Wir sitzen hier und schauen in den Sternenhimmel.
Es ist einer dieser Augenblicke, in denen es wohl nichts Schöneres gibt und welche so viel Ruhe ausstrahlen.
Heute früh sind wir noch bei strömendem Regen losgefahren. Tiefhängende Wolken, Regen, der offensichtlich aus allen Richtungen gleichzeitig kommt, gerade mal zwölf Grad.
Wir haben Anfang September, noch nicht einmal richtigen Herbst. Schnell und ohne sich zu verabschieden, will sich dieser besondere Sommer aus dem, selbst getrockneten, Staub machen.
Der Regen macht uns den Start in die Ferien noch leichter. Obwohl der Sommer alle Rekorde gebrochen und Schwimmbädern, Eisverkäufern und Sonnencremeproduzenten zu beinahe unermesslichem Reichtum verholfen hat, hoffen wir, dass er noch nicht vorbei ist.
Quälend kriechen die Fahrzeuge durch den zähen Stau. Mühsam bahnen sich Ambulanzen den Weg über den Pannenstreifen. Wir sind bereits in Frankreich – die Rettungsgassen wurden hier noch nicht so richtig eingeführt.
Der Pannenstreifen wird belegt mit ausgefallenen Fahrzeugen und Menschen, denen die Erleichterung ins Gesicht geschrieben steht, wenn sie, mühsam hinter der Leitplanke Deckung suchend, ihre Notdurft verrichten.
Wir haben ein Wohnmobil, weil wir einen Hund haben. Er ist so gross, dass er im Flieger nicht ins Handgepäck passt. Also fahren wir in die Ferien und haben unsere eigene Toilette dabei.
Inzwischen sind nur noch vereinzelte Dekorationswolken zu sehen. Die Temperaturen steigen, es ist trotzdem nicht zu heiss. Es gibt erste Blicke in die mediterrane Umgebung. Olivenhaine, Zypressen, Pappeln werden von einem kräftigen Wind gepeitscht. Häuser, in typischer Natursteinbauweise, schmiegen sich in die sanfte Hügellandschaft.
Die letzte Stunde der Fahrt vergeht dann doch wie im Flug. Der letzte Stop vor dem Ziel ist bei einem Strassenhändler. Obst und Gemüse aus der Region, mit angeschlossenem Weinlager und Freiluftrestaurant. Leckere Früchte gehen immer.
Noch rasch einmal verfahren, und schon sind wir da. Fünf Minuten bevor die Rezeption Feierabend macht. Aber alles ist bereits vorbereitet. Hier sind Profis am Werk. Das Areal ist riesig und nur schon die Fahrt zum Stellplatz nimmt noch mal fünf Minuten in Anspruch.
Es ist traumhaft. Wir sind direkt hinter der Düne und laufen nur wenige Meter bis zum Mittelmeer.
Die Dämmerung bricht bereits an, während wir uns für den Aufenthalt parat machen. Als alles steht, gehen wir natürlich erstmal ans Wasser. Im Rücken die letzten Streifen des Sonnenuntergangs, vor uns das leicht gekräuselte Meer. Zögerlich testen die Zehenspitzen das Wasser …
Und jetzt sitzen wir hier und schauen in den Sternenhimmel.
Ich bin astronomisch nicht so begabt und meine Kenntnisse beschränken sich eher auf den grossen Wagen, den Gürtel des Orions und den Polarstern. Ein paar Meter hinter uns, in Hörweite erklärt ein Mann seinem Sohn gerade Kassiopeia, das Himmels-”W” – gut, das kenne ich jetzt auch.
Goethe, der gute Dichterfürst, der hatte es drauf. “Zum Augenblicke sage ich, verweile doch, du bist so schön.”
Warum fällt mir sowas nicht ein? Aber das gerade ist einer dieser Augenblicke.
Die Nacht ist hereingebrochen und nur spärliches Licht erhellt die Umgebung. Zikaden versuchen sich mit der leisen Musik, die von der zentralen Bühne herüberweht, zu messen. Vereinzelte Spaziergänger führen leise Gespräche, während ihre Tritte im Kies knirschen.
Das Himmelszelt leuchtet mit seinen unzähligen Lichtern.
Wir lehnen die Köpfe zurück und geniessen einfach den Augenblick …
Amadeus
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Amadeus Stur, Jahrgang 1964, Randberliner, seit 2011 in der Schweiz.
Ich schreibe aus der Seele und wenn nur ein Leser ein Lächeln auf die Lippen bekommt, hab ich Erfolg.
“Ein bisschen bekloppt ist völlig normal”
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