Die Psychoanalyse: ein Erfolgsmodell?

geralt / Pixabay

Als der Wiener Neurologe Sigmund Freud um 1890 die Psychoanalyse begründete, bedeutete das eine Revolution in der Behandlung psychischer Probleme. So entwickelten sich in den folgenden Jahrzehnten verschiedene Schulen der Tiefenpsychologie, die auf der von Freud entwickelten Methode basieren. Jedoch steht die Psychoanalyse auch immer wieder in der Kritik. Gegner der Psychoanalyse argumentieren, diese sei zu ineffizient und zu problemorientiert.

Was ist die Psychoanalyse und wann wird sie angewendet?

Unbewusste Konflikte, die dem Patienten psychische Probleme bereiten, steht im Zentrum der Psychoanalyse. Diese versucht der Therapeut in den Sitzungen zu ergründen und zu interpretieren, sodass die Probleme des Patienten gelöst werden können. Es geht also um eine umfassende Analyse der Persönlichkeit sowie der Lebensgeschichte des Patienten. Nicht die schnelle Beseitigung der Symptome steht im Vordergrund der Therapie, sondern eine Veränderung der psychischen Strukturen.

Der Therapeut nutzt dafür vor allem die Methoden der Traumdeutung sowie der freien Assoziation. Bei dieser Methode soll der Patient seine spontanen Gefühle und Gedanken vollkommen unzensiert und frei ausdrücken. Weil diese für den Patienten jedoch oft unangenehm oder unsinnig sind, muss der Therapeut zunächst das Vertrauen des Patienten gewinnen. Als wichtige Grundvoraussetzung sehen Psychoanalytiker eine entspannte und stressfreie Umgebung an. So liegen die Patienten üblicherweise auf einer Couch, was zusätzlich für Entspannung sorgt. Dass der Therapeut in der Psychoanalyse dem Patienten nicht gegenüber sitzt, sondern sich außerhalb dessen Gesichtsfeld befindet, hat einen guten Grund: Der Patient soll in seinen Äußerungen nicht durch den Therapeuten beeinflusst werden, was schon durch ein Zucken in der Gesichtsmuskulatur geschehen kann.

Zum Einsatz kommt die Psychoanalyse vor allem bei Menschen, die Probleme mit der Identitätsfindung haben. Weitere Einsatzgebiete sind Depressionen, Angsterkrankungen, Depressionen, Persönlichkeitsstörungen sowie dissoziative Störungen.

So läuft die Therapie in der Psychoanalyse ab

Unterschieden wird zwischen der sogenannten niederfrequenten psychoanalytischen sowie der hochfrequenten psychoanalytischen Therapie, die als eigentliche Psychoanalyse betrachtet wird. Bei ersterer finden die therapeutischen Sitzungen über einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren ein bis zweimal wöchentlich statt. Bei der hochfrequenten Therapie finden je Woche drei bis vier Sitzungen statt. Bis eine Therapie komplett abgeschlossen ist, können bis zu zehn Jahre verstreichen.

Deshalb steht die Psychoanalyse in der Kritik

Schon seit den ersten Veröffentlichungen Freuds steht die Psychoanalyse immer wieder in der Kritik. Unter anderem deshalb, weil es auch immer wieder Übergriffe oder Grenzüberschreitungen der Therapeuten gegenüber den Patienten gab. Beispielsweise hatte der Schweizer Psychiater Carl Gustav Jung sexuelle Verhältnisse mit mehreren Patienten.

Seit einigen Jahren kritisieren alternativ arbeitende Psychotherapeuten wie der Heidelberger Arzt Dr. Gunther Schmidt die Psychoanalyse vor allem aus zwei Gründen: Zum einen sei sie zu ineffektiv, wodurch die Patienten unnötig lange an ihren Problemen leiden würden. Zudem sei diese Form der Therapie zu problemorientiert. Weil sich der Patient äußerst intensiv mit allen Facetten seiner Problematik auseinandersetzen müsse, gehe es ihm nach den Sitzungen schlechter als zuvor. Zwar müsse sich der Patient seines Problems durchaus bewusst sein, viel wichtiger ist für Dr. Schmidt und andere Kollegen jedoch, dass der Betroffene dann auch damit umgehen kann.

Harry Pfliegl

[AdSense-A]

Empfehlenswerte Produkte auf Amazon (Affiliatelinks):

Einführung in die hypnosystemische Therapie

Merken

Merken

Merken

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


*