Außenbüro unter Wasser – 8 Fragen an einen Forschungstaucher

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Dr. rer. nat. Florian Huber ist Unterwasserarchäologe und Forschungstaucher aus Bayern. Sein aktuelles Buch „Tauchgang ins Totenreich“ erzählt von seinen Abenteuer-Tauchgängen weit unter der Wasseroberfläche. Warum seine Arbeit trotzdem wenig mit Mut zu tun hat und wie sein typischer Arbeitsalltag verläuft, berichtet er in folgendem Interview.

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1. Herr Dr. Huber, als Unterwasserarchäologe und Forschungstaucher liegt Ihr Außenbüro unter Wasser. Wie darf man sich einen typischen Arbeitstag als Florian Huber vorstellen?

Den typischen Arbeitstag gibt es bei mir zum Glück nicht. Auch als Forschungstaucher sitze ich oft am Schreibtisch, verfasse Berichte oder werte Daten aus, erledige meine Steuer oder bearbeite Bilder. Wenn es dann aber raus zum Tauchen geht, heißt es früh aufstehen, die Tauchklamotten packen und aufs Schiff laden und dann ab zur geplanten Tauchstelle. In der Regel tauchen wir für unsere Projekte mehrere Wochen am Stück, anschließend folgt die Auswertung. Nicht selten dauern diese Tage 17 Stunden und länger. Man will die Zeit ja bestmöglich nutzen.

2. Ihr vielfältiges Forschungsfeld dreht sich u. a. um Wracks im Pazifik, die Blue Holes der Bahamas und das Seegefecht vor Helgoland zu Beginn des Ersten Weltkriegs. Was war Ihr spannendster Moment?

Das ist schwer zu sagen. Ich fand bislang alle meine Projekte als Forschungstaucher spannend und garantiert nie langweilig. Aber die Tauchgänge in den Höhlen Mexikos und der Bahamas sind schon etwas ganz Besonderes. Das klare Wasser, die bizarre Umgebung und die sensationellen archäologischen und paläontologischen Funde sind einzigartig. Aber auch Tauchen im Tiefen Brunnen von Nürnberg oder das Durchtauchen des 1,5 Kilometer langen Kesselbergstollens am Walchensee in Oberbayern waren Highlights. Langweilige Tauchgänge gibt es nicht.

3. Als Hobbytaucherin verspüre ich vor jedem Tauchgang ein gewisses Kribbeln. Sind Sie überhaupt noch aufgeregt, wenn Sie abtauchen?

Selbstverständlich! Ich bereite viele Projekte zum Teil monatelang vor. Wenn dann der Moment gekommen ist, freue ich mich wie ein kleines Kind, wenn es endlich in die Tiefe geht. Wir – damit meine ich meine Jungs vom Team Submaris – sind mit Herz und Seele Forschungstaucher und lieben unseren Beruf. Und hoffentlich können wir den noch ein paar Jahre ausüben.

4. Kann man Mut trainieren?

Unsere Arbeit hat wenig mit Mut zu tun. Professionelle Ausbildung, gutes Equipment, ein eingespieltes Team und vor allem viel Erfahrung führen beim Tauchen dazu, dass man irgendwann die Tauchgänge machen kann, vor denen man sich zuvor doch etwas fürchtete. Hätte mir zu Beginn meiner Tauchkarriere jemand erzählt, dass ich einmal einen Kilometer weit in eine mexikanischen Höhle tauchen werde, um dort in knapp 50 Metern Tiefe einen prähistorischen Elefantenknochen zu dokumentieren, hätte ich mich kaputtgelacht. Mittlerweile sind diese Art Tauchgänge fast normal, weil ich weiß, wie ich sie sicher gestalten kann. Das ist das Wichtigste.

 

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5. Ihr aktuelles Buch „Tauchgang ins Totenreich“ erzählt von Ihren Abenteuer-Tauchgängen. Auf welche Entdeckung sind Sie ganz besonders stolz?

Auf jede einzelne. Mir macht es vor allem Spaß, Geschichte und Geschichten aus dem Wasser mit nach oben zu bringen. Ein einfaches Holzwrack in der Kieler Förde hat auch eine spannende und ganz eigene Geschichte zu erzählen. Es muss nicht immer die Titanic sein.  Was ich damit sagen will: Jedes Wrack und jede Fundstelle unter Wasser sind es wert, erforscht zu werden.

6. Wie bereiten Sie sich auf Ihre Expeditionen vor?

Zunächst muss ich natürlich die geplante wissenschaftliche Arbeit vorbereiten, zum Beispiel historische Quellen suchen und auswerten. Das nimmt vermutlich die meiste Zeit in Anspruch. Dann müssen Genehmigungen beantragt werden und eine umfangreiche Gefährdungsanalyse für die Taucharbeiten erstellt werden. Sind die Taucharbeiten komplex wie im Falle der „Mars“ in der schwedischen Ostsee, die in etwa 75 Meter Tiefe liegt, gehe ich im Vorfeld trainieren und tauche im Schwimmbad, um Abläufe zu üben.

7. Wohin wird Sie Ihre nächste Forschungsreise führen?

Vermutlich in die Nordsee, um die Wracks des Seegefechts bei Helgoland weiter zu untersuchen. Im Herbst geht’s auf einem Kreuzfahrtschiff auf Vortragsreise nach Mauritius und auf die Seychellen. Dort habe ich vor 27 Jahren meinen Tauchschein gemacht. Ich bin gespannt, ob und wie sich die Unterwasserwelt dort verändert hat. Und im Dezember tauchen wir in Tasmanien, allerdings ohne archäologischen Hintergrund. Dort bin ich Sicherungstaucher für eine geplante Kinoproduktion.

8. Wo verbringt ein Unterwasserarchäologe seinen Urlaub?

Gerne in den bayerischen Bergen, wo ich herkomme. Ich reise aber für mein Leben gern und obwohl ich schon an die 100 Länder sehen durfte, habe ich noch diverse Ziele: Nepal, Kambodscha, Hawaii, Kanada und die Antarktis stehen da derzeit ganz weit oben. Und ja, ich tauche auch mal gerne im Urlaub

 

Mehr Infos über Florian Huber finden Sie auf seiner Webseite: http://florian-huber.info/

 

Alles Liebe

Magdalena

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