Erzgebirgische Weihnachtsbräuche in aller Welt

Schwibbogen

Auf jedem Weihnachtsmarkt gibt es ihn: Den obligatorischen Stand mit erzgebirgischer Volkskunst. Fast so selbstverständlich wie der Glühwein nebenan sind die Räuchermänner und Pyramiden mittlerweile, so dass man sich zu recht nach den Ursprüngen der ganzen Symbolik fragt. Hier eine kleine Einführung.

Lichter und Formen

Das Erzgebirge ist seit jeher stark von der Bergmannstradition geprägt. Schon im Namen der Gegend steckt das Silbererz, das an Sachsens südöstlichem Rand schon seit dem Mittelalter abgebaut wird. Daher leitet sich zum Beispiel der Schwibbogen ab. Die halbrunde Form findet sich unter anderem in der (Bergbau-)Architektur, man führt sie aber auch auf eine Abbildung des Himmelsgewölbes zurück. Das heute bekannteste oben abgebildete Motiv zeigt zwei Bergleute in Uniform, Hammer und Schlegel als Symbol für den Bergbau, erzgebirgisches Handwerk (Spielzeugmachen und Klöppeln), sowie die gekreuzten sächsischen Schwerter.

Die Lichter auf den Schwibbögen sollten den Bergleuten eine Freude bereiten, die vor allem in den Wintermonaten vor Anbruch des Tageslichts in den Schacht einfuhren und abends erst bei Dunkelheit wieder nach Hause kamen. Außerdem stellte man stilisierte Engel und Bergmannsfiguren ins Fenster, die ebenfalls Kerzen in den Händen halten. In erzgebirgischen Familien gibt es noch heute die Tradition, dass jedes Kind der Familie eine entsprechende Figur geschenkt bekommt – für Mädchen ein Engel, für Jungs ein Bergmann.

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Geschmack und Düfte

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Besonderes Essen und gewisse Gerüche gehören auch in anderen Gegenden zur Weihnachtszeit. Im Erzgebirge serviert man unter anderem das „Neunerlei“. Ein Gericht mit neun Gängen, von denen jeder einen anderen Wunsch für das neue Jahr symbolisiert. Gesundheit, Wohlstand, Glück in der Liebe … und das alles geht durch den Magen. Ebenfalls in Sachsen beheimatet ist der Christtollen, der der Tradition zufolge eigentlich erst an Heiligabend gegessen werden soll. Denn seine Form und der weiße Puderzucker symbolisieren im lokalen Brauchtum das Jesuskind in der Krippe.

Für den Wohlgeruch sorgen Räuchermänner und Räucherkerzen. Der klassische Weihrauchduft der kleinen schwarzen Kegel leitet sich höchstwahrscheinlich aus der katholischen Liturgie ab, mittlerweile gibt es jedoch auch zahlreiche andere Düfte unterschiedlicher sächsischer Hersteller. Eine Auswahl: Tannenduft, Waldhonig, Lebkuchen, Glühwein, Bratapfel, Grüner Tee, Tabak, Dampflok und Motorrad. Die letzten beiden sind allerdings wirklich nur für ausgesprochene Fans der beiden Fortbewegungsmittel zu empfehlen …

Die Räucherfiguren stellten, ähnlich wie die weit verbreiteten Nussknacker, anfangs häufig Berufe ihrer Entstehungszeit dar. Nachtwächter, Gendarme, Förster und Soldaten waren häufig dabei. Heute ist beinahe jede Berufsgruppe vertreten, Räucherfrauen gehören ebenfalls dazu, Öfen, Tassen, Pilze, Waldhütten, Eulen, Computer (!) und Dampflokomotiven außerdem. Sogar Barack Obama wurde schon gesichtet, von einem Räucher-Trump bleibt die Welt hoffentlich verschont.

Gesang und Gemeinschaft

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Erzgebirgisches Liedgut hat gleichfalls eine lange Tradition. Neben überlieferten Weisen wurde vor allem der Mundartdichter Anton Günther mit seinen zahlreichen Kompositionen bekannt. Viele klassische Volkslieder der Gegend beziehen auf die Bergmannstradition, aber auch auf Weihnachten. Mit Aufkommen der Schallplatte wurden die ersten Tonträger produziert, klassische DDR-Aufnahmen finden heute neu auf CD erschienen immer noch reichlich Abnehmer. Die Band De Randfichten, bekannt durch den unsterblichen Song „Lebt denn dr alte Holzmichl noch?“, hat viele klassische erzgebirgische Lieder neu interpretiert und überregional bekannt gemacht.

Gemeinsam gesungen wird unter anderem beim gemeinschaftlichen Hutzenobnd. Dabei treffen sich befreundete Familien oder Bewohner eines Dorfes in einer Wohnstube und widmen sich Handarbeiten, Geschichten werden vorgelesen, Lieder zum besten gegeben, Kaffee getrunken und Gemütlichkeit gefeiert.

Die Situation heute

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Von Anfang an hat sich das erzgebirgische Weihnachtsbrauchtum über die Grenzen der Region hinaus verbreitet. Die geschnitzten Figuren verkaufte man weiter, stellte sie auf Messen aus und trug so die bekannten Formen und Traditionen in die Welt. Selbst zu DDR-Zeiten stellten Pyramiden, Schwibbögen und Räuchermänner eine begehrte Handelsware dar, für die das Handelsministerium reichlich Devisen vom Westen kassieren konnte. Im Inland waren die besseren Artikel häufig nur auf inoffiziellen Wegen oder mit mangelhafter Qualität zu bekommen.

Wie oben angedeutet findet man heute auf fast jedem größeren Weihnachtsmarkt einen Stand mit einer Auswahl der bekanntesten erzgebirgischen Weihnachtsartikel. Selbst ins Ausland schaffen es viele Händler, so gibt es etwa in New York einen großen Weihnachtsmarkt mit deutschen und natürlich auch erzgebirgischen Artikeln. Und Touristen aus aller Welt finden im Winter den Weg in den erzgebrigischen Kurort Seiffen, wo immer noch ein Großteil der erzgebirgischen Volkskunst hergestellt und verkauft wird.

Ausflugstipp: Seiffen ist im Winter besonders schön! Man erreicht den Ort am besten mit dem eigenen Auto, Busse fahren eher seltener. Geparkt werden muss auf Parkplätzen außerhalb des Stadtzentrums, welches zur Hauptsaison Fußgängerzone ist. Dafür lohnt der weite Fußweg, denn alle Häuser und Wege sind mit entsprechendem Weihnachtsschmuck dekoriert und die zahlreichen Werkstätten und Läden gut verteilt.

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