Ein privates Paradies für Bienen und Menschen schaffen

Larisa-K / Pixabay

Das Volksbegehren Artenvielfalt „Rettet die Bienen“ in Bayern war ein durchschlagender Erfolg. Fast 1,8 Millionen gaben ihre Unterstützung kund. Die bayerische Landesregierung wird die Vorschläge jetzt nahezu ungeändert übernehmen.

Trotzdem gab es und gibt es auch kritische Stimmen, unter anderem lästern Gegner des Gesetzesentwurfes: Bienenretter führen mit dem SUV zum Rathaus, um ihr Kreuzchen zu machen, und danach kehrten sie in ihre von Schotter und Gestein geprägten Reihenhaussiedlungen zurück. Obwohl die Fläche eines Vorgartens im Vergleich zu landwirtschaftlich genutzten Flächen oder den täglich unter Beton und Asphalt verschwindenden Landstrichen im Gewerbe- und Straßenbau sicher nicht ins Gewicht fallen, bleibt der Hausgarten nichts desto trotz eine kleine Chance für jeden Hausbesitzer, selbst aktiv dem Artensterben entgegen zu wirken. Nebenbei tut er damit auch ganz viel für sich selbst.

Geradlinigkeit, Ordnung, Sauberkeit – machen Steine das Leben leichter?

Schlendert man in diesen Frühlingstagen durch die Straßen eines Neubaugebiets, so schlägt einem eine ungeahnte Tristesse und Eintönigkeit entgegen: grauer Asphalt, grauer Beton, Pflaster, Granit, Steine. Immer wieder Steine. Kaum ein Haus kommt derzeit ohne einige Quadratmeter Steinfläche aus, wie es scheint. Unterbrochen allenfalls von einsamen Koniferen in Spiral- oder Kugelschnitt. Der Charme dieser Siedlungen reicht an den von Einkaufszenterparkplätzen heran. Für Insekten, Singvögel und andere Kleinlebewesen bleibt da kein Lebensraum mehr. Zwischen 1989 und 2017 ergaben Messungen einen Rückgang von 80% bei den Fluginsekten. Es ist die Kombination aus Straßen, Parkplätzen, Gebäuden, ausgeprägter Monokultur-Landwirtschaft und die gärtnerische Totalverweigerung der Hausbesitzer, die letztlich zum Artensterben geführt hat.

Das Leben hält mit Arbeit, Haushalt, Kindern und Hobby für Hausbesitzer schon genug Verpflichtungen bereit. Dann auch noch Gartenarbeit? Laub rechen, Erde harken, sähen, wässern, ernten … Viele scheuen vielleicht auch vor den Entscheidungen zurück, die beim Anlegen eines Haus- und Nutzgartens getroffen werden müssen. Will ich Rasen? Blumen? Stauden? Hecken? Oder Obst und Gemüse? Da scheinen Steine eine gute Alternative zu sein. Sie sind kostengünstig, brauchen keine Pflege, sehen das ganze Jahr über gleich aus. Schotter gibt es in verschiedenen Formen und Farben, man kann Muster daraus legen und vielleicht eine Schale oder einen Topf drauf stellen fertig. Sieht doch gleich ordentlich und sauber aus.

Der Irrtum mit der Pflegeleichtigkeit

pasja1000 / Pixabay

Das mag für den ersten Sommer durchaus gelten. Die Steine werden angeliefert, professionell ausgebracht und damit ist die Gartenarbeit erledigt. Doch spätestens im ersten Herbst fallen Blätter – vielleicht nicht im eigenen Garten, aber der Wind bringt sie unweigerlich bis vor die eigene Haustür. Samen werden eingetragen, sei es durch Wind oder Vögel. Und schon sammelt sich zwischen den Steinen genug Biomasse, um neues, grünes Leben entstehen zu lassen. Um das zu verhindern, müsste der Schottergärtner jetzt eigentlich auf Knien jedes Blättchen und Körnchen aus seinem Steinbeet sammeln. Pflegeleicht?! Nun ja…

Kies, Pflastersteine, Beton und Asphalt haben noch eine Eigenschaft, weshalb wir sie im eigenen Garten zumindest meiden sollten. Sie heizen sich extrem auf. Durch die gespeicherte und wieder abgestrahlte Wärme verändern sie vor allem im Sommer das Mikroklima. Messungen in Großstadtstraßen haben ergeben, dass die Hitzebelastung in Wohnhäusern geringer ist, wenn die Straße einen Grünstreifen mit Bäumen beinhaltet. Bäume und Büsche filtern außerdem die Luft, sie wandeln schädliches CO² in Sauerstoff um. Sie helfen die Feinstaubbelastung zu verringern und sorgen so dafür, dass wir gesündere Luft atmen.

An dieser Stelle wäre die Expertise der Gartenbaubetriebe gefragt. Unerfahrenen Neu-Hausbesitzern sollten sie eigentlich beratend unter die Arme greifen, Alternativen aufzeigen, Fürsprecher sein für Vielfalt und Biodiversität. Stattdessen baggern viele bereitwillig die Grasnarbe ab, legen dicke Schichten Unkrautvlies auf und füllen mit Kies, Schotter und Geröll auf. Dabei ist ein naturnaher Garten nichts Unerreichbares, es braucht keine jahrzehntelange Gartenerfahrung dafür. Die gute Nachricht ist: Der grüne Daumen ist kein Gendefekt, den nur einzelne per Geburt mitbekommen haben. Mit ein bisschen professioneller Beratung kann jeder zum Bio-Gärtner werden und die Erfolge stellen sich von selbst ein.

Insektenfreundlicher Garten – wie geht das?

Worauf sollte man also achten? Für Bienen und andere Insekten ist es wichtig, dass sie das ganze Jahr über Blüten finden, die sie mit Pollen und Nektar versorgen. Dazu muss man wissen, dass gefüllten Blüten genau diese Eigenschaft genommen wurde, weil die zusätzlichen Blütenblätter aus den Staubgefäßen gezüchtet wurden. Man sollte also auf Arten achten, die einfache Blüten haben. Mit heimischen Pflanzen hat man es leichter. Viele Exoten brauchen spezielle Bedingungen, die bei uns nur schwer herstellbar sind. Bedingt durch den Klimawandel kommen aber immer mehr eigentlich nicht heimische Pflanzen auch gut bei uns zurecht. Aber auch die hiesige Pflanzenwelt ist so vielfältig, dass sich für jeden Anspruch und jedes Gelände etwas Passendes finden lässt.

Zeitig im Frühjahr beginnen Kornellkirschen zu blühen. Sie bieten mit ihren gelben Blütensträußchen eine der ersten Nahrungsquellen für Fluginsekten. Zierkirschen und Zierquitten blühen anhaltend und bringen mit ihren duftig rosa, roten oder orangen Blüten einen Hauch Fernost vors eigenen Fenster. Bald darauf folgen die heimischen Obstbaumsorten, Apfel, Birne, Zwetschge, Kirsche und Co. Ein echter Hingucker ist die Felsenbirne. Dieses eigentlich altbekannte Strauchgewächs war lange Zeit in Vergessenheit geraten und erlebt derzeit eine Renaissance. Zu recht. Denn im Sommer folgen den wunderschönen Blüten leckere Früchte, die in Form und Farbe an Heidelbeeren erinnern und einen ganz besonderen, aromatischen Geschmack haben. Sie lassen sich direkt vom Strauch genießen, oder zu Marmelade verarbeiten. Allerdings muss man schnell sein, denn auch die Vögel lieben diese Früchte.

Frühjahrsblüher sind häufig Zwiebelpflanzen, die am besten im Herbst ausgebracht werden. Von Tulpen, Narzissen und Schneeglöckchen gibt es verwildernde Sorten, die sich selbst vermehren und so jedes Jahr mehr Blüten bringen. Dazwischen streckt vielleicht ein vorwitziger Löwenzahn seine Blätter aus. Oft als „Unkraut“ verunglimpft, bringt diese Wildpflanze mit ihren dicken gelben Blüten Auflockerung in Rasenflächen und Beete. Die jungen Blätter eignen sich für Salate und die später entstehenden Pusteblumen sind ein kleines Wunderwerk der Natur. Im Frühsommer sind Storchschnäbel, Mohn, Schafgarbe oder Färber-Kamille gute Pollenbringer und optische Highlights für den Vorgarten. Rosen, vor allem die wilden Sorten blühen langanhaltend und sind pflegeleicht. Blutweiderich gehört zu den heimischen Stauden, die vor allem an Fluss- und Bachläufen vorkommen, sich aber auch im Hausgarten wohlfühlen. Sommerflieder, Lavendel und Astern ziehen im Spätsommer Schmetterlinge an. Wunderschön und bei Insekten sehr beliebt ist zu dieser Zeit auch die Echinacea oder Sonnenhut. Herbstanemonen werden zu kräftigen Büscheln mit vielen rosa oder weißen Blüten und auch Gladiolen und Dahlien erfreuen noch im ausgehenden Gartenjahr mit ihren leuchtenden Farben, allerdings müssen ihre Knollen zum Überwintern aus dem Boden genommen werden.

Ein Plädoyer für naturnahe Gärten

Myriams-Fotos / Pixabay

Es lohnt sich nicht nur aus Artenschutzgründen sich dem Trend zu Schottergärten zu widersetzen. Mit relativ wenig Aufwand lassen sich kleine Biotope schaffen, Erholungsinseln vor der eigenen Haustür. Wir reden von Entschleunigung, Detoxen und Wellnessen was das Zeug hält, scheuen für die optimale Work-Life-Balance keine Kosten und Mühen und dabei vergessen wir, dass es auch viel einfacher geht. Ein gutes Buch, ein Liegestuhl und drum herum duftende Blumen, surrende Insekten und zwitschernde Vögel, mehr braucht es gar nicht, um die Batterien wieder aufzutanken. Wenn dann der bunte Salat zum Abendessen noch aus selbst angebauten Tomaten, Gurken und Kräutern besteht, die garantiert ohne Spritzmittel und Pestizide auskommen, ist gesund leben ein Kinderspiel. Wir retten damit nicht nur die Insekten, sondern vor allen Dingen uns selbst!

Veronika Lackerbauer

<img src=”http://vg02.met.vgwort.de/na/e387c75dfd784a1fa81c6243f3fe7f54″ width=”1″ height=”1″ alt=””>

 

//ws-eu.amazon-adsystem.com/widgets/q?rt=tf_cw&ServiceVersion=20070822&MarketPlace=DE&ID=V20070822%2FDE%2Fjaneeaufpagew-21%2F8010%2F46c87527-3cf2-4614-b77d-78c5e6bbba60&Operation=GetScriptTemplateAmazon.de Widgets

1 Trackback / Pingback

  1. Wohlfühloase statt „Gärten des Grauens“ – Grapes’n’Soulfood

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


*