Wer nicht im Online-Business arbeitet, kommt damit vielleicht gar nicht groß in Berührung: mit den sogenannten MLM Firmen. Von ihnen gibt es immer mehr, da das Internet völlig neue Möglichkeiten für Direktmarketing bietet.
Aus den früheren unseriösen Schnellballsystemen sind heute die legalen MLM Unternehmen geworden. Auch im Internet auf Fb, in Gruppen und im Chat begegnet einem immer wieder der Begriff, so dass man sich darüber informieren sollte.
Denn sonst versteht man nicht, warum einen fremde Leute per Chat ansprechen, in Gruppen einladen oder sich einfach merkwürdig verhalten. Es kommt vor, dass Personen einen erst aus anderen Gründen ansprechen und nach einer Weile in eine Gruppe einladen und irgendwann wird ein Produkt beworben.
Wer sich mit MLM auskennt, durchschaut dann dieses Vorgehen und kann solche Bekanntschaften gleich ablehnen. Doch natürlich agieren nicht alle MLM Firmen gleich und sie gelten ja mittlerweile als legal. Man muss also auch ertragen, dass Social Media Kanäle dafür genutzt werden, neue Kunden zu generieren.
Schnellballsystem, Pyramidensystem und Strukturvertrieb
Alle Systeme bauen darauf, dass oben an der Spitze einige Personen am meisten verdienen und die untere Masse für sich arbeiten lässt. Gut, das Prinzip kann man auch normalen Firmen unterstellen. Doch ist bei normalen Firmen alles transparenter und baut sich logischer auf.
Die früheren Schnellballsysteme und Pyramidensysteme zielten wirklich nur darauf ab, möglichst vielen Leuten Geld abzuluchsen und sie dazu zu bringen, wiederum anderen Geld abzuluchsen. Jeder weiß im Grunde wie das Prinzip ist, eben wie bei einem Kettenbrief. Der einzelne bekommt ohne großen Aufwand von vielen anderen viel zurück. So die Theorie. Wer aber in seiner Jugend und Kindheit diese Kettenbriefe mitgemacht hat, der weiß: Komischerweise bricht die Kette immer dann ab, wenn man selbst investiert hat.
Der große Regen an tollen Briefen aus aller Welt und Briefmarken dazu …. kam nie bei einem an, obwohl man selbst brav 7 Briefe verschickt hat. Gut, einen Versuch war es wert und man hatte auch ein wenig Spaß daran. Ganz so harmlos, sind die Systeme für Erwachsene aber nicht. Denn es geht um viel Geld und um den Arbeits- und Zeiteinsatz der Personen. Man sollte sich also genau überlegen, ob man einsteigt oder nicht.
Viele kennen die neuen Struktursysteme bereits, etwa durch die Tupper-Parties, die man auf alle möglichen Bereiche an Produkten ausweiten kann. Heute hat sich da allerdings einiges geändert. Zum einen, weil zu viele das Prinzip Tupper Party durchschauen und zum anderen, weil man jetzt mit etwas anderem als den Produkten ködert.
Nämlich, mit der Aussicht auf ein angenehmes passives Einkommen. Beim Multi-Level-Marketing geht es nicht mehr wie beim Schnellballsystem nur ums Geldverdienen, aber auch nicht wie früher bei Tupper oder Avon darum, möglichst viele der Produkte zu verkaufen.
Jetzt geht es darum mit jedem neuen Kunden auch einen Mitarbeiter, der selbst Kunden generiert, zu finden. Das ist im Grunde der Hauptunterschied.
Alles ist natürlich transparenter und fairer gelöst. Der Verdienst der Mitarbeiter hängt von ihrem eigenen Einsatz ab und das wird nun auch transparent kommuniziert, so weit so viel besser.
Strukturvertrieb – die andere Art Geld zu verdienen
Plötzlich schießen überall Websites aus dem Boden, die einem versprechen, einfach und passiv Geld zu verdienen und meist werden Frauen damit angesprochen, die Familie haben und mit wenig Aufwand von zuhause arbeiten möchten. Oft geht es dabei auch um Kosmetik-Produkte und Dinge, mit denen sich Frauen gerne beschäftigen.
Aber natürlich gibt es auch eine lange Liste an MLM Firmen für Finanzen und ähnliches, was oft für Männer interessant ist (siehe Link unten).
Das Prinzip ist heute fast überall gleich. Die Kunden beginnen mit einem sogenannten Starterpaket, das 30 bis 500 € kosten kann. Je höher man einsteigt, umso mehr Vorteile soll man haben. Mit diesem Starterpaket bekommt man lauter Produkte der Firma. Bei Kosmetik ist es einfach erklärt: Die Kundin kann die Produkte der Firma kennenlernen und selbst testen, damit sie sie weiter empfehlen kann.
Die Kundin soll aber am Ball bleiben und schon auch immer wieder bestellen. Dafür bekommt sie Rabatte. Damit sie weiter bestellt, hat sie eine persönliche Ansprechpartnerin, die sie über Neuerscheinungen und weitere Produkte informiert. Vor allem aber soll die Ansprechpartnerin auch dazu animieren, dass die Kundin auch selbst Kunden anwirbt, denn nur so lässt sich “passiv” Geld verdienen,
Allerdings besteht bei diesen neuen Systemen nicht mehr so ein Druck sich zu engagieren und Umsatz zu machen, wie früher. Es ist auch in Ordnung, nur Produkte zu nutzen und keine Kunden mehr zu generieren.
Man arbeitet allerdings inzwischen mehr daran, Kunden zu finden, die “passiv” Geld verdienen wollen, statt Käufer für die eigentlichen Produkte zu finden. Die Produkte verkommen in manchen MLM Systemen zur Nebensache….
So spricht man jetzt nur solche Leute an, die auf der Suche nach Möglichkeiten sind Geld zu verdienen, nebenbei zu verdienen oder unzufrieden sind mit ihrem Job. Für jedermann ist das Prinzip auch nicht geeignet, denn man muss schon optisch und persönlich ein wenig überzeugend wirken, da man ja andere Personen anwerben soll.
Erfolgreiche Personen bekommen oft schon nach 2 Monaten ein geleastes Auto zur Verfügung gestellt. Das ist ein großer Anreiz für viele, die aber auch anscheinend nicht ausrechnen wollen, was das eigentlich bedeutet. Denn ein Auto zu leasen, ist gar nicht so teuer, wie ein richtiges Gehalt zu zahlen. Die MLM-Firma hat mit den Autofirmen spezielle Verträge und bekommt die Autos günstiger.
Das Leasing kostet einige hundert Euro im Monat. Dieses Geld könnte die Firma dem Mitarbeiter auch als Gehalt auszahlen…. dann würde man merken, dass es eigentlich wenig ist. Aber die Möglichkeit ein nagelneues Auto auf Kosten der Firma zu fahren, scheint vielen Leuten sehr erstrebenswert.
Ständig neue Kunden generieren – wem liegt’s?
Aufsteigen und wirklich Geld verdienen kann nur, wer regelmäßig pro Monat einige Neukunden generiert. Dann wird man belohnt, mit verschiedenen Vergünstigungen und mit einem kleinen festen Gehalt. Das Gehalt muss man sich meist über 2 Monate fest erarbeiten, also stabil Kunden gewinnen, dann hat man es für ca. 1 Jahr fest. Meist sind das aber nur ein paar hundert Euro pro Monat.
Auf dieses “Gehalt” kommen dann allerdings noch Prozente aus dem Verkauf der Produkte, die die von einem selbst generierten Kunden kaufen. Wer also viele Kunden generiert und diese bei der Stange hält (das ist die Schwierigkeit…) der kann anscheinend ganz gut verdienen. Passiv verdienen kann er also tatsächlich an all den Verkäufen, die nach ihm durch die von ihm generierten Kunden und Unterkunden hereinkommen.
So weit, so die Rechnung, die auch so übermittelt wird von den Mitarbeitern solcher Firmen.
Schaut man mal, wie das dann real aussieht, so ist schnell klar: Die Leute, die einmal bestellt haben, bleiben nicht unbedingt Stammkunden und bestellen immer weiter. Damit sie das tun, gibt es natürlich immer wieder Rabatte.
Das System will ständig am Laufen gehalten werden. Es muss immer wieder geschaut werden, dass die Kunden und Unterkunden brav Produkte bestellen und ihrerseits Kunden anwerben, die ebenfalls bestellen und anwerben sollen. Puh!
Wie man sich denken kann, schafft man es nicht mit den Produkten alleine, die Leute am Ball zu halten, sondern es ist immer das Winken mit einem großen, schönen Einkommen durch diese Methode. Ein Einkommen, das durch Anwerben und Betreuen seiner angeworbenen Kunden zustande kommt. – Tja, und das alles nur, damit die Firma und die obere Führung möglichst viel Geld bekommt .
Das Prinzip ist schon alleine deswegen merkwürdig und sollte hinterfragt werden, weil es nicht um besonders tolle, hochwertige Produkte geht, sondern darum, Geld zu verdienen. Wer wirklich tolle Produkte entwickelt, möchte sie doch eigentlich auf normalem Wege anbieten und Käufer finden.
Wie heißt es so schön “Qualität setzt sich durch.” Und Empfehlungsmarketing, das nicht darauf basiert, dass die Leute empfehlen, weil sie von den Produkten so sehr überzeugt sind, sondern weil sie auf ein zusätzliches, sich steigendes Einkommen scharf sind, ist irgendwie kein Empfehlungsmarketing mehr.
Es ist letztendlich eine Typfrage, ob man beim MLM erfolgreich ist. Viele haben anfangs Erfolg, wenn sie zum Beispiel via youtube oder Instagram schon viele Follower haben und diese bei ihnen kaufen oder “Partner” werden. Einige Monate lang schaffen sie es so sicher, am Ball zu bleiben und stets neue Kunden zu generieren. Aber dann stagniert es. Weil schon alle interessierten Follower gekauft haben und weil man nicht unbedingt stets neue Follower generiert, wenn man in erster Linie nur Werbung macht.
Und zur Typfrage kommen die eigenen Möglichkeiten dazu. Eine Besitzerin eines Beauty-Salons kann natürlich leicht ihren Kunden die Produkte der MLM Firma verkaufen. Aber sie wirkt damit nicht unbedingt seriös. Denn sie fährt zweigleisig. Einerseits bietet sie ihre Beauty-Behandlungen an, andererseits ist sie Vertreterin dieser Firma. Einige Kunden werden das merkwürdig finden, und abspringen.
Dann gibt es noch die große Masse der Personen, die so etwas einfach nicht können (was kein Makel ist…). Sie versuchen dann die Produkte unter Freunden und Familien zu verkaufen und machen sich unbeliebt.
Damit verdienen einige, denen diese Art des Arbeitens liegt, vielleicht einige Jahre gut, andere gar nicht und wieder andere müssen aufgeben. Fraglich ist auch, ob es so viel Spaß macht, immer im Dienste dieser einen Firma und ihrer Produkte unterwegs zu sein.
Es sollte also gut überlegt werden, bevor man in so ein System einsteigt. Wer die Strukturen, die mittlerweile überall gleich sind, durchschaut, ist schon nicht mehr so begeistert wie jemand der ahnungslos von einem motivierten Mitarbeiter angeworben wird.
Passives Einkommen?
Je nach Firma gibt es verschiedene Modelle, die auch Einsatz von den Mitarbeitern verlangen. Einige locken mit bezahltem Urlaub für die Mitarbeiter, die dann im Süden an Strand und Meer täglich mehrere Stunden geschult werden. Das kann natürlich nett sein. Andere verlangen, dass man am Wochenende zu Seminaren erscheint.
Und ganz ohne Schulungen geht es nicht, denn die Mitarbeiter sollen Tricks und Kniffe lernen, wie man neue Kunden generiert. Natürlich sollen sie auch über die Produkte Bescheid wissen und sie sollen selbst stets motiviert werden. Viele schätzen dann natürlich das soziale Gefüge, denn es gibt Gruppen /Teams, die zusammenarbeiten und man entwickelt vielleicht Freundschaften.
Einsame Personen sind sehr empfänglich für diese Firmen-Events, allerdings erleben auch viele, dass die Freundschaft vorbei ist, wenn man aussteigt, wie bei einer Sekte. Die Stimmung ist meist gut und oft euphorisch, denn alle hoffen auf den großen Geldregen.
Besonders krass ist dies alles bei einigen amerikanischen Firmen, die es ja lieben mit Motivation und Euphorie zu arbeiten. Leider findet man über die einzelnen Firmen, die aktuell MLM betreiben, kaum echte Erfahrungsberichte, dafür gibt es jetzt viele Youtube-Videos, die mit irreführenden Titeln wie “Die Wahrheit über xy” oder “Ist XY Abzocke” lotsen und sich dann als reine Werbevideos entpuppen.
Am besten ist es also sich selbst über das Prinzip MLM zu informieren und zu entscheiden, ob man das wirklich wagen will und ob die anfängliche Begeisterung auch wirklich über Monate und Jahre anhalten wird.
Wer es ganz genau wissen will, bitte folgende Artikel lesen:
Multi-Level-Marketing: MLM erfolgversprechende Alternative? (gruenderlexikon.de)
Network Marketing: MLM Firmen und Marken in Deutschland (gruenderlexikon.de)
Kritik und Erfahrungen zum Multi Level Marketing (gruenderlexikon.de)
Schneeballsysteme: Was ist legal, was ist illegal? (arag.de)
J. Florence Pompe ist freiberufliche Texterin seit 2010. Nach dem Studium der Germanistik und Pädagogik arbeitete sie einige Jahre in einem kleinen Lehrmittelverlag.
Als Texterin führt sie mehrere eigene WordPress-Blogs und arbeitet für Kunden redaktionell.
Am liebsten schreibt sie über Mode, Schmuck, Interieur, Design und Kunst. Alles, was mit Farben und Formen zu tun hat, fasziniert sie. Zum Thema Mode hat sie eine besondere Affinität, da sie in ihrer Jugend viel genäht hat und sich mit Stoffen und Schnitten gut auskennt.
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