Die ersten Nachtfröste waren schon zu spüren. Kübelpflanzen und alle anderen Gewächse, die nicht zuverlässig winterhart sind, sollten bereits an frostfreien Plätzen im Winterquartier stehen. Im Garten verbleiben oft ein paar Wackelkandidaten. Diese sind zwar grundsätzlich frosthart, können aber auf Temperaturschwankungen oder allzu viel Nässe empfindlich reagieren. Immergrüne Gehölze wie Kirschlorbeer und Rhododendron, bestimmte Rosensorten sowie Pflanzen aus anderen Klimazonen profitieren gerade bei extremer Witterung von einem Winterschutz.
Immer wieder kommt es vor, dass Gartenpflanzen den Winter nicht überleben. Entgegen der landläufigen Meinung sind diese aber in den seltensten Fällen erfroren. Gewächse, welche als gartentauglich verkauft werden, sind in der Regel nicht kälteempfindlich. Allerdings stammen viele Arten ursprünglich aus Gebieten, wo die Winter trockener sind als bei uns. Mediterrane Kräuter wie der Rosmarin oder asiatische Gehölze wie Blumenhartriegel und Japanischer Ahorn leiden manchmal unter der anhaltenden Nässe in den Wintern hierzulande. Dazu kommt, dass oft grundlegende Ansprüche der Pflanzen nicht beachtet wurden. Dadurch können sie zusätzlich geschwächt sein.
Bereits beim Pflanzen aufpassen
Pflanzen haben unterschiedliche Bedürfnisse im Hinblick auf Boden und Standort. Werden diese bei der Gartenplanung nicht berücksichtigt, leiden nicht nur Gesundheit, Wuchs und Blühverhalten. Die Winterhärte kann ebenfalls beeinträchtigt sein. Kleinere Mängel kann die Pflanze bis zu einem gewissen Punkt ausgleichen. Schwierig wird es, wenn gleich mehrere ungünstige Faktoren aufeinander treffen. Zum Beispiel wenn der Lavendel, der volle Sonne und durchlässigen Boden liebt, in ein halbschattiges Beet mit schwerem Lehmboden gepflanzt wird. In einem trockenen, heißen Sommer kann der mediterrane Halbstrauch damit vielleicht noch leben. Ob er an diesem Platz gut über den Winter kommt ist fraglich.
Die Sonneneinstrahlung in einem eingewachsenen Garten lässt sich kaum verändern. Die Zusammensetzung des Bodens ist jedoch gut beeinflussbar. Ist die Gartenerde zu schwer, kann man Sand oder Lavagranulat untermischen, um sie etwas durchlässiger zu gestalten. Leichte Sandböden lassen sich durch Zugabe von Tongranulat oder Kompost aufbessern. Die passende Substratmischung sollte man auf jeden Fall bei Neupflanzungen mit ins Pflanzloch geben. So kann man dem Lavendel eine Drainage unterjubeln oder die Erde rings um die Rosen mit Lehm anreichern. Noch besser wäre es, das komplette Beet vorab zu präparieren. Dann kann man eine Pflanzenkombination zusammenstellen, bei der alle Arten ähnliche Ansprüche aufweisen. Somit können sich alle Gewächse ähnlich gut entwickeln, einzelne Problemfälle sind dann eher unwahrscheinlich. Grundsätzlich gilt: je standortgerechter die Pflanzen gewählt werden, umso besser gedeihen sie. Wenn alles passt, benötigen sie nur in Ausnahmefällen Winterschutz.
Die kritische Phase kommt erst im Spätwinter
Wenn der Frühling naht und die Temperaturen tagsüber wieder deutlich ins Plus klettern, kommt die gefährlichste Zeit für empfindliche Gehölze. Oft passiert es erst in den letzten Tagen des ausgehenden Winters: Bäume und Sträucher, die aufgrund wärmerer Witterung bereits ausgetrieben haben, werden von Nachtfrösten dahingerafft. Der frische Austrieb fungiert dabei als Eintrittspforte, über die der Frost dann auch das ältere Holz schädigen kann. Bei den Immergrünen ist es so, dass die Blätter bei starker Sonneneinstrahlung viel Wasser verdunsten. Der Boden ist aber meistens noch gefroren, so dass die Wurzeln den Flüssigkeitsverlust nicht ausgleichen können. Es besteht die Gefahr, dass die Pflanze vertrocknet.
Schattieren ist besser als Einwickeln
Häufig liest man die Empfehlung, dass man die Pflanzen gut einpacken soll. Dazu werden manchmal abenteuerliche Zusammenstellungen aus Luftpolsterfolie, Vlies oder Jutesäcken empfohlen, die mehrfach um die Sträucher gewunden werden. Das ist weder nötig noch sinnvoll. Unter einer Abdeckung aus vielen Lagen kommt die Pflanze ins Schwitzen und hat dann erneut ein Problem mit dem Wasserhaushalt. Besser ist es, immergrüne Pflanzen nur leicht abzudecken, beispielsweise mit Schattiergewebe, damit die Sonnenstrahlen etwas abgeschirmt werden. Zusätzlich hilft es, wenn die Immergrünen an frostfreien Tagen gegossen werden. Dies gilt besonders dann, wenn sie in Töpfen stehen. In diesem Fall kann man den Topf zusätzlich mit Vlies umwickeln, damit er nicht so schnell durchfriert.
Winterschutz für Rosen
Rosen sind generell hart im Nehmen, aber unter bestimmten Umständen ist hier auch ein Winterschutz angesagt. Eine bekannte Maßnahme ist das sogenannte Anhäufeln. Dabei wird die Veredlungsstelle an der Basis der Pflanze mit lockerer Erde oder Mulch bedeckt, damit sie nicht austrocknet. Noch besser ist aber, die Rosen gleich tief genug zu pflanzen, damit diese Stelle gar nicht erst aus dem Boden ragt. Bei Rosen in Töpfen ist das kaum möglich, deshalb sollten diese unbedingt an der Veredlung geschützt werden. Bei empfindlichen Kletterrosen kann man das untere Drittel mit einer Schilfmatte oder Tannenzweigen gegen Kälte und Wind abschirmen, damit sie nicht so weit zurück frieren.
Ein kniffliger Fall sind sogenannte Rosenstämmchen. Bei dieser Sonderform liegt die Veredlungsstelle direkt unter dem Kronenansatz. Aufgrund dieser speziellen Kulturform sind Frostschäden vorprogrammiert. Deswegen sollten solche Stämmchen nie ungeschützt bleiben. Erste Maßnahme ist das Umwickeln der Veredlungsstelle mit einer Bandage aus Vlies. In exponierten Lagen empfiehlt es sich, die Krone komplett einzuwickeln. Auch hier gilt: die Pflanze nicht zu lang bedeckt lassen, weil unter der Haube ideale Bedingungen für Pilzkrankheiten herrschen.
Winterschutz: nur in Ausnahmefällen, dann aber richtig
Wenn Sie standortgerecht und sorgfältig pflanzen und robuste Sorten verwendet, sind zusätzliche Schutzmaßnahmen kaum nötig. Kultivieren Sie Gewächse wie die oben genannten, die etwas Unterstützung brauchen, dann gilt:
- lieber weniger abdecken als zu viel
- luftdurchlässige Materialien verwenden
- Winterschutz erst anbringen, wenn der erste Frost angesagt ist
- an warmen Spätwintertagen die Abdeckung lüften
- immergrüne Pflanzen an frostfreien Tagen gießen
- die Pflanzen im Frühjahr gut ausputzen und auf Krankheiten kontrollieren
Tipp: halten Sie ihre Pflegemaßnahmen und die Ergebnisse in einem Gartentagebuch fest und werten Sie die Einträge gelegentlich aus. So finden Sie nach und nach heraus, bei welchen Pflanzen ein erhöhter Pflegeaufwand lohnt und bei welchen Kandidaten es besser ist, nach pflegeleichterem Ersatz Ausschau zu halten.
Martina Meidinger
Martina Meidinger ist Landschaftsgärtnerin und freiberufliche Autorin. 2009 hat sie den Gartenkulturführer gegründet, ein Veranstaltungsmagazin für Gartentermine in Bayern. Ihre Texte rund um Garten, Pflanze und Natur erscheinen in Büchern, Magazinen und in ihrem Blog.
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