Perlmuttstrauch, Brautspiere, Zierquitte – viele Blütensträucher tragen klangvolle Namen, die bereits auf ihr dekoratives Äußeres hinweisen. Tatsächlich werden sie vorrangig deshalb gepflanzt, weil sie den Garten mit farbenfrohen, formschönen oder duftenden Blüten bereichern. Weniger bekannt ist, dass diese Gehölze auch als Gesamterscheinung das ganze Jahr über attraktiv wirken können, wenn man beim Schneiden ein paar Dinge beachtet. Ein gezielter Schnitt zum richtigen Zeitpunkt fördert außerdem die Blüte. In diesem Beitrag geht es um den sogenannten Sommerschnitt.
Sommerschnitt für Blütenpracht im nächsten Jahr
Sträucher, die von einem Schnitt im zeitigen Frühjahr profitieren, weil sie im Sommer an den frischen Trieben blühen, wurden in diesem Beitrag bereits vorgestellt. Nun folgen jene Gehölze, die im Spätfrühling oder Sommer geschnitten werden, weil sie ihren Flor schon früh im Jahr zeigen und die Blütenknospen dazu bereits im Vorjahr anlegen, so wie der Flieder (Syringa) oder die Weigelie. Diese Sträucher sollten gelegentlich verjüngt werden und idealerweise macht man das direkt nach der Blütezeit oder (falls sie sehr zeitig blühen) sobald der Laubaustrieb abgeschlossen ist. Von den Weigelien gibt es allerdings Sorten wie ‚Eva Rathke‘ oder ‚Red Prince‘, die nach einer üppigen Erstblüte noch über viele Wochen einzelne Blüten nachschieben. Wer deshalb nicht sofort nach der Hauptblüte schneiden will, kann auch abwarten, bis die Blühtätigkeit eingestellt wird.
Beim Schneiden die Wuchsform beachten
Ganz wichtig ist die Unterscheidung zwischen sogenannten basitonen und mesotonen Wuchsformen. Basitoner Wuchs bedeutet, dass sich die Pflanze an der Basis verjüngt, dort also ständig neue Triebe hervorbringt. Hier ist der Schnitt sehr einfach: Wenn man regelmäßig die ältesten Äste ganz unten entfernt, hat man immer einen vitalen und üppig blühenden Strauch in seiner natürlichen Wuchsform. Bekannte Vertreter mit basitonem Wuchs sind Forsythie, Deutzie, Ranunkelstrauch (Kerria) oder Arten und Sorten vom Schneeball (Viburnum).
Bei mesoton wachsenden Sträuchern erscheinen die frischen Triebe erst im mittleren Teil der Pflanze. Das ist gut erkennbar, weil solche Sträucher meist nur wenige starke Stämme haben. Wird einer dieser Leitäste beschädigt oder entfernt, wächst nicht einfach unten ein neuer nach. Oft ist damit auch die Wuchsform optisch beeinträchtigt und es dauert einige Zeit bis sich solche Schnittfehler wieder verwachsen. Dies betrifft beispielsweise Magnolie, Zaubernuss (Hamamelis) oder Felsenbirne (Amelanchier). Meist haben diese Arten ohnehin einen lichten Wuchs und müssen gar nicht geschnitten werden. Lediglich krankes oder abgestorbenes Holz sollte entfernt werden.
Kürzungen vermeiden!
Nach wie vor ist ein häufiger Grund für Schneidearbeiten, dass die Sträucher zu groß geworden sind. Der Schnitt schafft in diesem Fall allerdings nur für kurze Zeit Abhilfe, weil die Pflanze immer wieder versuchen wird, ihre natürliche Größe zu erreichen. Genau genommen hat man es also mit einem Planungsfehler zu tun. Besser wäre es, sich vor dem Kauf einer Pflanze zu informieren, welche Höhe diese voraussichtlich erreichen wird. Kleinere Abweichungen sind standortbedingt möglich, aber im Großen und Ganzen halten sich die Gehölze an die Größenangaben. Mit diesem Wissen kann man dann die Pflanzung so planen, dass die Wuchshöhe der Sträucher ins gewünschte Bild passt, ohne dass man ständig dran herumschnippeln muss.
Flieder ist nicht gleich Flieder
Von den meisten Ziergehölzarten sind viele verschiedene Sorten im Handel, die sehr unterschiedliche Größen erreichen können. Soll es beispielsweise ein Flieder (Syringa) sein, hat man die Wahl zwischen bis zu 5 m hohen Großsträuchern oder Bäumen über diverse mittelgroße Arten bis hin zum Zwergflieder, der nur einen knappen Meter hoch wird. Sogenannte Zwergformen gibt es auch von Weigelie, Magnolie, Bauernjasmin (Philadelphus) und vielen anderen Arten. Wichtig: solche Informationen und die dazugehörige, sortenechte Pflanzenauswahl bekommt man in der Regel nur im Fachgeschäft, also in der Baumschule.
Manchmal hat man jedoch keine andere Wahl, als die Sträucher einzukürzen. Dann sollte man versuchen, dies möglichst ästhetisch zu gestalten. Oft wird der Strauch schon allein durch das Auslichten niedriger, weil die ältesten Triebe meist auch die längsten sind. Verbliebene Äste, die noch zu lang sind, sollte man nicht mittendrin, sondern knapp über einer Verzweigung kappen, an der die Pflanze weiter wachsen kann. So bleibt wenigstens ein bisschen Form erhalten.
Tipp: insektenfreundliche Sträucher pflanzen
Wer mit blühenden Sträuchern nicht nur seinen Garten verschönern, sondern auch den darin lebenden Insekten etwas Gutes tun will, der sollte auf das Nektar- und Pollenangebot der Pflanzen achten. Auf der sicheren Seite ist man hier immer mit heimischen Wildgehölzen, die jedoch für kleine Hausgärten oft zu groß werden. Aber auch ein Teil der fremdländischen Ziersträucher ist für Insekten interessant, zum Beispiel Felsenbirne, Scheinhasel, Blutjohannisbeere oder Elfenbeinginster. Keinerlei Nutzen für Bienen haben sterile oder gefüllte Blüten. So sieht man beispielsweise Ranunkelsträucher vorwiegend in der Sorte ‚Pleniflora‘, deren gefüllte Blüten kaum Insekten anlocken. Weniger bekannt ist, dass es von diesem Gehölz auch Vertreter mit ungefüllten Blüten gibt, welche durchaus von Bestäubern besucht werden.
Dass Forsythien steril sind, hat sich hingegen mittlerweile herumgesprochen, auch wenn das nicht pauschal zutrifft. Tatsächlich sind die meisten im Handel erhältlichen Exemplare unfruchtbare Sorten von Forsythia x intermedia. Es gibt aber auch pollentragende Vertreter wie Forsythia ‚Beatrix Farrand‘ oder Wildarten wie die Koreanische Forsythie (Forsythia ovata) oder die Schleppenforsythie (Forsythia suspensa var. fortunei), die in gut sortierten Baumschulen erhältlich sind. Wem insektenfreundliches Gärtnern wirklich am Herzen liegt, für den ist die Kornelkirsche (Cornus mas) eine ökologisch ungleich wertvollere Alternative. Der schnittverträgliche Wildstrauch zeigt seine gelben Blüten ebenfalls im zeitigen Frühjahr, ist aber eine echte Bienenweide und obendrein ein Nist- und Nährgehölz für Vögel. Wer ein Faible für fruchtig-herbes Wildobst hat, kann die Früchte auch selber verwerten.
Sommerschnitt hat viele Vorteile
Für professionell Gärtnernde ist es vermutlich wirtschaftlicher, wenn sie sämtliche Schneideaufträge im Winterhalbjahr erledigen können, wo es ansonsten wenig zu tun gibt. Hobbygärtner*innen hingegen haben den Vorteil, dass sie sich aussuchen können, welche Arbeitsweise besser in ihren Alltag passt. So können sie nicht nur wählen, ob sie überhaupt einen Sommerschnitt machen wollen und falls ja, außerdem noch entscheiden, ob sie jeden Strauch gesondert direkt nach dem Abblühen schneiden oder alle gemeinsam, wenn der letzte Frühjahrsblüher seinen Flor abgeworfen hat.
Soll alles in einem Aufwasch erledigt werden, hält man sich für die Aktion am besten einen Tag frei, organisiert gegebenenfalls noch ein paar Helfer und eine Entsorgungsmöglichkeit für das Schnittgut. Wer jeden Strauch individuell schneiden will, kann solche kleineren Aktionen auch spontan in den Alltag integrieren. Bei dieser Variante fallen jeweils nur kleine Mengen Grünschnitt an, die auch in der Biotonne Platz haben. Wer selbst kompostiert kann solchen Kleinmengen vermutlich auch mit der Schere zerkleinern und spart sich damit die Anschaffung eines Häckslers.
Ein fachgerechter Schnitt zum richtigen Zeitpunkt unterstützt Wuchsform und Blütenbesatz der Ziersträucher im Hausgarten. Dennoch sind die meisten Gehölze so robust, dass sie weniger geglückte Schnitte auch tolerieren. Man kann also einfach mal etwas ausprobieren und sich Schritt für Schritt durch das Dickicht hindurch arbeiten. Das Hauptproblem vieler Gartenbesitzer ist nämlich, dass sie sich kaum trauen, überhaupt etwas abzuschneiden. Die Angst, dass nichts mehr nachwachsen könnte ist aber völlig unbegründet. Meistens ist eher das Gegenteil der Fall, weil ein kräftiger Schnitt auch einen ebenso starken Austrieb anregt.
Martina Meidinger
Gartenbücher von Martina Meidinger:
Martina Meidinger ist Landschaftsgärtnerin und freiberufliche Autorin. 2009 hat sie den Gartenkulturführer gegründet, ein Veranstaltungsmagazin für Gartentermine in Bayern. Ihre Texte rund um Garten, Pflanze und Natur erscheinen in Büchern, Magazinen und in ihrem Blog.
Ich tue mich immer schwer meine Blütensträucher im Sommer zu schneiden. In diesem Jahr werde ich das ändern. Danke, für diesen Bericht.
Alles Liebe
Annette