr zu wünschen übrig, sie konnte vor dem Aufenthalt in Ihrem Haus sitzen, stehen, sogar reden, großteils selbstständig essen und trinken – hier werden nur die Gelenke bewegt, man ließ sie einfach so bettlägerig werden. In den vorhandenen Rollstuhl wurde sie ein einziges Mal gesetzt. Angeblich wurde 3 mal versucht, sie an die Bettkante zu setzen, das wurde abgebrochen Grund: sie sei zu schwach dafür. Der Chefarzt (Dr. Hoffmann) hielt mir quasi daraufhin vor, meine Mutter hätte einen Proteiin-Mangel und könnte daher keine Muskeln aufbauen. Die Versorgung meiner Mutter mit Nahrung soll jedoch durch IHRE Klinik per PEG-Sonde realisiert werden. Gleichzeitig wird orale Kost durch die inkompetente und ignorante Logopädin ohne wirklichen Grund untersagt!
- Das Gebiss wurde seit sie hier ist, ein einziges Mal eingesetzt! Jetzt, nach vielen Wochen passt es aufgrund der Verformung des Gaumens natürlich nicht mehr – kein Mensch interessiert sich hier dafür, von den Folgekosten für ein komplett neues Gebiss noch gar nicht zu reden.
- Die Logopädin ignoriert konsequent meinen Hinweis, dass meine Mutter den von ihr zwecks Schluck-Reflex-Prüfung genutzten Wackelpudding schon immer verabscheut hat und will ihn immer wieder für diese Tests nutzen. In der Folge diagnostiziert sie FÄLSCHLICHERWEISE, dass meiner Mutter angeblich nicht schlucken könnte und verbietet das reichen von oraler Kost kategorisch. Diese FALSCHE Diagnose setzt sich in der Pflege-Überleitung für eine eventuelle Kurzzeitpflege mit der Folge, dass man auch dort keine Nahrung oral verabreichen will bzw. darf. Diese ignorante Person entscheidet über das weitere Leben bzw. die Lebensqualität meiner Mutter in unfassbar arroganter Weise! Ich habe der Logopädin, dem Chefarzt (Dr. Hoffmann), der Stationsärztin (Fr. Wagner) und dem Pflegepersonal ein Video gezeigt, in dem meine Mutter in der Lage ist, zu schlucken (passierte Kost – Obstbrei von Hipp). Das wurde einfach übergangen, als hätte es nie stattgefunden. Angeblich würde sie nur bei mir schlucken, weil ich eine vertraute Person sei! Weiterhin beharrt man auf der falschen Diagnose sie könnte nicht schlucken und verbietet weiterhin orale Kost. Mit aller Gewalt will man die scheinbare Notwendigkeit der PEG-Anlage durch drücken.
- Auf meine Interventionen zu allen von mir monierten Problemen reagiert man mit Unverständnis, als würde ich Unmögliches oder völlig Ungewöhnliches erwarten oder verlangen.
- Das Schilddrüsenmedikament L-Tyroxin wurde einfach so, kommentarlos und ohne erkennbaren Grund eine ganze Woche lang nicht verabreicht. Gleichzeitig hielten ihr dann aber Physiotherapie, Logopädin und die Stationsärztin vor, es wäre keine Therapie möglich, da sie dauernd einschlafen würde. Hinweis: Der Mangel des Medikamentes macht den Patienten müde und abgeschlagen! Als ich die fehlende Mobilisierung monierte, nannte man mir als Ausrede, sie würde ja dauernd einschlafen und daher wäre diese nicht möglich
- Im Bett meiner Mutter finde ich benutzte Kanülen, „Fingerpiekser“ (für Blutzuckermessung), benutze Handschuhe
- Die selbe Bettwäsche ist über mehrere Tage mit Blut verschmiert, verschmutzt und wird erst auf meine Nachfrage gewechselt (führe ich selbst durch)
- Deutliche Anzeichen einer Dehydrierung (von mir angemerkt) werden ignoriert, klein geredet, ich werde wieder einfach stehen gelassen. Der Hautfaltentest zeigt ein eindeutiges Bild, es wurde per Video dokumentiert
- Trotz des katastrophalen Zustandes und der vielen, unglaublichen Fehler und Verfehlungen redet man andauernd davon, meine Mutter so schnell wie möglich und in diesem unmöglichen Zustand, der hier verursacht wurde, zu entlassen. Man ruiniert ihre Rest-Gesundheit hier völlig und ich soll den angerichteten Scherbenhaufen beseitigen und auf den Kosten bleibe ich (natürlich) auch sitzen!
Aus diesen Gründen werde ich rechtliche Schritte einleiten lassen, außerdem erwarte ich die Unterstützung Ihres Hauses, bei unbedingt notwendigen Reha-Maßnahmen, damit meine Mutter wenigstens ansatzweise wieder daheim leben kann. Dazu gehören Training beim Sitzen und stehen, schlucken. Sie sind hier ganz klar in der Bringschuld, da dieser Zustand erst bei Ihnen und durch die genannten Fehler und Verfehlungen entstanden ist! Diese Frau so entlassen zu wollen, empfinde ich als eine ungeheuerliche Frechheit
Ich erwarte dazu (nach Zusendung der Chronologie des Versagens) eine Stellungnahme und Vorschläge Ihrerseits, wie der angerichtete Schaden wenigstens teilweise wieder gut gemacht werden kann.
Freundliche Grüße
Guido D.
Die Leidensgeschichte in den Krankenhäusern bis zum Ende
„Am 26.11.2018 wurde meine Mutter vom Hildegardis-KH in die Kurzzeitpflege vom St. A. Krankenhaus verlegt.
Ich fand meine Mutter am 27.11.18 um 10:51 Uhr in der Kurzzeitpflege wie folgt vor:
Man konnte hören (rasseldes Geräusch), dass Sie Flüssigkeit eingeatmet hatte, (Aspiration) siehe Video! Sie hatte höchste Atemnot!
Sie war an der PEG-Pumpe angeschlossen (gesch.100). Eine PEG-Magensonde ist ein Mittel für die künstlicher Ernährung, das sehr häufig vor allem bei Schluckstörungen oder Krankheiten im Rachenraum genutzt wird. Die PEG-Sonde erfordert Überwachung und Pflege, dies erfolgte hier nicht , da man die Pumpe trotz Aspiration nicht abgeschaltet hatte.
Das Personal hätte wissen müssen, dass wenn versehentlich zu große Flüssigkeitsmengen in zu kurzer Zeit in den Magen geleitet wird, es zum Erbrechen kommen kann. Bei einem hilflosen Patienten birgt dies die große Gefahr der Aspiration d. h. des Einatmens von Erbrochenem, was bei Meiner Mutter erfolgt war. Hierdurch können lebensgefährliche Lungenentzündungen ausgelöst werden (Aspirationspneumonie).
Trotz dem schaltete man die Pumpe nicht ab und veranlasste auch keine Absaugung mittels Absauggerät und Absaugkatheter. Ich verlangte sofort einen Arzt und dass man meine Mutter in die Notambulanz bringt ins St. A. Krankenhaus, was sich im gleichen Gebäude befindet.
Da wurde mir gesagt , dass man dies nicht gerne machen würde, weil meine Mutter vom H. Krankenhaus zu ihnen verlegt wurden sei. Die Leiterin hätte den zuständigen Hausarzt von ausserhalb bestellt. Dann ließ man uns alleine. Es erfolgte keine Notfallversorgung. Ich lagerte meine Mutter aufrecht und stellte die PEG – Pumpe ab. Ich holte Ihr Erbrochenes aus dem Mund und habe selber den Sauerstoff im Blut gemessen, was das Personal nicht für notwendig gehalten hatte. Mir unbegreiflich, hinsichtlich der Situation! Dieser sank in der Zeit auf 75 % ab. Danach führte ich mehrmals Schläge mit der flachen Hand zwischen die Schulterblätter in Kopf-Oberkörper-Tieflage durch und beruhigte meine Mutter. Ich ging laufend hilfesuchend zu dem Stationspersonal und fragte nach dem zugesagten Arzt und bettelte um eine Notfallversorgung – vergebens!
Um 14:22 Uhr kam dann ein Hausarzt von ausserhalb, dieser dann direkt die Notlage richtig erkannte und fragte erstaunt die Leiterin, warum man noch keine Notfallmassnahmen ergriffen hätte, indem man den Patienten zur Notaufname des St.A –Klinikums verbracht hätte. Der Patient ist jetzt nicht mehr transportfähig und müsste jetzt dringend in die Notambulanz. Die Leiterin sagte, dass man ihr Frau D. als Palliativpatientin, in den letzten Zügen, telefonisch angemeldet hätte.
Ich fragte sofort, ob man nicht bei der Patientenübername den Arztbrief gelesen hätte, denn da steht nichts von Palliativ und der gleichen drin, sondern von Mobilisierung und verschrieb sogar einen Multifunktionsrollstuhl für zu Hause. Die Leiterin und dessen Personal versäumten folglich es diesen Brief zu lesen, der aber bindend gewesen wäre zur Weiterbehandlung des Patienten. Aber auch wenn die Tatsache bestanden hätte, dass meine Mutter ein Palliativpatient gewesen wäre, lässt man diesen Patienten nicht in grösster Luftnot liegen!
Um 14:22 Uhr erfolgte dann nach 3 h 23 min der Transport von meiner Mutter ins St. A. KH (Notambulanz). Dort wurde die Flüssigkeit, mittels Absauggerät und Absaugkatheter aus den Atemwegen entfernt. Leider bekam meine Mutter durch die lange Reizung der Lunge, von der Sondenkost, eine Aspirationspneumonie, an dessen Folgen sie dann letztlich am 30.11.2018 verstarb.
Am 30.11.2018 kam ich, wie jeden Tag zu meiner Mutter ins Krankenhaus um sie zu pflegen. Sie schlief tief und fest. Ich sagte ihr,dass ich da bin und sie gleich pflegen würde. Ich setzte mir alles zu recht und hörte plötzlich keine Atmung mehr. Ich schrie nach dem Personal und versuchte in der Zeit alles um sie am Leben zu halten.
Das Personal kam, ich wurde rausgeschickt. Ich merkte, dass wir nicht gewinnen würden. Eine Ärztin kam zu mir und bestätigte nur was ich schon fühlte. Ich war allein. Mein Tagesablauf war plötzlich ein anderer. Ich ging zu meiner Mutter ans Bett nahm ihre Hand und entschuldigte mich vielleicht nicht genug getan zu haben. Ich dankte ihr für all die schöne Zeit.
Noch heute durchlebe ich diesen Tag.
Ich fühle mich leer und nutzlos, nach all den Jahren der Pflege. Ich pflege ihr Grab und rede mit ihr.
Ich habe gelernt meine Gefühle zu unterdrücken, aber meine Seele weint.“.
Anmerkung der Redaktion:
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Hallo,
das hört sich ja alles sehr sehr tragisch an! Absolut erschreckend. Gottseidank geht es nicht allen so und viele sind im Krankenhaus gut aufgehoben. Ich hoffe, Guido kommt noch irgendwie zu seinem Recht! Auf gar keinen Fall darf mit Pflegenden Angehörigen so umgesprungen werden. Wir können doch um jeden Einzelnen so froh sein.
Ich wünsche Alles Gute!
Schlimme Geschichte!! sowas wünscht man sich nicht für seine Eltern. Einerseits werden alle immer älter, aber andererseits auch so hilflos. Das Gesundheitssystem muss sich noch viel mehr auf die Alten hin ausrichten .Es betrifft uns doch alle!!!
Hier ist ja wirklich alles schiefgelaufen, was schieflaufen kann. Warum bekommen wir nicht mehr Unterstützung? Warum wird nicht für uns gesorgt? immer wird so getan, als könnte der Pflegling noch alles selbst entscheiden und regeln… Dieser wahnsinnige Aufwand, der im Hintergrund zusätzlich zur Pflege läuft – niemand macht sich das klar! Vor allem nicht die Herren und Damen in den Ämtern und Krankenkassen, die uns von oben herab behandeln. Es ist so traurig, wie wir benutzt und verarscht werden. Und dann noch so was! Es schreit alles zum Himmel.
Ich hoffe Guido kann irgendetwas in seinem Fall erreichen. Leute, wacht doch mal auf!! Die Pflegethemen gehen jeden von uns etwas an!
Danke für den ausführlichen Bericht.