Mit der Zeit herumexperimentiert wird ja schon lange, seit 1980 leide ich kontinuierlich zweimal im Jahr an der Zeitumstellung und es wird eher schlimmer statt besser. Ich habe mich auf jeden Fall noch nicht richtig daran gewöhnt – und viele andere Menschen auch nicht!
Zweimal jährlich die gleiche Frage!
Wird die Uhr nun vor oder zurückgestellt? Diese Frage sorgt tatsächlich zweimal jährlich überall für Gesprächsstoff. Ob an der Supermarktkasse, im Wartezimmer oder im Freundeskreis. Kaum einer kann sich merken, wie das nun genau ist mit der Zeitumstellung und wann wir jetzt eine Stunde dazubekommen und wann sie uns weggenommen wird. Was mich angeht, enden die Gespräche in der Regel mit meinem frustrierten: „Ist doch eigentlich auch egal und das werden wir dann schon sehen!“
Für alle, denen es so geht wir mir und den meisten Menschen, hier erst mal die Regeln für die Umstellung:
- Am letzten Sonntag im Oktober wird die Zeit von 3:00 Uhr auf 2:00 Uhr zurückgestellt und wir gewinnen eine Stunde Lebenszeit (und natürlich Schlafzeit) dazu.
- Am letzten Sonntag im März wird die Uhr von 2:00 Uhr auf 3:00 Uhr vorgestellt. Damit wird uns die im Herbst geschenkte Stunde wieder weggenommen.
Alle Unklarheiten beseitigt? Ich für meinen Teil werde diese Information bis zum Frühjahr wieder vergessen haben und muss – dem Internet sei Dank – erneut kurz gucken, wie das denn nun war mit der Zeitumstellung.
Sinn macht das ja keinen!
Kolumne oder nicht – Recherche muss sein und so habe ich noch einmal nachgelesen, wie es überhaupt zu diesem Drehen an der Uhr gekommen ist. Politik und Wirtschaft waren gleichermaßen daran beteiligt. Das europäische Ausland machte Druck und drängte auf die Einführung der „Mitteleuropäischen Sommerzeit“, die schon in vielen Ländern Europas üblich war, weiterhin saß dem Staat die Ölkrise von 1973 noch im Nacken. So hegte man mit der Zeitumstellung eine Hoffnung, die sich nicht erfüllt hat, nämlich die Einsparung von Energie. Nach all den Jahren ist noch nicht nachgewiesen worden, dass sich der Energieverbrauch verringert hat. Zwar gibt es in jeder Zeitphase Einsparungen – aber auch Mehrverbrauch und so heben sich Vorteile ganz sang- und klanglos wieder auf. Was bleibt ist der Nerv mit der Umstellung. Der eigene Körper, aber auch Kleinkinder, Haustiere und zu spät gemolkene Kühe machen in den ersten Wochen danach zusätzlichen überall Stress.
Mini-Jetlag und andere (Zeit-)Umstellungen
Ich freue mich schon jetzt nicht darauf, welche Verwirrung die Zeitumstellung mir und in meinem Umfeld verursachen wird. Ständige Fragen der Kinder: „Ähm, wie spät wäre es jetzt, wenn noch Sommerzeit wäre?“ Mein hochsensibler Hund, der auf die veränderten Fütter- und Gassigehzeiten mit verständnislosen Blicken reagiert und schon mal rebelliert und ein Körper, der sich wie im Mini-Jetlag fühlt. Und schließlich sind da noch vergessene Uhren – mein Liebling ist meine Autouhr, die mir regelmäßig einen Schock versetzt, weil ich denke, ich bin – ja was denn nun? Eine Stunde zu früh oder zu spät dran?
Klar geht das alles auch wieder vorbei – nach spätestens 2 Wochen kräht kein Mensch mehr nach der Sommerzeit, alle haben sich umgestellt und das Thema ruht bis zum nächsten Frühjahr, wenn es dann wieder heißt: „Same procedure as every year!“
Alexandra Wagner
Vor einigen Monaten habe ich eine Petition zur „Beibehaltung der Normalzeit – Abschaffung der Sommerzeitverordnung“ unterschrieben und die Initiatoren berichten, dass sich langsam etwas tut. Angeblich hat sich im EU-Parlament eine fraktionsübergreifende Initiative formiert, die sich dafür einsetzt, die Zeitumstellung zu beenden. Mit dem Vor- oder Zurückstellen hatte ich auch Probleme, bis mir jemand einen geniale Eselsbrücke verraten hat: Mach es wie mit den Gartenmöbeln: im Frühjahr aus dem Gartenhäuschen vor holen und im Herbst wieder zurück stellen 😉
Ganz ehrlich: Solange wir keine anderen Probleme als die Uhr eine Stunde vor und zurück zu stellen, gehts uns doch echt gut 🙂 Klar, ich hänge auch, vor allem im Frühjahr, immer wieder in den Seilen und meine Hunde werden nächste Woche eine Woche lang Terz machen, weil sie durch die Zeitumstellung gefühlt erst eine Stunde später zu fressen bekommen. Es ist halt ein bisschen lästig, aber da fallen mir auf Anhieb 101 Dinge ein, die ich noch lästiger finde (Wohnung putzen zum Beispiel oder Steuererklärung machen). Wobei ich dafür wäre, auf Sommerzeit immer während normaler Bürozeiten umzustellen (und auf Winterzeit am Wochenende) 🙂 – dann wäre die Akzeptanz bestimmt höher.
„So lang wir keine anderen Probleme haben…“ ist ein schönes Totschlagargument, das man theoretisch auf alles anwenden kann, was einen nicht persönlich betrifft 😉 Wenn die Grundidee dahinter, also Strom zu sparen, nachweislich nicht funktioniert und 74 Prozent der Bevölkerung die Aktion überflüssig oder sogar belastend finden, kann man schon über eine Abschaffung nachdenken, finde ich 🙂