Wruken, ein deftiger Kohlrübentopf

 

Meine Oma Ida, Jahrgang 1904, also die Mutter meiner Mutter, hat immer gesagt: „Junge, nach dem Krieg hatten wir doch nichts. Da war es das einzige, was es zu essen gab.“
Und ich hab erwidert: „Das schmeckt aber so lecker“ und habe mächtig reingehauen.

Das Rezept hat sie mir dann auch gegeben. Ich habe es nachgekocht, umgeändert, oder modifiziert, eben auch an die Zeiten angepasst.

Oma hat die Kriege miterlebt. Den Ersten als junges Mädchen, den Zweiten als erwachsene Frau. Sie hat auf einem Landgut Köchin gelernt. Noch so richtig, mit Holz-/ Kohleherd, der morgens angefeuert und den Tag über am Brennen gehalten wurde.
Sie konnte Pudding kochen, ohne Puddingpulver. Oder Essen für eine ganze Kompanie Soldaten. Sie war die beste Köchin auf der Welt, zumindest in meiner Welt. Aber das sind wohl alle Grossmütter.

Die Wruken hat sie immer mit Schweinebauch gemacht, den rohen, ungeräuchert, mit fingerdicken Fettschichten. Ich habe es dann später, der gesunden Ernährung wegen, mit Geflügel gemacht. Also mit Putenhälsen. Inzwischen nehme ich aber auch wieder Rindfleisch. In diesem Fall Rinderbrust ohne Knochen. Es geht aber jedes Fleisch, aus dem eine kräftige Brühe gezogen werden kann.

 

Zutaten:

650 gr Rinderbrust (ein gutes Pfund)
1 Stk. Kohlrübe (auch Steckrübe, oder Wruke)
1 Zwiebel (wenn keine da ist, nimm ne Bolle)
3 Karotten (Mohrübe, Rübli geht auch)
3 Kartoffeln (Härtöpfu, Erdäppel)
2 Lorbeerblätter, Salz, Pfeffer, gekörnte Brühe
und ein gutes Glas Rotwein

Zubereitung von Wruken: 

Als erstes wird der Rotwein eingeschenkt. Dann die Brühe ansetzen. Mit ca. 1 Liter warmen Wasser, 1 Möhre, Lorbeer, Salz, Pfeffer. Das köchelt mal eben eine ganze Weile vor sich hin. so mindestens 1 Stunde. Wenn das Rind sehr sportlich oder etwas älter war, kann es auch länger dauern. 1,5 h ist auch nicht schlimm.

 

 

 

 

 

 

 

Jetzt ist genügend Zeit zum schnibbeln. Karotten schälen und in Scheiben schneiden, Kartoffeln schälen und in Würfel schneiden, Kohlrübe … ja, schälen und in Stücke schneiden. Die jeweilige Form hat mit dem Garprozess oder der Optik nichts zu tun. Ist bloss lustig, daran zu denken, wie manch Perfektionist jetzt schon mal das Lineal aufs Schneidebrett legt.

 

 

 

 

 

 

 

Zeit für ein kurzes Nickerchen, oder ein leckeres Dessert vorbereiten.
Wenn die Brühe soweit ist, wird das Fleisch und die Lorbeerblätter entnommen. Dann wird alles fein geschnibbelte in die Brühe gegeben und auf kleiner Flamme ca. 25 Minuten gekocht.
In der Zeit kann das Fleisch in Würfel, mit 1,7 cm Kantenlänge, geschnitten werden. Oder kleiner, oder grösser, aber gut kaubar.
Wenn im Topf alles gut gar ist, bissfest bis fast weich, kommt der gute alte Stampfer zum Einsatz. Bitte keinen Pürierstab, das wird nur Matsch. In grenzenloser Verzweiflung kann man das dann auch mit der Gabel kleindrücken, oder durch die Flotte Lotte drehen.

 

 

 

 

 

 

 

Das Ziel ist eine breiartige Konsistenz. Am besten so, dass man es mit der Gabel essen kann.
Nachdem das gewürfelte Fleisch mit in den Topf gegeben wurde, kann alles nochmal erhitzt und abgeschmeckt werden. Wer die Brühe zu lasch hatte, kann noch gekörnte Brühe unterrühren.
(Für Milan: als Geschmacksträger kann jetzt auch noch eine Messerspitze Butter, so 50 gr, untergezogen werden)

 

 

 

 

 

 

 

Serviert wird auf einem flachen Teller, noch frischen Pfeffer aus der Mühle darüber. Dann kann gegessen werden. Ein einfaches Gericht aus den Nachkriegsjahren, für mich immer lecker.
Für die Statistiker und Kalorienzähler: Das Gericht beinhaltet Fett, Eiweiss, Kohlehydrate usw. in unterschiedlichen Mengen.

Trotzdem, Guten Appetit

 

Bildrechte: André Stark

Amadeus

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