Vorsorge beim Augenarzt – warum sinnvoll?

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Eine Vorsorgeuntersuchung der Augen? Aber natürlich! Und zwar etwa ab dem 40. oder 50. Lebensjahr alle zwei Jahre. Jede Augenarztpraxis bietet diese Serviceleistung an und die Krankenkassen finanzieren sie. Doch diese Tatsache ist noch lange nicht so bekannt, wie sie sein sollte.

Die Augen verdienen sehr viel mehr Aufmerksamkeit, als den meisten bewusst ist. Ihre Funktionsfähigkeit entscheidet über unseren Aktionsradius, darüber, wie wir unsere Welt wahrnehmen und wie wir uns in ihr bewegen: Eingeschränkt oder frei und buchstäblich mit allen Sinnen genießend. Jeder möchte gern gesund alt werden und mobil bleiben. Wie gewohnt am Leben teilnehmen, sich bilden, lesen, die Medien nutzen. Die Sehkraft ganz oder teilweise durch ein Augenleiden zu verlieren, ist ein Szenario, dass sich niemand vorstellen möchte.

Doch viele gehen erst zum Augenarzt, wenn ihnen beispielsweise klar wird, dass sie eine Brille benötigen. Meistens ist der Grund dafür harmlos: Die Anpassungsfähigkeit des Auges nimmt mit den Jahren ab. Nächtliches Autofahren wird zur Tortur, Straßenschilder lassen sich nicht mehr im Vorbeifahren entziffern, ausgedehntes Lesen oder Bildschirmarbeit verursachen Kopfschmerzen und ermüden über Gebühr. Bei solchen Symptomen besteht ganz offen-sichtlich Handlungsbedarf.

Denn schon ein geringfügiges Nachlassen der Sehkraft beschränkt die Lebensqualität deutlich. Unsicherheit und Angst stellen sich ein. Und Verkehrsteilnehmern droht akute Gefahr.

Gemessen daran, was unsere wichtigsten Sinnesorgane leisten, ist es leichtsinnig, auf eine Vorsorgeuntersuchung der Augen zu verzichten. Selbst dann, wenn sich noch keine Beschwerden bemerkbar machen.

Früherkennung ist entscheidend!

Dabei lassen sich die meisten Augenerkrankungen bei rechtzeitiger Entdeckung gut behandeln, in ihrem Fortschreiten aufhalten oder abmildern: Eine frühe Diagnose und Behandlung entscheidet über die Sehfähigkeit im fortgeschrittenen Alter! In den letzten Jahren wurden selbst für so bedrohliche Augenleiden wie die Makuladegeneration gute Therapien entwickelt!

Aus diesem Grund machen Voruntersuchungen der Augen Sinn.

Wer mehr als 40 Jahre zählt, sollte etwa alle zwei Jahre einen Untersuchungstermin in einer Augenarztpraxis wahrnehmen.

Besteht eine erbliche Vorbelastung für bestimmte Augenerkrankungen, sind sogar kürzere Untersuchungsintervalle und ein früherer Beginn einer Vorsorge-Routine angeraten.

Patienten, die unter hohem Blutdruck oder Diabetes leiden, durchlaufen ohnehin regelmäßige Checks, in deren Rahmen auch Augen und Sehkraft kontrolliert werden.

Welche Untersuchungen werden vorsorglich am Auge vorgenommen?

Ein Vorzug einer Vorsorgeuntersuchung der Augen liegt darin, dass die weitaus meisten Augenleiden sich sehr leicht und schnell entdecken lassen: Das gilt für altersbedingte Veränderungen, die nur einer angepassten Brille bedürfen, ebenso wie für echte Erkrankungen.

Moderne Diagnose- und Therapiemethoden eröffnen ein breites Handlungsspektrum und damit buchstäblich gute Aussichten selbst für ältere oder Patienten mit Vorerkrankungen.

Dies sind einige typische Augenleiden, die das Sehvermögen bedrohen:

Katarakt

Linsentrübungen, auch als Grauer Star oder Katarakt bekannt, treten sehr häufig auf. Warnsignale sind Empfindlichkeit auf Blendlicht und ein „verschleiertes“ Bild. Heute wird mit minimalinvasiven Methoden die getrübte Linse durch eine künstliche ersetzt und die Sehkraft ist vollständig wieder hergestellt.

Schäden der Netzhaut

Netzhautrisse werden oft mechanisch durch Unfälle, Stürze oder Fremdkörper im Auge verursacht. Vielfach bleiben sie lange unentdeckt und verursachen keine Beschwerden. Werden sie jedoch nicht behandelt, führen sie möglicherweise zu einer Netzhautablösung (Amotio retinae). Von Natur aus stark kurzsichtige Personen sind besonders bedroht.

Erhöhter Augeninnendruck und Glaukom

Eine Schädigung des Sehnervs geht auf eine mangelhafte Durchblutung im Bereich der Nervenenden zurück. Der Sehnerv verbindet das Auge mit dem Gehirn und leitet die aufgenommenen Bilder an die „Verarbeitungszentrale“.

Die Erkrankung ist als Glaukom oder Grüner Star bekannt. Meist tritt dieses Augenleidung innerhalb einer Familie gehäuft auf.

Erhöhter Augeninnendruck (Okuläre Hypertension mit einem Druckwert von über 21 mmHg) gilt als einer von mehreren Risikofaktoren für die Entstehung eines Glaukoms.

Machen sich beispielsweise Ausfälle ganzer Bereiche im Gesichtsfeld bemerkbar, ist der Nerv bereits angegriffen.

Ab dem 40. Lebensjahr besteht die Gefahr, dass der Augeninnendruck ansteigt. Das allein muss noch keine Gefahr bedeuten. Eine aussagefähige Früherkennung umfasst stets eine Augeninnendruckmessung und eine Überprüfung des Sehnervs in Kombination. So lassen sich bereits minimale Veränderungen erkennen und therapieren.

Makuladegeneration

Ab dem 60. Lebensjahr steigt das Risiko, an einer altersbedingen Makuladegeneration, kurz AMD, zu erkranken. Ursache ist das Absterben der Stäbchenzellen in der Netzhaut. Diese hochempfindlichen Nervenzellen sind die „Fotorezeptoren“ des Auges. Am dichtesten sitzen sie in der Macula lutea, dem „gelben Fleck“ der Netzhaut im hinteren Teil des Augapfels. Eine fortgeschrittene Makuladegeneration führt zu Ausfällen im Zentrum des Gesichtsfeldes. Nur eine Früherkennung macht eine effektive Behandlung möglich.

Unentdeckter Grüner Star oder Makuladegeneration führen in den meisten Fällen zur allmählichen Erblindung, verursachen aber im Vorfeld keine auffälligen Beschwerden. Sie sind die häufigsten Ursachen für den Verlust der Sehkraft im Alter.

Altersbedingte Veränderungen der Linse

Unbedenklichere Veränderungen, wie etwa das Nachlassen der Elastizität der Linse, lassen sich messen: Das rechtzeitige Tragen einer Brille oder von Kontaktlinsen ermöglicht schnell wieder scharfes, müheloses Sehen auch bei Nacht – und erspart Verspannungen, Ermüdung oder Kopfschmerzen durch überanstrengte Augen. Auch chirurgische Korrekturen sind möglich.

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Ablauf einer Vorsorgeuntersuchung der Augen

Ein Termin zur Augenvoruntersuchung kann per Überweisung durch den Hausarzt oder durch direkte Vereinbarung erfolgen. Die Untersuchung selbst kostet – gemessen an ihrer Wichtigkeit – wenig Zeit und Aufwand und stellt keine große Belastung dar.

Der Augenarzt wird zunächst einen Funktionstest der Augen durchführen. Er prüft das Sehvermögen mit der berühmten Buchstabentafel oder mit Hilfe eines Gerätes, durch das der Patient blickt und ebenfalls Buchstaben oder Lichtpunkte erkennen muss (Visustest). Auf diese Weise lassen sich z. B. Kurz- oder Weitsichtigkeit feststellen.

Beurteilt werden auch die Augenreaktion auf Bewegung, die Augenbeweglichkeit selbst und die Form der Pupillen: Reagieren sie auf Lichteinfall mit Erweiterung? Wie schnell? Sind sie symmetrisch oder nicht? Wie reflektiert die Hornhaut das Licht? Auffälligkeiten wie Doppeltsehen, Schielen oder auch temporäre Sehstörungen lassen Rückschlüsse auf etwa bestehende Erkrankungen zu.

Die Gesichtsfeldprüfung (Perimetrie) hilft zu ermitteln, ob die betreffende Person in allen Bereichen ihres Gesichtsfeldes gleich gut sieht oder ob es kritische „blinde“ Zonen darin gibt. Auch hierfür gibt es ein entsprechendes Diagnosegerät, das exakte Ergebnisse liefert.

Farbmustertafeln dienen dem Erkennen von eventueller Farbenblindheit.

Diese Untersuchungen lassen sich schnell, bequem und schmerzlos durchführen. Weder eine Lokalanästhesie noch Kontrastmittel oder Pupillen erweiternde Präparate werden bis zu diesem Punkt benötigt.

Der Augeninnendruck wird mit einem Tonometer gemessen.

Mit Hilfe eines Augenspiegels und fluoreszierenden Augentropfen (Fluoreszenzangiografie) lässt sich feststellen, ob die Hornhaut intakt oder verletzt ist. Der Augenhintergrund samt Netzhaut, Blutgefäßen und Sehnerv lassen sich gut einsehen, wenn ein Medikament verabreicht wird, das die Pupille zeitweise künstlich erweitert.

Bei Verdacht auf Veränderungen im Auge:

Intensivere Untersuchungen zählen bereits nicht mehr zu den Routine-Früherkennungsmaßnahmen, sondern dienen der Verfolgung von Verdachtsmomenten und Beschwerden.

Elektrophysiologische Tests werden mittels kleiner Elektroden durchgeführt, um die Funktionsfähigkeit von Sehnerv und Netzhaut genauer zu betrachten.

Bei Verdacht auf Glaskörperveränderungen oder Netzhautablösung helfen bildgebende Verfahren wie Ultraschalluntersuchung bei einer genauen Diagnose. Computertomographieverfahren werden eingesetzt, wenn ein Tumor vermutet wird.

Ein kleiner, aber lohnender Aufwand

Werden im ersten Teil der Untersuchung keine Auffälligkeiten entdeckt, besteht auch kein Anlass, andere Präparate als die Pupillen erweiternden Tropfen als Hilfsmittel einzusetzen. Die Wirkung dieser Tropfen lässt nach etwa zwei Stunden nach. Werden sie angewendet, sollte die untersuchte Person sich nach Hause chauffieren lassen, statt selbst zu fahren: Erweiterte Pupillen sind äußerst lichtempfindlich und die Sehschärfe ist deutlich beeinträchtigt.

Die Diagnoseverfahren sind schmerzlos. Alles in allem ist eine Vorsorgeuntersuchung der Augen unkompliziert und verursacht keine größere Beeinträchtigung.

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