Etwa jeder Dritte leidet in der dunklen Jahreszeit unter Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Lustlosigkeit. Nicht immer steckt einfach zu viel Stress dahinter. Es kann sich auch um eine Winterdepression handeln.
Novemberdepression, Winterblues oder Winterdepression – es gibt viele Bezeichnungen für eine depressive Störung, die viele Menschen jedes Jahr aufs Neue heimsucht. Falls Sie auch dazu gehören, sind Sie nicht zu beneiden, denn das Gefühl von Traurigkeit, Antriebsschwäche, Mutlosigkeit und Lustlosigkeit ist nicht nur unangenehm und lästig. Es kann sich auch eine ernstzunehmende Erkrankung dahinter verbergen. Stoffwechselstörungen, Viruserkrankungen, Schilddrüsenüber- oder unterfunktion oder auch eine Einschränkung der Leberfunktion – all diese und noch andere Diagnosen können sich hinter den genannten Symptomen verstecken. Deshalb sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen, insbesondere wenn Sie zum ersten Mal von den lästigen Begleiterscheinungen betroffen sind.
Wenn alle anderen möglichen körperlichen Ursachen ausgeschlossen sind, wird der Arzt mit hoher Wahrscheinlichkeit eine so genannte „saisonal abhängig auftretende Depression“ diagnostizieren und damit haben wir auch schon den wissenschaftlichen Begriff dafür: SAD – saisonal abhängige Depression. Als eine Sonderform der so genannten affektiven Störungen ist SAD sogar in der international gültigen statistischen Klassifikation von Krankheiten erfasst.
So erkennen Sie eine Winterdepression – die Symptome
Eines der Merkmale einer Novemberdepression ist die Dauer. Jeder von uns kennt das vorübergehende Gefühl von Traurigkeit oder Antriebslosigkeit – und am nächsten Tag ist dann alles wieder in Ordnung. Wer einfach mal nicht gut drauf ist, schlecht geschlafen hat oder zu nichts so richtig Lust hat, muss noch lange nicht befürchten, von SAD betroffen zu sein. Bei anhaltender Dauer folgender Symptome ist jedoch davon auszugehen, dass der Winterblues zugeschlagen hat:
- Energieverlust
- Lustlosigkeit
- Müdigkeit trotz mehr Schlaf als gewöhnlich
- Ängstlichkeit
- Heißhunger auf Süßigkeiten oder andere Kohlehydrate
- Erhöhtes Schlafbedürfnis
Sollten Sie über einen längeren Zeitraum mehr als zwei dieser Winterdepression Symptome an sich bemerken, ist der Gang zum Arzt in jedem Fall anzuraten, um Ihre Beschwerden gegenüber anderen möglichen Ursachen abzugrenzen. Steht die Diagnose SAD dann aber fest, ist das kein Grund, zu resignieren, denn es gibt Hilfe.
So entsteht die Winterdepression – die Ursachen
Um die dunkle Jahreszeit besser überstehen zu können, ist es wichtig, zu wissen, woher das seelische Wintertief eigentlich kommt.
Der Hauptgrund ist der Mangel an Tageslicht. Der Organismus braucht Licht, um das Hormon Serotonin zu produzieren. Serotonin wird aus guten Grund auch das Gute-Laune-Hormon genannt, denn es hebt – vereinfacht gesagt – die Stimmung. Fehlt es im Körper, hat der hormonelle Gegenspieler, das Melatonin, freie Fahrt. Melatonin wird nachts produziert und sorgt dafür, dass unser Schlaf-Wach-Rhythmus funktioniert. Ist im Körper nicht ausreichend Serotonin vorhanden, kommt es zu einem Überhang an Müdigkeit. Kommt Ihnen das bekannt vor? Man möchte sich am liebsten einigeln und nur noch schlafen. Und trotzdem ist man ständig müde. Schlechte Laune und Energielosigkeit gehen mit der lähmenden Müdigkeit einher und schon ist es passiert: Die Winterdepression hat sich als ungebetener Gast breit gemacht.
Ein Mangel an Vitamin D ist ebenfalls ein möglicher Auslöser für gedrückte Stimmung. Dieses sehr wichtige Vitamin wird über die Haut gebildet und zwar nur dann, wenn Sonne darauf trifft. Im Winter kommt das eher selten vor und damit wird der Entwicklung einer depressiven Verstimmung während der dunklen Jahreszeit Vorschub geleistet.
So vermeiden Sie die Winterdepression – Vorbeugung
Die wirkungsvollste Vorbeugung besteht darin, den Ursachen entgegenzutreten.
Sorgen Sie für genug Licht. Gehen Sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit ins Freie, denn selbst die trüben Herbst- und Wintertage haben immer noch mehr Licht zu bieten, als das künstliche Lampenlicht, das wir zur Winterzeit in vielen Räumen tagsüber nutzen müssen.
Gönnen Sie sich Farbe. Die Farben Rot, Orange und Gelb sorgen für gute Stimmung. Platzieren Sie bunte Kissen, Decken oder andere Dekosachen in Ihrem Privatbereich und wenn es möglich ist, auch am Arbeitsplatz.
Schokolade macht glücklich. Dieser Tipp ist zwar nichts für Diabetiker, aber wenn es keinen triftigen Grund gegen das Naschen gibt, dann gönnen Sie sich in den Wintermonaten etwas mehr Schokolade als sonst. Die leckere Nascherei enthält nämlich einen Eiweißbaustein, der die Bildung von Serotonin unterstützt – und damit das Hormon, das so wichtig ist im Kampf gegen die Winterdepression. Im Übrigen ist damit auch der Heißhunger auf Schokolade erklärt, der vielen SAD Betroffenen als Symptom wohl bekannt sein dürfte. Der Körper versucht sich selbst zu helfen und sendet entsprechende Signale.
Essen Sie Obst. Die Vitamine aus frischem Obst sind ohnehin wichtig. Schließlich ist die Winterzeit auch Erkältungszeit und auch sonst braucht der Körper die Vitamine und Ballaststoffe aus der Frischkost. Früchte haben aber auch viel Zucker und das wiederum hilft, dem Körper Energie zu spenden und den Heißhunger auf Kohlehydrate auf gesunde Art und Weise zu begegnen.
Vitamin D Präparate. Sie können den Vitamin-D Mangel im Winter ausgleichen. Es gibt rezeptfrei einige wirkungsvolle Vitamin-D-Präparate, die den Organismus bei der Vorbeugung einer Winterdepression unterstützen.
Lichttherapie. Der Rat, das fehlende natürliche Sonnenlicht im Sonnenstudio auszugleichen, geben wir Ihnen hier ausdrücklich nicht. Die schädliche Wirkung von künstlich erzeugten UV-Strahlen auf die Gesundheit der Haut ist hinlänglich bekannt. Es gibt aber die Möglichkeit, sich einer Lichttherapie zu unterziehen. Dafür gibt es so genannte Tageslichtlampen zu kaufen, die jeder ganz einfach zu Hause anwenden kann. Wichtig ist, dass die Lampe über mindestens 10.000 Lux verfügt, um den Mangel an Tageslicht tatsächlich ausgleichen zu können.
Wie am Anfang des Artikels bereits erwähnt, ist ein Gang zum Arzt immer dann anzuraten, wenn die Beschwerden von dauerhafter Natur sind. Eine Depression sollte immer abgeklärt werden. Und bitte: Keine Angst vor Medikamenten! Ein verantwortungsvoller Arzt wird nach dem Motto: „so wenig wie möglich und so viel wie nötig“ seinen Rezeptblock zücken. Aber auch bei vorübergehenden Beschwerden sollten Sie ärztliche Hilfe suchen, vor allem, wenn Sie Symptome eines Wintertiefs bisher bei sich noch nicht gekannt haben.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie gut durch die dunkle Jahreszeit kommen!
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Jutta Schneider (Jahrgang 1957) lebt und arbeitet in Süddeutschland. Ihre Berufslaufbahn in einem Verwaltungsberuf konnte sie nach 40 Jahren an den wohlverdienten Nagel hängen, der sich Ruhestand nennt. Nach Ruhe klingt es aber ganz und gar nicht, wenn den lieben langen Tag die Tastatur klappert. Die Ergebnisse veröffentlicht sie unter ihren beiden Pseudonymen Emmi Schneider und Amy Taylor. Außerdem schreibt sie Kurzgeschichten für einen Zeitschriftenverlag und ist an diversen Anthologien beteiligt.
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