Zwei Minuten ….

nile / Pixabay

 

… und es ist schon wieder Februar.
Im Angesicht der dahin fliessenden Zeit werden Erinnerungen wach und mir wird bewusst dass ich ziemlich alt bin.

In der fünften Klasse hatten wir alle Brieffreunde. Teilweise sogar im Ausland. Eifrig wurden Briefe verschickt. In Fremdsprachen und auf richtigem Briefpapier. Die Antwort war dann nach ca. 3 Wochen da. Es gab immer ein paar Streber, die mehrere Brieffreundschaften hatten und auch mehrmals im Monat Post bekamen. Das Schreiben, also noch so mit Stift auf Papier, hat sich lange Zeit bei mir gehalten. Noch in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts habe ich, mehr oder weniger regelmäßig, Briefe und Postkarten versandt. Nun ja, ich glaube die Mädels mochten es.

Die Zeit verging mit dem Warten. Selbst die Inlandspost brauchte schon mal 3 Tage hin, drei Tage her. Ein Nebeneffekt des regen Postverkehrs war die Vergrösserung der Zahl der Philatelisten. So ziemlich jeder hatte damals wohl ein Briefmarkenalbum.

Dann wurde die Zeit schneller, oder verging die Wartezeit nur schneller? Elektronische Post, kurz E-Mail, war die Innovation in den 90ern. Plötzlich konnte man Antworten bereits am nächsten Tag erwarten. Gerade im geschäftlichen Bereich hat die E-Mail einen unentbehrlichen Schub gebracht. Aber, die Briefe, die ich seitdem noch handgeschrieben und mit der Post verschickt habe, sind leicht zählbar. Das Leben wird einfach immer elektronischer.

Die E-Mail wurde von der SMS überholt. Und noch während des Überholvorganges kamen diverse Chatprogramme auf uns zu.
Jetzt sitze ich vor dem Smartphone, verbunden über eine 4G Verbindung mit dem Internet und wundere mich, warum ich nach 2 Minuten immer noch keine Antwort auf meine Chatnachricht erhalten habe. Zwei Minuten. Im Idealfall habe ich eine Antwort auf einen Brief am vierten Tag gehabt. 5760 Minuten. Mein erstes Modem brauchte allein zwei Minuten, um eine Verbindung mit dem Internet herzustellen. Dabei spielte es eine Kakofonie der Pieptöne und machte so die Wartezeit zur Tortur. Selbst wenn ich jetzt noch zwei Minuten warten muss, habe ich also mehr als 5750 Minuten gespart. Was mache ich nur mit der gesparten Zeit? Oder, wo ist sie hin, die Zeit, die gesparte? Bei viel mehr Kommunikation als vor 30 Jahren, benötige ich viel weniger der kostbaren Zeit. 

Das sie kostbar ist und genutzt werden sollte, bemerke ich dann immer erst, wenn sie abgelaufen ist. Wenn ein schöner Tag sich dem Ende neigt, die letzten Tage der Ferien anbrechen oder schon wieder Geburtstagswünsche eintreffen. Am schlimmsten ist es, wenn für einen Freund oder einen Verwandten die Lebenszeit abgelaufen ist. Dann bleiben uns nur Erinnerungen. Die sind dann wiederum zeitlos.

Also gut, es ist Zeit, die Zeit zu nutzen. Mal wieder durch die Stadt flanieren. Sich offline mit Freunden treffen. Eine Wanderung in den Bergen oder am Strand.
Nutze die Zeit.

 

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