Vor kurzem wurde hier ein Review zum aktuellen Horror-Kurzroman „A handful of death in the west“ des österreichischen Filmemachers, Schauspielers und Autors Patrick Haischberger veröffentlicht. Aus der Redaktion kam darauf umgehend der Wunsch, etwas mehr über den Menschen hinter diesem genial gestrickten Kurzroman zu erfahren. Wer steckt also hinter dieser Lust darauf, uns mit seinen Albtraum-Geschichten zu schockieren und mit unseren Urängsten Achterbahn zu fahren? Wer also ist Patrick Haischberger, der auf den Spuren seiner Vorbilder Alfred Hitchcock und Georg A. Romero das deutschsprachige Horror-Kino neu definiert?
Patrick Haischberger, Jahrgang 1984, im schönen Salzkammergut in Österreich großgeworden, kommt bereits früh über die Arbeit seiner Mutter, die eine Videothek leitete, mit den Themen Film und Kino in Berührung. Es brauchte aber zunächst den Umweg über den Model-Beruf, bei dem er unter anderem für „H & M“ gearbeitet hat und Finalteilnehmer für den „Mister Oberösterreich“ war, bis er dann seinen Traum von der Arbeit in der Filmbranche verwirklichen konnte. Bei einem Model-Shooting für „Jack Daniels“ wurde eine Agentur auf ihn aufmerksam, die ihn schließlich als Schauspieler für die gemeinsame Produktion des ZDF und ORF, der österreichischen Krimiserie „SOKO Donau“, unter Vertrag nahm. Bei diesen Drehs macht ein Schauspielkollege Patrick Haischberger auf das Studium „Schauspiel und Regie“ aufmerksam. Nachdem gleich seine erste Bewerbung dafür erfolgreich angenommen wird, bricht er komplett mit seinem bisherigen Leben, und konzentriert sich von da ab ausschließlich auf seine Berufung als „Geschichtenerzähler“, für die er, wie er gerne sagt, „auf die Welt gekommen“ ist.
Patrick Haischberger, und warum sein Horror uns in unseren Grundfesten erschüttert
Dem Umstand, dass ihm in dieser Zeit die Schauspielerei alleine schnell zu wenig geworden war, können wir es verdanken, dass er selbst seine eigenen Filmprojekte startete. Er begann, Drehbücher zu schreiben und sich selbst die notwendigen Dinge für eigene Produktionen zu organisieren. Und seither erforscht er mit großer Lust unsere persönlichen Untiefen, unsere Urängste. Was macht die Dunkelheit mit uns? Warum denken wir, dass Bettdecken uns vor irgendetwas schützen könnten, wenn wir vor Angst bibbernd darunter verschwinden? Warum fühlen wir uns nachts weniger sicher, wenn wir alleine sind? Haischberger selbst wacht in seinen Nächten immer wieder schweißgebadet auf, und in diesem Moment gibt es nur eines: Wo ist ein Stift? Dieser verrückte Traum muss festgehalten werden. Eine neue, furchtbare Idee für eine Filmszene oder ein Buchkapitel ist geboren – wieder ein Ausgangspunkt für einen großen Moment Schaudern und Zittern im Kinosaal oder unter der Bettdecke mit Taschenlampe. Die Filme „Wonderland“, „Grindlwald“ (beide 2016 fertiggestellt) und „A handful of death in the west“ (kommt 2018 in die Kinos) zeugen von dieser Lust am Ausgeliefertsein, der unmittelbaren Bedrohung und dem blanken Entsetzen. Dabei kommt, wie bei seinen Vorbildern, der Horror oft von dem, was wir nicht sehen, aber dafür umso intensiver spüren können. War da nicht was? Dreh´ Dich bloß nicht um! Mensch, mach´ die Lampe aus!!! In seinen Produktionen ist es Patrick Haischberger sowohl ein Bedürfnis, als auch eine ultimative Herausforderung, eine Produktion „wie aus Hollywood“ aussehen zu lassen, ohne auch nur im entferntesten das gleiche Budget dafür aufzuwenden.
London, Miami und der Rest der Welt – auf der Suche nach den besten Bildern für unseren Kopf
Haischberger zieht seine Inspirationen aber nicht nur aus den eigenen Monstern, die ihn um den Schlaf bringen. Er ist viel in der Weltgeschichte unterwegs, das Reisen formt die Persönlichkeit und, auf seine Arbeit bezogen, auch seine Geschichten. Die Stadt London beispielsweise dient ihm aktuell als innerer Ausgangs- und Endpunkt für seinen neuen Kurzroman „Tinder Awareness“, der kurz vor seiner Fertigstellung steht. Wie der Titel schon sagt, geht es dabei um die Dating-Plattform „Tinder“, und welche unheilvollen Wendungen das Leben nehmen kann, wenn instabile Persönlichkeiten mit verzerrten Wahrnehmungen ihr persönliches Schicksal „endlich mal in die richtige Spur“ schubsen wollen. Eine Geschichte mit der richtigen Dosis Schleudertrauma für den Kopf, welche die ersten Nächte nach dem Fertiglesen „etwas unruhig“ machen wird.
Make it a better place – Auf der Suche nach dem, was noch „ungedacht“ und „ungesehen“ ist
Das allerwichtigste für Patrick Haischberger in seiner Arbeit als „Geschichtenerzähler“ ist es, unsere Phantasie anzuregen, uns offen zu machen für das „noch nicht Gedachte“. Auch seine Geschichten bezeichnet er als etwas Wunderbares, was wenige Sekunden zuvor noch nicht existent, geschweige denn gedacht gewesen war. In unserem echten Leben aber sollten viel weniger diese nächtlichen Albträume regieren, sondern unsere Tagträume. Tagträume sind der Motor für die Veränderungen, die uns am allermeisten von einem Reiskorn oder einem Atom in der Wand unterscheiden. Alles um uns herum, so banal es uns auch wirken mag, ein Stuhl, ein Fenster, ein Dach – alles existiert nur deswegen, weil sich Menschen Gedanken gemacht haben, die sich vorher noch keiner gemacht hatte. Gebrauchen wir also unsere Phantasie, um das zu entdecken, was wir noch nicht sehen können, noch nicht. Geben wir uns nicht damit zufrieden, was andere vor uns bereits verwirklicht haben. Dazu passt auch ein Leitmotiv von Patrick Haischberger. Frei nach Albert Einstein müssen wir unseren Kindern Märchen vorlesen, um sie intelligenter zu machen. Je mehr wir ihnen vorlesen, desto besser. Bringen wir also uns, und die nachfolgenden Generationen wieder dazu, zu lesen. Entwickeln wir aus dem, was wir selber lesen, oder geheimnisvoll aus dem Mund eines anderen zu hören bekommen, diese Portion Phantasie, die unsere Welt zu „einen besseren Ort“ machen kann. Denn, das einzige, was Haischberger selbst zu ängstigen vermag, ist der ganz normale, tagtägliche unglaubliche Horror, der ihm aus den TV-Nachrichten entgegenschlägt. Kein normaler Mensch kann für ihn in der Lage sein, sich solche Schreckensszenarien einfach so auszudenken. Machen wir uns also besser gemeinsam mit Patrick Haischberger auf die Reise nach den „noch nicht gedachten“ oder „noch nicht gesehenen“ Dingen, damit dieser reale Horror ein für alle Mal ein Ende nimmt.
Mehr zu Patrick Haischberger unter https://www.facebook.com/patrick.haischberger.5
Trailer zu seinem Film „Grindlwald“ (2016):
Alle Bilder: Copyright Patrick Haischberger
Manfred Weichselbaumer
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