Die Patchworkfamilie: Lockeres Gewebe oder schwerer Stoff?

„Hast du noch Familie oder patchworkst du schon?“ – so oder ähnlich könnte eine der Fragen lauten, die sich in Anbetracht des Wandels vom traditionellen Familienbild hin zu einer modernen Form des familiären Zusammenlebens stellen lässt.

Was bedeutet Patchworkfamilie eigentlich?

Der Begriff patchwork stammt aus dem Englischen und bedeutet sinngemäß übersetzt Flick- oder Stückwerk. Damit wird auch schon deutlich, dass es sich dabei nicht mehr um das klassische Familiengefüge, bestehend aus einer Mutter, einem Vater und einem oder mehreren Kindern, handelt. In Patchworkfamilien finden sich demnach alle möglichen Varianten einer neuen Familienkonstellation. Durch die Trennung oder Scheidung der (Ehe-)Partner und die neuen Partnerschaften der einzelnen Elternteile setzt sich also eine Vielzahl von neuen Familienverbünden zusammen. Dabei sind die neuen Partner oftmals auch noch selbst Eltern und bringen entsprechend ebenfalls ihre eigenen Kinder in diese neuen Beziehungen mit.

Vor welchen Problemen steht eine Patchworkfamilie?

Die neue Familienkonstellation ist eine große Herausforderung für alle Beteiligten. Allen voran haben es aber hauptsächlich die Kinder schwer. Denn sie haben in der Regel eine vertraute Bezugsperson verloren und müssen nun einen neuen Partner an der Seite des übriggebliebenen Elternteils akzeptieren. Doch auch die Position des einzelnen Kindes innerhalb der neu zusammengesetzten Familie verschiebt sich möglicherweise. Nicht selten müssen Einzelkinder plötzlich mit neuen Geschwistern zurechtkommen, auf einmal haben sie entweder ältere oder jüngere Geschwister, sind nicht mehr das einzige Mädchen oder der einzige Junge in der Familie usw. Während sich sehr kleine Kinder überwiegend gut mit der neuen Situation arrangieren, gestaltet sich eine Familienzusammenführung mit Kindern ab dem Grundschulalter schon schwieriger. In dieser Altersstufe beginnen Kinder, sich mit ihren (Geschlechter-)Rollen zu identifizieren, was innerhalb der neuen Familienkonstellation zu Konflikten wie Eifersucht und starke Ablehnung gegenüber dem neuen Partner des eigenen Elternteils führen kann. Ältere Kinder, die sich schon im Teenageralter befinden, haben hingegen weniger Probleme, sich in das neue Familiengefüge zu integrieren. Allerdings haben sie in dieser Altersklasse vorwiegend eigene Probleme und geraten gegebenenfalls schneller in Konflikt mit ihren Autoritätspersonen.

 

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Wie kann eine Patchworkfamilie gelingen?

Auch wenn es für alle Beteiligten eine immense Umstellung bedeutet, so kann die neue Familienkonstellation durchaus auch eine Bereicherung darstellen. Wichtig ist zunächst, dass vor allem die Erwachsenen auf emotionaler und auch finanzieller Ebene ein geklärtes Verhältnis zu ihren Ex-Partnern haben. Dadurch werden schon viele Spannungen und Streitigkeiten zwischen den ehemaligen Paaren deutlich reduziert. Aber auch der neue Partner gewinnt an Sicherheit hinsichtlich seiner Stellung in dem neuen familiären Umfeld. In Bezug auf die Kinder der einzelnen Elternteile beziehungsweise ihrer Partner ist es ratsam, alle Kinder mit ihren Bedürfnissen ernst zu nehmen und keines zu bevorzugen oder zu benachteiligen. So können Konkurrenzkämpfe unter den neuen Geschwistern eingedämmt oder sogar vermieden werden. Kindern sollte grundsätzlich genügend Zeit gegeben werden, sich an die neue Situation zu gewöhnen. Nicht zuletzt ist sogar auf organisatorischer Ebene eine Klärung in vielerlei Punkten notwendig, um als neuer Familienverbund im Alltag bestehen zu können. So empfiehlt sich etwa ein gut geführter Terminkalender, in dem für alle Beteiligten genügend Platz und Raum zur freien Entfaltung ist. Schließlich gilt für alle Familienmitglieder, dass sie stets versuchen sollten, miteinander über ihre Sorgen und Ängste zu sprechen. Denn nur wenn offen an- und ausgesprochen wird, was alle Beteiligten bewegt, kann gemeinsam eine Lösung gefunden. Das geht am Ende auch mit dem Aufbau von gegenseitigem Respekt und einer Vertrauensbasis einher.

Mitglied einer Patchworkfamilie zu sein, ist sicherlich nicht immer leicht, aber wenn man es schafft, Konflikte zu lösen und einander mit gegenseitigem Respekt begegnet, dann macht die neue Gemeinsamkeit stark und hält am Ende alles fest zusammen!

Kathrin Andreas

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