Mikroplastik in Kosmetika: Gefahr für Gesundheit und Umwelt?

George Becker/Pexels

Wenige Umweltthemen standen in den letzten Jahren so häufig im öffentlichen Fokus wie die Problematik „Plastik im Meer“. Kunststoffe sind weder ökologisch noch gesundheitlich sinnvoll. Und doch verarbeitet sie die Industrie nach wie vor in Produkten, mit denen wir täglich in Kontakt treten. Die Rede ist von Kosmetika. Von Salben, Cremes, Peelings, Duschgels, Seifen oder Shampoos, bei deren Verwendung jedes Mal Mikroplastik ins Abwasser gerät. Durch die geringe Größe der Kunststoffpartikel lassen sich diese oftmals selbst durch hochmoderne Filteranlagen nicht entfernen. Aber was genau ist Mikroplastik eigentlich, warum steckt es in so vielen Produkten und was richtet es mit Umwelt und Gesundheit an? Erfahren Sie im Folgenden mehr über die Kunststoffpartikel und ihre Folgen. Am Ende des Artikels erwarten Sie drei Rezepte für hausgemachte, nachhaltige Kosmetika.

Was ist Mikroplastik?

Der Begriff Mikroplastik beschreibt Kunststoffpartikel mit den Maßen von maximal 5 Millimetern. Größere Plastikteile bezeichnen Experten als Makroplastik.

Weiterhin differenziert die Wissenschaft zwischen primärem und sekundärem Mikroplastik. Durch Witterungsbedingungen, wie UV-Strahlen, Wellen oder Salzeinwirkungen, zersetzt sich Makroplastik mit der Zeit. Aus großen Kunststoffteilen entsteht sekundäres Mikroplastik.

Primäres Mikroplastik geht nicht aus Abbauprozessen hervor. Ganz im Gegenteil – es wird bewusst in so kleinen Maßen hergestellt, unter anderem für die Kosmetikindustrie. Bei Kunststoffpartikeln in Bodylotions, Make-up und weiteren Produkten handelt es sich somit um primäres Mikroplastik.

Warum ist Mikroplastik in Kosmetika problematisch?

Mit nur einer Dusche spülen Sie unter Umständen bis zu 100.000 Partikel Mikroplastik in den Abfluss. Weil die kleinen Kunststoffteile den Kläranlagen oft entgehen, gelangen sie auf direktem Weg in Gewässer.

Wissenschaftliche Untersuchungen stellten eine stark erhöhte Schadstoffkonzentration im Bereich des Mikroplastiks fest im Vergleich zum restlichen Meerwasser. Auf den Kunststoffteilchen befinden sich dementsprechend zahlreiche bedenkliche Substanzen. Sie funktionieren wie ein Schwamm, der Schadstoffe regelrecht anzieht und aufsaugt.

Meeresorganismen verwechseln das Mikroplastik mit ihrer natürlichen Nahrung und nehmen es auf. Auf diese Weise gerät der Kunststoff in die Nahrungskette. Er wird zunächst innerhalb des Gewässers weitergereicht und landet langfristig durch den Verzehr von Speisefisch auch auf unserem Teller.
Mikroplastik schädigt Wasserlebewesen. Während die Sterblichkeit der Asiatischen Grünmuschel im Rahmen von wissenschaftlichen Versuchen mit Mikroplastik zunahm, ging die Reproduktionsfähigkeit der Pazifischen Auster zurück. Muscheln und Würmer leisten in den Ozeanen wichtige Arbeiten. Sobald sich ihre Population verringert, bleiben Störungen des Ökosystems nicht aus.

Plastik enthält Weichmacher und andere Schadstoffe. Einige von ihnen wurden bereits als gesundheitsgefährdend oder potentiell gesundheitsgefährdend eingestuft. Eine Aufnahme von Kunststoff durch den Menschen ist somit eventuell mit gesundheitlichen Konsequenzen verbunden. Wie schädlich Mikroplastik wirklich ist, steht noch zur wissenschaftlichen Debatte und ist nicht ausreichend erforscht.

Der Kontakt mit Mikroplastik entsteht jedoch nicht ausschließlich durch den Verzehr von Meereslebewesen. Gerade im Bereich von Kosmetika gelangen Polymere ungehindert auf Ihre Haut. Sie reiben den Kunststoff in Form von Cremes oder Peelings auf Ihren Körper. Manchmal waschen Sie das Produkt nach der Verwendung direkt ab, wie bei einem Shampoo, manchmal verbleibt es für viele Stunden an seinem vorgesehenen Ort. Denn auch Haargels oder Make-up enthalten teilweise Plastik.

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Warum wird Mikroplastik in Kosmetika hinzugefügt?

Das Mikroplastik in Kosmetika soll verschiedene Zwecke erfüllen. In Peelings sagen Hersteller ihm einen reinigenden Effekt nach, bei anderen Produkten kommen die Polymere als Bindemittel und Füllstoff zum Einsatz.

Mikroplastik ist nicht per se fest – der Kunststoff nimmt darüber hinaus flüssige oder gelartige Formen an. Auf diese Weise verleiht er Seifen oder Duschgels einen spezifischen Glanz oder verbessert die Konsistenz von Salben.

Kunststoffe in Kosmetikartikeln sind nicht notwendig. Die Polymere lassen sich durch natürliche, abbaubare Stoffe ersetzen. Einige Firmen machen es vor und zeigen, dass es auch ohne geht.

Mikroplastik in Kosmetika erkennen

In Deutschland warnt bisher kein Siegel vor Mikroplastik in Kosmetikprodukten. Ein solcher Hinweis würde interessierten Konsumenten den Einkauf maßgeblich erleichtern. Weil jedoch die Pflicht besteht, alle Inhaltsstoffe des Produktes aufzuführen, erkennen Sie entsprechende Artikel trotzdem.

Plastik in Lippenpflegestiften, Duschgel und Co klingt für die wenigsten Menschen attraktiv. Dafür hat die Industrie sich längst eine Lösung einfallen lassen und diese ist der Clou an der Sache: Um Kunststoffe als solche zu erkennen, könnte man fast meinen, zunächst ein Studium als Chemiker einschlagen zu müssen. Das Mikroplastik versteckt sich nämlich hinter Abkürzungen und geheimnisvollen Bezeichnungen. Um Plastik in Produkten aufzuspüren, führt kein Weg an den Inhaltsangaben vorbei. Mit der folgenden Liste erkennen Sie aufgeführte Kunststoffe als solche.

Kunststoff Abkürzung
Polyethylen PE
Polypropylen PP
Polyethylenterephthalat PET
Nylon-12 Nylon-12
Nylon-6 Nylon-6
Polyurethan PUR
Acrylates Copolymer AC
Acrylates Crosspolymer ACS
Polyacrylat PA
Polymethylmethacrylat PMMA
Polystyren PS

Quelle: Mikroplastik – die unsichtbare Gefahr, der BUND-Einkaufsratgeber, BUND

Pflegeprodukte selber machen: So geht’s!

Ihnen fehlt die Lust, sich durch die Inhaltsangaben Ihrer Kosmetikprodukte zu lesen? Oder Sie haben einfach Interesse daran, Deo und Co selber herzustellen? Dann sind Sie hier genau richtig. Im Folgenden stellen wir Ihnen drei Rezepte vor, mit denen Sie Ihre eigenen Kosmetika kreieren.

1. Peeling selber machen

Mit einem Peeling entfernen Sie alte Hautschuppen. Selbst gemacht ist es in wenigen Minuten angerührt und besteht aus günstigen Zutaten:

  • 2 Esslöffel Zucker, Salz oder Kaffeesatz
  • 2 Esslöffel Öl
  • 1 Teelöffel Zitronensaft

Vermischen Sie Zucker, Öl und Zitronensaft zu einer dickflüssigen Paste und bewahren Sie diese in einem sauberen Glas auf.

2. Deo selber machen

Gekauftes Deo enthält oftmals Aluminiumsalze und andere Stoffe. Dabei ist es in wenigen Handgriffen und mit einfachen Zutaten zusammengemischt:

  • 100 Milliliter Wasser
  • 10 Gramm Speisestärke
  • 1 Esslöffel Wasser
  • 1 Esslöffel Natron
  • 5 Tropfen Salbeiöl
  • optional: ätherisches Öl

Lösen Sie die Speisestärke in einem Esslöffel Wasser auf, während Sie das restliche Wasser zum Kochen bringen. Rühren Sie die Stärke mit einem Rührbesen ein, bis eine dickflüssige Masse entsteht. Diese sollte vor der weiteren Verarbeitung abkühlen. Anschließend fügen Sie die restlichen Zutaten hinzu und vermengen alles. Das Deo lässt sich mit den Fingern auftragen oder in einen alten, sauberen Deoroller füllen.

3. Badesalz selber machen

Ein heißes Bad ist entspannend, lindert Muskelkater sowie Krämpfe und macht die Atemwege frei. Ganz ohne Mikroplastik baden Sie mit dem folgenden Rezept:

  • 150 Gramm grobes Salz
  • 12 Tropfen Rosenöl
  • 1 Handvoll Rosenblätter (zerpflückt)

Vermischen Sie die Zutaten miteinander und geben Sie das Salz in ein sauberes Glas. Nach sieben Tagen ist es einsatzbereit.

Fazit: Es geht auch ohne Mikroplastik!

Dem Umweltbundesamt zufolge ist Mikroplastik in Kosmetika ein verhältnismäßig kleines Problem (dennoch – allein in der UK gelangen durch Pflegeprodukte jedes Jahr 86 Tonnen Mikroplastik in Gewässer). Der überwiegende Teil an Kunststoffpartikeln im Meer stammt von Makroplastik. Polymere haben trotzdem nichts in Salben, Bodylotions und Co zu suchen. Zum einen sind ihre gesundheitlichen Auswirkungen noch nicht ausreichend erforscht und zum anderen sind sie einfach unnötig. Und warum sollte man sinnlos Plastik ins Meer spülen, wenn es auch anders geht?

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