Migräne: 10 Möglichkeiten, die Anfälle zu lindern

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Wer unter schwerer chronischer Migräne leidet, kommt meistens nicht ohne Triptane aus. Aber auch eine feste Alltagsstruktur kann Sie dabei unterstützen, wieder mehr Lebensqualität zu gewinnen. Wir haben für Sie 10 Tipps zusammengestellt, die dabei helfen können, Ihr Leben mit Migräne erträglicher zu machen.

Was ist Migräne?

Kurz gesagt: unerträgliche, in der Regel halbseitig auftretende Kopfschmerzen. Eine Migräneattacke kann zwischen vier und 72 Stunden andauern. Neben intensiven hämmernden oder pulsierenden Schmerzen kommen weitere Symptome dazu:

  • Licht- und Lärmempfindlichkeit
  • Geruchsempfindlichkeit
  • Sehstörungen
  • Appetitlosigkeit
  • Übelkeit (mit Erbrechen)
  • Neurologische Ausfälle (unter anderem Sprachstörungen und Sehstörungen)

Wer unter Migräne leidet, kann in den meisten Fällen nicht mehr normal am Alltagsleben teilnehmen. Die Lebensqualität ist stark eingeschränkt. Teilweise hängt die Migräne mit dem prämenstruellen Syndrom zusammen. Angst begleitet jede Entscheidung: Wann kommt der nächste Anfall? Komplett vermeiden lässt sich die Migräne vermutlich nicht. Aber sie lässt sich mildern.

Migräne bringt das Alltagsleben zum Erliegen. Foto (c) geralt / Pixabay

Augenmigräne

Von einer Augenmigräne spricht man, wenn Flimmern, Blitze oder Zacken das Sehen beeinträchtigen. Diese Symptome können Vorboten einer Migräne (Aura) sein. Treten sie auf, ohne dass starke Kopfschmerzen folgen, handelt es sich um eine Augenmigräne beziehungsweise “migraine ophthalmique”. Mit kaltem Wasser auf Augen und Stirn lassen sich die Symptome teilweise gut in den Griff bekommen.

Wie häufig ist Migräne?

Laut der Barmer Ersatzkasse leiden über acht Millionen Menschen in Deutschland unter Migräne. Es handelt sich um eine Volkskrankheit: Jede dritte Frau entwickelt im Laufe ihres Lebens die anfallartigen Kopfschmerzen. Nicht nur Erwachsene sind betroffen. Auch bei Kindern wird die Diagnose “Migräne” immer häufiger gestellt. Laut Hartmut Göbel, dem Chefarzt der Schmerzklinik Köln, haben etwa “drei Prozent aller Erstklässler und 14 Prozent aller Jugendlichen […] bereits Migräneerfahrung”.

Medikamentöse Hilfe

Bei einem Migräneanfall kann es helfen, zunächst ein Medikament gegen Übelkeit (Antiemetika) einzunehmen. Das regt die Magenbewegung an und sorgt für eine bessere Aufnahme der Schmerzmittel. Bei leichten bis mittelschweren Anfällen könnten frei verkäufliche Schmerzmittel wie “Ibuprofen, Naproxen, Paracetamol, Acetylsalicylsäure (ASS) oder Diclofenac” helfen. Bei sehr starken Migräneanfällen kommen nach ärztlicher Absprache Triptane in Frage. Es gibt entsprechende Medikamente in Tabletten-Form, als Zäpfchen, Nasenspray oder Ampullen.

Erwachsene sollten allerdings höchstens an 10 Tagen im Monat Triptane gegen den Schmerz einsetzen. Sonst besteht die Gefahr eines Dauer-Kopfschmerzes. Allein darum lohnt es sich, den Blick auf Alternativen zu lenken.

Migräne: Alltagstipps und Hausmittel

1.      Bringen Sie Struktur in Ihren Alltag

Wer unter chronischer Migräne leidet, profitiert von einem strukturierten Alltag. Diese Struktur sollte auch an Wochenenden, Fest- und Feiertagen sowie in den Ferien beibehalten werden.

Dazu gehören:

  • Ein fester Schlaf-Wach-Rhythmus
  • Regelmäßige Mahlzeiten
  • Wenig Variation im Tagesablauf
  • Stress vermeiden
  • Regelmäßiger Ausdauersport wie Walking, Radfahren oder Schwimmen
  • Entspannungsübungen

2.      Duschen Sie möglichst warm

Spüren Sie erste Migränesymptome, kann eine Dusche helfen. Die Kombination aus heißem Wasser und Dampf wirkt entspannend. Häufig sind Nackenbereich und Schultern verspannt. Der Wasserstrahl kann diese Körperpartie lockern. Außerdem entfernen Sie beim Duschen Gerüche aus Haut und Haaren. Viele Migränepatienten leiden während eines Anfalls unter starker Geruchsempfindlichkeit. Es kann als Wohltat empfunden werden, sich von jeglichen Düften zu befreien. Eventuell helfen sogar Wechselduschen mit warmem und kaltem Wasser. Probieren Sie aus, was Ihnen gut tut.

3.      Nehmen Sie ein Bad mit Lavendel

Mögen Sie den Duft von Lavendel? Das ätherische Öl kann Stress und Unwohlsein lindern. Im Jahr 2012 untersuchten Wissenschaftler den Effekt einer Lavendel Aromatherapie auf Migränepatienten in einer kleinen Studie. Ergebnis: Das Einatmen des ätherischen Öls für mindestens 15 Minuten kann dabei unterstützen, mit einem akuten Migräneanfall umzugehen. Wollen Sie ausprobieren, ob Lavendelöl bei Ihnen wirkt? Dazu gibt es eine einfache Möglichkeit: Verreiben Sie ein paar Tropfen zwischen ihren Handflächen. Legen Sie anschließend die Hände vor Ihr Gesicht und atmen Sie langsam tief ein. Alternativ: Geben Sie ein paar Tropfen Lavendelöl ins Badewasser und gönnen Sie sich ein ausgedehntes Bad.

4.      Sorgen Sie für gemütliches, gedämpftes Licht

Grelles Licht lässt die Schmerzen bei Migräne explodieren. Wissenschaftler von der Harvard Medical School in Boston (Massachusetts) haben aller Wahrscheinlichkeit nach den Grund dafür entdeckt, wie Der Spiegel berichtet: In der Netzhaut befinden sich lichtsensitive Rezeptorzellen. Diese senden Signale über den Sehnerv weiter an die Nervenzellen im Gehirn, die bei einem Migräneanfall aktiv sind. Bei grellem Licht werden sie in wenigen Sekunden aktiviert. Selbst wenn Sie danach den Raum verdunkeln oder in einen dunklen Raum wechseln, leiden Sie nach dem Kontakt mit hellem Licht noch 20 bis 30 Minuten länger an besonders quälenden Schmerzen. Übrigens gilt das sogar für blinde Migränepatienten.

Dimmbare LED-Kerzen sind eine ungefährliche Möglichkeit für sanfte Beleuchtung zu sorgen. Im Gegensatz zu Wachskerzen riechen sie nicht. Außerdem ist der Betrieb ungefährlich. Ideal, falls Sie kleine Kinder oder Haustiere haben.

5.      Trainieren Sie Ihre Bauchatmung

Konrad Taubert erläutert in „Migräne ganzheitlich behandeln“ (2006), dass viele Migränepatienten die Zwerchfellatmung nicht beherrschen. Sie nutzen stattdessen ausschließlich die sogenannte Brusthochatmung. Das führt dazu, dass wenig Luft eingeatmet wird und nicht genug Sauerstoff im Gehirn ankommt. Bei körperlicher und psychischer Beanspruchung atmen Menschen mit Brusthochatmung infolgedessen immer schneller. Auch das kann Migräne auslösen.

So trainieren Sie Ihre Bauchatmung:

  1. Legen Sie sich entspannt auf den Rücken.
  2. Platzieren Sie drei schwere Bücher auf Ihrem Bauch.
  3. Heben Sie die Bücher durch ihre Atmung an. Dazu müssen Sie die Bauchatmung einsetzen.

Anfangs fällt Ihnen das vermutlich nicht leicht. Mit etwas Übung wird es immer besser gelingen. Trainieren Sie am besten täglich. Das hilft Ihnen, im Alltag die Bauchatmung statt die Brusthochatmung zu nutzen.

6.      Experimentieren Sie mit Kaffee oder Tee

Bei manchen Migränepatienten hilft Koffein, den Schmerz zu lindern. Für andere zählt Koffein sogar zu den Migränetriggern. Möglicherweise hängt die Wirkung vom Stadium der Migräne ab: Gerade am Anfang eines Migräneanfalls könnte Koffein helfen. Setzen Übelkeit und Brechreiz ein, ist es für Experimente mit Flüssigkeiten in der Regel ohnehin zu spät: Der Körper befördert sie durch Erbrechen wieder nach draußen. Probieren Sie aus, ob Ihnen Kaffee, schwarzer oder grüner Tee zu Beginn eines Migräneanfalls helfen.

7.      Reduzieren Sie Kohlenhydrate

Peter Mersch legt in seinem Buch „Migräne: Heilung ist möglich“ (2016) überzeugend dar, dass der Verzicht auf Kohlenhydrate die Migräne eindämmen kann. Sind Sie experimentierfreudig? Probieren Sie es aus, indem Sie sich eiweiß- und fettbasiert ernähren. Nebeneffekt: Aller Wahrscheinlichkeit nach werden Sie durch diese Ernährungsumstellung auf eine Low-Carb, No-Carb oder ketogene Enährung Gewicht verlieren. Sprechen Sie vorher mit Ihrem Arzt und lassen Sie sich beraten.

Low Carb: Ernährungsumstellung als Migräneprophylaxe. Foto (c) RitaE / Pixabay

8.      Bauen Sie Ingwer in Ihren Speiseplan ein

Ingwer ist seit langer Zeit bekannt dafür, dass er gegen eine Vielzahl von Beschwerden hilft. Die scharfe Knolle punktet mit entzündungshemmenden Eigenschaften. 2014 führten Neurologen im Iran eine Studie mit Migränepatienten durch: Sie verabreichten 100 Testpersonen, die im Durchschnitt seit sieben Jahren unter Migräne litten, entweder Ingwer oder Sumatriptan. Es handelte sich um eine sogenannte Doppelblindstudie. Das heißt: Weder die Testperson noch die Forscher wussten, welcher Proband Ingwer und welcher Triptan erhielt. Die Studienteilnehmer wurden willkürlich in zwei Gruppen aufgeteilt. Sie wurden mit jeweils fünf identisch aussehenden Kapseln ausgestattet. Entweder befanden sich fünfmal 250 mg Ingwerpulver oder fünfmal 50 mg Sumatriptan darin. Bei einem Migräneanfall sollten die Testpersonen auf die erhaltenen Medikamente zurückgreifen. Außerdem mussten sie notieren, wann die Migräne anfing, wie hoch die Schmerzintensität bei der Einnahme der Kapsel war und wie sich der Schmerz in bestimmten Intervallen danach entwickelte. Das Ergebnis: Ingwer erwies sich in dieser Studie als genauso wirksam wie Sumatriptan.

Probieren Sie es – nach Rücksprache mit Ihrem Arzt – einfach aus: Ingwerkapseln gibt es in dieser und höherer Dosis frei zu kaufen.

9.      Nehmen Sie Magnesium hochdosiert

Laut verschiedener Studien kann Magnesium helfen, Migräneanfälle zu verhindern. Hochdosiertes Magnesium gibt es in Kapselform als Nahrungsergänzungsmittel. Sie können zusätzlich Magnesium über die Nahrung zu sich nehmen. Gute Magnesiumquellen sind Nüsse wie Mandeln, grünes Blattgemüse, Fisch, Joghurt und Bananen.

10. Vereinbaren Sie einen Termin zur Akupunktur

Die sogenannte Gerac-Studie belegt: Sechs Wochen Akupunktur zur Migräneprävention zeigen eine ähnliche Wirkung wie eine vorbeugende medikamentöse Therapie. Durchschnittlich sind 15 Behandlungen nötig. In Einzelfällen kann es aber auch 30 bis 40 Sitzungen dauern, bis eine Besserung eintritt. Für Akupunktur gilt das Gleiche wie für die anderen hier vorgestellten Migräne-Hausmittel: Probieren Sie diese Methode – nach Rücksprache mit Ihrem Arzt – aus.

Michaela Hövermann

 

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