Wie bitte? Musik kann man malen? Jan Jandeart vorgestellt

Jan Jandeart lässt sich bei seiner Kunst von Musik inspirieren und setzt das Gehörte malerisch um.

Jan Jandeart hat sich mit seiner abstrakten Malerei in der Szene längst einen Namen gemacht. Er ist reiner Autodidakt, verteufelt den akademischen Stil aber gleichwohl nicht. Geboren ist Jan Jandeart 1973 in der Tschechischen Republik. Zu seinen großen Inspirationen zählt der spanische Surrealist Salvador Dali. Schon seit dem zarten Alter von zehn Jahren ist Jandeart von Dalis Stil absolut fasziniert. Weil er in seinem Herkunftsland wenig Perspektiven sah, um sich zu entwickeln, emigrierte er 1994 in die Schweiz.  Beim Logistikkonzern DHL absolvierte er eine durchaus erfolgreiche Karriere, bevor er 2015 seine erste Leinwand fertig stellte. Doch nicht nur Salvador Dali, auch die Musik ist für ihn ein ungemein wichtiger Quell der Inspiration, ohne den er gar nicht erst arbeiten könnte. Bereits die Titel seiner Bilder weisen auf auf einen synästhetischen Ansatz hin. Es gibt nämlich mehr  Gemeinsamkeiten zwischen Musik und Malerei als man gemeinhin denkt, wie folgendes Interview mit Jan Jandeart zeigt.

Herr Jandeart, wie kann man Musik überhaupt malen?

Nun, zunächst einmal sind sich viele Menschen der Gemeinsamkeiten von Musik und Malerei gar nicht bewusst. Beide basieren nämlich auf bestimmten Schwingungen. Ein Ton klingt anders als der andere, weil er in einer anderen Frequenz schwingt. Bei Farbe ist es nicht anders. Rot sieht anders aus als gelb, weil das Licht eine andere Schwingung aufweist. Wenn man das weiß, scheint die Sache also einfach zu sein. Die hohen Schwingungen des Lichtes muss man also nur in die Ton-Schwingungen übertragen. Doch so einfach ist es natürlich wiederum auch nicht. Denn Töne erklingen manchmal zusammen, größtenteils aber eher nacheinander. Dadurch erhalten die genialen Kompositionen von Beethoven ihren gewissen Reiz. Die Symphonien bestehen ja nicht einfach aus einem Akkord. An dieser Stelle liegt die größte Schwierigkeit der Transformation, denn in einem Bild ist ja alles gleichzeitig zu sehen, auch wenn der Betrachter natürlich immer nur einen gewissen Teil auf einmal wahrnehmen kann.

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Gibt es hierfür Techniken, die man können sollte?

Nein, da hat jeder seine eigene Herangehensweise. Ganz spontan würde ich vielleicht sagen, dass das Malen von Musik eher dazu verleitet, großformatig zu malen, weil man tendenziell möglichst viele Töne auf der Leinwand unterbringen möchte. Aber grundsätzlich halte ich jede Maltechnik dafür geeignet, Musik in die Bildsprache zu übertragen, ganz gleich, ob es jetzt Aquarelle sind oder Ölmalerei. Aber da möchte ich mich auch gar nicht mit fremden Federn schmücken, ich will nicht behaupten, in jeder Technik der große Virtuose zu sein. Wie auch? Schließlich bin ich Autodidakt. Die wichtigste Frage ist für mich, wenn das Bild denn fertig ist, ob ich damit zufrieden bin, ob es mir gelungen ist, die Atmosphäre der Musik gut umzusetzen, so dass die Betrachter auch etwas damit anfangen können.

Welche Auswirkung hat der Musikstil?

Das ist eine gute Frage. Wie das Ergebnis aussieht, ist natürlich auch immer stimmungsabhängig. Ich persönlich kann mir sehr viele Musikstile anhören. Meistens höre ich während der Arbeit an einem Bild auch unterschiedliche Sachen. Vielleicht kann man die Frage auch eher nach dem Ausschlussprinzip beantworten. Bei Hard Rock beispielsweise würde mir eher eines der Action Paintings von Jackson Pollock in den Sinn kommen, und weniger eine fein ziselierte Aquarellzeichnung. Höre ich wiederum die „Kunst der Fuge“ von Johann Sebastian Bach, ist das gemalte Ergebnis wiederum eher harmonisch, was aber weniger eine Frage der Technik ist.

Ist denn jede Art von Musik hierfür geeignet?

Das ist ähnlich wie bei den Malstilen. Ich würde hier definitiv mit „ja“ antworten, denn es ist ja schlechterdings unmöglich, dem Künstler vorzuschreiben, welche Musik er bei der Arbeit hören soll. Es ist vielleicht auch möglich, dass er oder sie die Musik nur bei der Arbeit hört und sonst eher nicht. Beim Sport zum Beispiel nehme ich auch Getränke zu mir, die mir ansonsten viel zu süß wären, aber wenn der Körper Zucker braucht, dann geht es. Beim Malen von Musik ist es ähnlich. Wenn ich meine Lieblingsmusik aus der Zeit auflege, aus der ich noch keine Maler war, kann ich oft nicht so frei agieren. Ich fürchte dann, das die Bilder der Musik einfach nicht gerecht werden. Dennoch denke ich, dass jeder Stil, wie er ja auch rein musikalisch seine Daseinsberechtigung hat, durchaus auch seinen Weg auf die Leinwand finden kann. Es ist ja auch ein wenig die Geschichte meines Lebenslaufes. Ich bin Maler geworden, weil ich in mich selbst hineingehört habe und mir sagte „du musst noch etwas anderes machen“, weil ich trotz meines Erfolges bei DHL eine gewisse Unzufriedenheit gespürt habe.

Fazit

Jan Jandeart stellt mit seiner Kunst eindrucksvoll unter Beweis, dass Musik und bildende Kunst nicht miteinander konkurrieren und dass man sich als Künstler auch nicht für das eine oder andere entscheiden muss, um erfolgreich zu sein. In diesem Interview hat er uns erhellende Einblicke in seine Arbeitsweise gewährt.

Kurzinfos zum Autor Jan Jandeart:

Jan Jandeart ist ein autodidaktischer, abstrakter Maler. Der gebürtige Tscheche wanderte als junger Erwachsener in die Schweiz aus. Er kam erst spät zur Malerei, sein erstes Bild entstand 2015. Seitdem malt er, am liebsten mit Öl, Acryl oder Epoxidharz, und verbringt viel Zeit in seinem Atelier in der Nähe von Luzern. Seine großen Vorbilder sind Salvadore Dali, Jackson Pollock und Anselm Kiefer.

Jan Jandearts abstrakte Gemälde sind von Musik inspiriert, und jedes Werk trägt den Titel eines Musikstücks. Er malt die Musik, lässt das Stück auf sich wirken und bringt seine Emotionen auf die Leinwand. In seinen Ausstellungen kann der Besucher deshalb nicht nur die Bilder betrachten, sondern auch das dazugehörige Musikstück hören.

Seine Werke wurden bereits in Basel, Zürich, Zollikon, Freiburg und Wien ausgestellt. Weitere Ausstellungen in Deutschland und der Schweiz sind in Planung. Mehrere seiner Werke befinden sich aktuell im Besitz privater Sammler in der Schweiz, in Deutschland, in Frankreich und in Tschechien.

Bildrechte: Jan Jandeart

 

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