…soll man nicht immer noch glücklicher sein wollen.“
Großes Fontane-Jahr anlässlich des 200. Geburtstags
Deutschlands großer Realist und der „literarische Spiegel Preußens“ wäre dieses Jahr 200 Jahre alt. Aus diesem Grund widmet Brandenburg seinem berühmten Sohn ein vielfältiges Programm mit dem Titel „fontane.200“. Vom 30. März bis zum 30. Dezember (seinem Geburtstag) können Literaturfans sich auf eine Reise hinter die Kulissen begeben und dem Werk des großen Dichters auf ganz neuen Wegen näher kommen. Wer war Fontane wirklich? Wie entstanden seine Werke? Und: Was macht ihn bis heute zu einem der meist gelesenen deutschen Literaten?
Wie kein Zweiter hat Fontane die Identität Brandenburgs geprägt und damit Literaturgeschichte geschrieben. Geboren 1819 in Neuruppin und gestorben 1898 in Berlin erlebte Heinrich Theodor Fontane beinahe das gesamte 19. Jahrhundert und porträtierte Menschen und die Lebenswirklichkeit seiner Zeit so treffend und oft gesellschaftskritisch, dass er mit seinen Werken den deutschen Realismus entscheidend beeinflusste.
Fontanes Kindheit und Jugend
Fontane entstammt der hugenottischen Familie des Apothekers Louis Henry Fontane. Sein Großvater, der Maler und Musiker Pierre Barthélemy Fontane, verkehrte am Hof der preußischen Königin Louise als Kabinettssekretär und Kastellan. Die Apotheke des Vaters fiel dessen Spielsucht zum Opfer, weshalb die Familie von Neuruppin ins provinziellere Swinemünde umsiedeln musste. Fontane besuchte das Gymnasium in Neuruppin, bevor er 1834 zu seinem Onkel nach Berlin zog, wo er die Karl-Friedrich-Klöden-Gewerbeschule besuchte. 1835 lernte er dort Emilie Rouanet-Kummer kennen, die seine Frau werden sollte. Ohne Abschluss kehrte Fontane zu seiner Familie zurück und begann eine Ausbildung zum Apotheker.
Vom Revolutionär zum Realist
Die ersten Gedichte veröffentlichte Fontane noch während seiner Lehrzeit. Neben seiner Arbeit als Apotheker in verschiedenen Anstellungen in Leipzig, Dresden und Letschin entwickelte Fontane ein starkes politisches Interesse. Als radikal-demokratischer Revolutionär beteiligte er sich an Barrikadenkämpfen und schrieb politische Kampfschriften. Frisch verheiratet hängte Fontane 1849 seinen Beruf an den Nagel und wollte fortan von seinen Publikationen leben. Für seine junge Ehe bedeutete dies zunächst finanzielle Entbehrungen. Eine Anstellung in der Pressestelle des deutschen Botschafters in London sicherte ihm ein Auskommen. Seine Erfahrungen dort verarbeitete er in literarischen Reiseberichten. Nur wenige Menschen war es wie ihm Mitte des 19. Jahrhunderts möglich, selbst zu reisen, weshalb sich Schriften über Reisen in den Orient und quer durch Europa großer Beliebtheit erfreuten. Geschickt wusste er das aufkommende Interesse an dieser Literaturform für sich zu nutzen. In diese Zeit fällt u.a. die Geschichtensammlung „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“.
Privat hatten die Eheleute Fontane schwere Schicksalsschläge zu ertragen. In den folgenden Jahren brachte Emilie insgesamt fünf Söhne zur Welt, von denen drei bereits kurz nach der Geburt verstarben. 1860 folgte die einzige Tochter und schließlich 1864 der sechste Sohn. Fontane bereiste indes Dänemark und Frankreich, wo er als Kriegsberichterstatter tätig war. Er schrieb Theaterkritiken für die Vossische Zeitung und Reiseberichte über Österreich, Italien und die Schweiz.
1892 erkrankte Fontane schwer. Um sich von seiner Krankheit abzulenken, begann er seine Kindheitserinnerungen niederzuschreiben. Erst im Alter von 72 Jahren wurde Fontane zum Autor der Romane, die ihn bis heute bekannt gemacht haben. Auf dem Krankenbett schrieb er „Effi Briest“, „Frau Jenny Treibel“ und „Der Stechlin“, die großen deutschen Gesellschaftsromane des 19. Jahrhunderts. Fontane starb 1898 und wurde auf dem Friedhof der französisch-reformierten Gemeinde in Berlin-Mitte beigesetzt.
Rezeption und Nachlass Fontanes
Sein Schreibtisch inklusive der Manuskripte seiner Romane befand sich bis zum 2. Weltkrieg in Besitz des Märkischen Museums Berlin. Danach gingen seine Habseligkeiten verloren. Anlässlich seines 100. Todestages setzte sich die Forschung mit der Frage auseinander, ob Fontane Antisemit gewesen ist. Die Forschungsergebnisse sind nicht eindeutig. Dagegen spricht, dass er Beziehungen zu Menschen jüdischen Glaubens unterhielt, gleichwohl finden sich in seinen privaten Korrespondenzen Hinweise auf die zu seiner Zeit verbreiteten Vorurteile.
Fontane gilt heute als wichtigster Vertreter des poetischen Realismus. Aus der kritischen, aber stets liebevollen Distanz beschreibt er Figuren und ihre Umgebung detailreich und treffsicher. Seine Charaktere folgen den gesellschaftlichen Konventionen, die ihnen ihr Umfeld vorgibt, und scheitern nicht selten daran. Mit der Kritik an Einzelnen impliziert Fontane die Kritik an der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts.
Untrennbar ist Fontanes Werk mit der Mark Brandenburg verbunden, in Podiumsgesprächen, Installationen, Ausstellungen und Schreibwettbewerben nähern sich die Neuruppiner 2019 ihrem Dichter. Höhepunkt bilden die Fontane Festspiele von Himmelfahrt bis Pfingsten, 31. Mai bis 10. Juni. Insgesamt mehr als 65 Veranstaltungen in 35 verschiedenen Städten quer durch Brandenburg huldigen Theodor Fontane und seinem Werk in „fontane.200“ noch bis Dezember.
Veronika Lackerbauer
Tipp der Redaktion:
Besuchen Sie das Fontane Museum in Neuruppin!
Museum Neuruppin
August-Bebel-Straße 14/15
16816 Fontanestadt Neuruppin
Öffnungszeiten 2019:
30. März bis 30. Dezember:
Mo, Do, Fr, Sa + So: 10-18 Uhr
Mi: 10 – 19 h, 17 -19 Uhr Eintritt frei
Di: geschlossen
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Veronika Lackerbauer lebt und schreibt in der Nähe von Landshut, Niederbayern. Sie ist Diplom-Kauffrau für Tourismus und hat einen Master in European Studies, seit 2013 arbeitet sie als Dozentin für Deutsch als Fremdsprache und berufliche Integration. Ihre wahre Leidenschaft ist jedoch das Schreiben. 2014 debütierte sie mit ihrem Fantasy-Roman „Burgfried“ im Verlag ohneohren. Neben Fantasy schreibt Veronika auch Regional-Krimis, historische Romane und Kurzgeschichten.
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