Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, als mein Großer in der “Warum?”-Phase war. Das ist nun schon eine Weile her und zu der Zeit wusste ich, dank diversen Elternratgebern ja, dass diese Zeit auf mich zukommt. Aber wussten Sie, dass diese Phase in der Pubertät noch einmal wiederkehrt?
Die Warum-Phase im Kleinkindalter
“Mami, warum ist die Blume blau?”, oder “Mama, warum ist das Auto kaputt?”, sind noch die einfacheren Fragen gewesen, die ich mit Leichtigkeit beantworten konnte, wenn auch manchmal völlig entnervt, weil ich z.B. nicht wusste, wie ich jetzt mal eben schnell das tote Auto von der Kreuzung bekomme.
Da fallen mir Situationen ein, in denen ich am liebsten im Erdboden versunken wäre und meinen Jungen die Antwort fürs Erste schuldig geblieben war.
Ein Beispiel:
Mitten in der Fußgängerzone baute sich mein dreijähriger Stöpsel vor einem etwas korpulenten, Wurstbrötchen essenden Mann auf, zeigte mit seinem kleinen Finger auf ihn und fragte:
“Mami, warum ist der Mann so dick?”
Das Offensichtliche schon auf der Zunge und vom Donner gerührt schaute ich den Mann entschuldigend an, nahm meinen kleinen, dreisten Kerl auf den Arm und suchte das Weite.
Statt ihm dann seine Frage zu beantworten versuchte ich, ihm zu erklären, dass das nicht höflich ist, dass man Menschen mit solchen Fragen verletzt. Der Kleine hatte das natürlich nicht verstanden, aber er beantwortete sich seine “Warum”-Frage wenig später selbst:
“Mami, der Mann hat zu viele Wurstbrötchen gegessen, gell?”
Nach mehreren solcher netten Begebenheiten, auch fünf Jahre später mit meinem Kleinen, war ich froh, diese Phasen erfolgreich hinter mich gebracht zu haben.
Gleichfalls bin ich aber felsenfest davon überzeugt, dass die meisten “Warum?”-Fragen die Allgemeinbildung meiner Kinder vorangebracht haben, da ich sie, bis auf ein paar Ausnahmen (siehe oben) zu ihrer Zufriedenheit beantworten konnte.
Umso schlimmer trifft mich die Erkenntnis:
Es gibt eine zweite “Warum?”- Phase! Und die steht in keinem Ratgeber!
Die Pubertät und ihre Tücken
Mein mittlerweile spätpubertärer Großer strapaziert immer mal wieder mein eigentlich gut trainiertes Nervenkostüm erheblich. Er ist supercool, weiß alles besser und möchte bitteschön als Erwachsener behandelt werden.
Damit hätte ich kein Problem, wenn er sich denn auch so benehmen würde.
Stattdessen fragt er z.B. mitten im Wartezimmer der Arztpraxis, an dem Nachmittag trafen sich dort viele kleine, quengelnde, kranke Kinder:
“Mama, warum hast Du eigentlich Kinder gekriegt? Die sind doch nervig.”
Und das in einer Lautstärke, die auch sicherstellte, dass alle besorgten Mütter dieser kranken Kinder es hörten.
Von sechs Paar Augen verfolgt, fühlte ich mich schlagartig wieder in die Kleinkindphase meiner Kinder zurückversetzt. Nur konnte ich meinen Sohn ja schlecht auf den Arm nehmen und mich dieser Situation entziehen.
Also erwiderte ich nur: “Die Frage stelle ich mir gerade eben selbst!”
Und diese provozierenden “Warum?”-Fragen des Halbstarken sind viel schlimmer als die eines Dreijährigen. Sie haben so rein gar nichts mit der wachsenden Allgemeinbildung meines Kindes zu tun. Sie zielen einzig und allein darauf ab, sich mit mir anzulegen. Und das Tag für Tag.
Hier einige – sich ständig wiederholende – Beispiele mit Standardantworten ohne Mehrwert:
Frage: “Mama, warum darf ich nicht auch bis Elf draußen bleiben? Die anderen dürfen alle!” (Stimmt nicht, weiß ich…)
Antwort: “Weil Du um Acht wieder hier bist!”
Frage: “Warum muss ich eigentlich immer den Müll rausbringen?”
(Er muss den Müll nicht immer rausbringen…)
Antwort: “Weil ich es Dir sage!”
Frage: “Warum darf ich mir nach der Schule keinen Döner holen?”
(Geschätzt geht dafür ein Drittel seines Taschengeldes drauf, die Frage kommt nur auf, wenn er keins mehr hat!)
Antwort: “Weil ich koche!”
Diese Liste könnte ich noch endlos weiter führen, aber ich will hier niemanden langweilen. Und da sage mir noch einer, es gibt keine dummen Fragen. Das sehe ich mittlerweile ganz anders!
Aufgrund meiner lapidaren, einsilbigen, immer gleichen Antworten auf die immer gleichen Fragen, kam letztens die Frage:
“Mama, warum nimmst Du mich eigentlich nicht ernst?”
Da musste ich lachen!
Aber die Pubertät hat auch schöne Seiten
Verzweifeln würde ich, wenn es nicht die lichten Momente geben würde, in denen ich mich wirklich und wahrhaftig ernsthaft mit meinem Großen unterhalten kann.
Über seine Probleme, Ängste und Sorgen, da ist er teilweise noch das Kind, das ich dann tröstend in den Arm nehme oder schon ein fast Erwachsener, der mir seine Entscheidung mitteilt.
Egal, ob über Nachrichten oder über politische Themen, in den guten Gesprächen verstehe ich, dass er sein Allgemeinwissen nun aus anderen Quellen zieht und auch viele eigene gute Ansichten entwickelt hat.
Auch der Humor kommt hier nicht zu kurz.
Also vertraue ich darauf, dass seine nervigen “Warum?”-Fragen wieder nur eine Phase sind, die wir irgendwie hinter uns bringen werden!
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Sandra Gregor
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