Wie sich Velofahrer im Winter unsichtbar machen …

Velofahren Winter
Foto Pixabay.com

Der Sommer nimmt Abschied und er hat es sich redlich verdient. Gönnen wir ihm die Überwinterung im Süden. Australien soll ja zur Weihnachtszeit besonders warm und schön sein.

Langsam aber sicher kommt sie jetzt also wieder, die Zeit in der die Tage kürzer und die Nächte länger werden. Vielleicht sogar länger und dunkler.

Doch auch die Nacht zieht sich irgendwann zurück und beginnt dem Tag den Platz zu räumen. Der Morgentau glitzert im Mondlicht auf den Wiesen, die späten Sonnenaufgänge tauchen die Dämmerung in strahlendes Grau. Vereinzelt sind noch Sterne am Himmel zu sehen.

Es ist die Zeit, in der wir wieder seltene Spezien beobachten können.

Nicht nur wilde Tiere, wie Reh, Fuchs und Dachs, die zögerlich am Strassenrand warten, um im definitiv falschesten Augenblick die Fahrbahn zu queren.

Nein, ich meine die Anderen:

Eingehüllt in schwarze, lichtabsorbierende Polyester-Anoraks, verlassen sie, sich scheu umblickend, ihren geschützten Platz. Sie haben die synthetikfellbesetzte Kapuze ganz tief in die Stirn gezogen. Das Kunstfell umspielt liebevoll die Augenbrauen, das Sitzfleisch presst sich auf den nass geformten Ledersattel.

Für sie beginnt der Tag mit einer Tour auf dem liebgewonnen Velo, sei es zur Arbeit oder nach Hause. Der Drahtesel ist ein Erbstück aus uraltem Familienbesitz, mit kunstvoll verschweißtem Stahlrahmen, Gesundheitslenker und Rücktritt. Die Karbitleuchte wurde schon vor Jahren durch elektrisches Licht mit einem Dynamo ersetzt. Dieser hängt wackelnd an der Halterung und funktioniert schon lang nicht mehr. Das Licht ist aus. In den Speichen stecken schlammverkrustete Reflektoren. Allein das Katzenauge am verbeulten Schutzblech zeigt dem hinterrücks nahenden Verkehr die Anwesenheit.

Um das Klappern der Schutzbleche auszublenden, hat sich diese Spezies hochtechnisiert gewappnet. Gepolsterte Kopfhörer mit Dolby Sourround, 3D-Klangwelten, wenigstens aber Stereoton aus ergonomischen In-Ears, kabelgebunden oder wireless, oder die Bluetooth-Outdoor-Box im Lenkerkorb … Die feinsten Kompositionen schmeicheln dem Hörnerv oder satte Bässe dröhnen in den Ohren.

Sie treten im Takt der Musik voller Elan in die Pedale und haben, nur selten, ein markiges Schimpfwort für diese rücksichtslosen Autofahrer übrig.

Es gibt nur noch wenige Exemplare, Doch wenn wir genau beobachten, können wir sie entdecken. Die rustikalen Göppelreiter.

Doch auch bei dieser Spezies hat die Evolution ganze Arbeit geleistet. Nach und nach verschwinden die Rustikalen aus unserem Strassenbild. Sie wurden Opfer der Tüftler und Erfinder und von Verkehrsunfällen. Neumodische Technik verdrängt die konservative Tradition aus den Fahradkellern und Unterständen. LEDs in der Beleuchtung, Scheibenbremsen, Aluminium- und Karbonrahmen, Gelsattel, reflektierende Helme und Warnwesten. Hell blitzen sie im Scheinwerferlicht auf, wie der liebevoll geschmückte Weihnachtsbaum zum Jahresende.

PublicDomainPictures / Pixabay

Die stärksten leiten die Geschwindigkeit des Verkehrs mit ihren E-Bikes. Sie setzen sich durch.

Doch manchmal, wenn wir ganz genau hinsehen, sehen wir noch Rustikale am Strassenrand strampeln. Dann heisst es aufpassen, umfahren ist nicht gleich umfahren.

Die Saison ist eröffnet!

Amadeus

Kommen Sie sicher mit dem Fahrrad durch die kalte Jahreszeit! Tipps für Velofahrer:

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