Die wunderbare Welt des Tee-Genusses

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Er wärmt, er spendet Trost und er lässt sprichwörtlich Wartezeit verstreichen: der Tee! Rund 550.000 Kilogramm Tee wird im Rekordhalter-Land der Teetrinker verbraucht. Serviert wird er in bauchigen, runden Kannen mit Bambusgriff. Richtig, von Deutschland ist hier nicht die Rede. Deutschland rangiert auf der Hitliste der Teenationen nur auf Rang 13. Wir sind immer noch eher eine Kaffeetrinkernation. Aber überraschenderweise ist es auch nicht Großbritannien, dessen „Five o’clock tea time“-Rituale wir gerne belächeln. Auf lediglich knapp ein Fünftel des Verbrauchs der Nummer 1 kommen die Briten. Wobei, wenn man den Commonwealth mitzählt, dann hat das einstige Empire doch die Nase vorn. Aber wer ist denn nun auf Platz 1?

Es ist China. Gefolgt von Indien (400.000kg), Pakistan (270.000kg) und der Türkei (220.000kg). Im Samowar werden immerhin knapp 200.000 kg Tee aufgebrüht und Russland kommt damit auf Platz 5. Für die japanische Teezeremonie gibt es Platz 6. (125.000kg) und Indonesien kommt mit 110.000kg auf den 7. Die Top 10 schließen dann Ägypten und – Überraschung – die USA ab. Von letzteren weiß man ja nur, dass sie, in Rage gebracht, Tee auch schon mal ins Hafenbecken kippen. Allgemein kann man sagen: Dort wo viel Tee produziert wird, wird er auch viel getrunken.

Teepflanzen rund um den Globus

Gemeint war bei dieser Statistik das, was wir gemeinhin als Schwarz- oder Grüntee kennen. Beim „echten“ Tee handelt es sich um die Blätter des Teebusches, botanisch Thea sinensis. Da steckt China schon im Namen. Viele berühmte Teesorten stammen aus Indien, dort wurde auch der Teebaum entdeckt, dessen botanischer Name Thea assamica lautet. Auch hier lässt sich bereits aus dem Namen ableiten, woher er kommt: aus der indischen Provinz Assam. Der kräftige Assam-Tee kann mit seinem Aroma sogar Kaffeetrinker von sich überzeugen und ist der Grundbestandteil für den gewürzten indischen Chai. Mit zarteren Noten und einer feinen Eleganz überzeugt der Tee aus der Bergregion Darjeeling am Fuße des Himalaya. Diese typisch indischen Schwarzteesorten unterscheiden sich von Grüntee durch Fermentation. Grünteeblätter dürfen nicht so heiß überbrüht werden und sollten möglichst mit weichem Wasser zubereitet werden. Die besten Qualitäten kommen hierbei aus China, Japan und Korea. Das In-Getränk Matcha ist quasi der Espresso unter den Grüntees und wartet tatsächlich mit einer ganzen Reihe gesundheitsförderlicher Inhaltsstoffen auf.

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Blatt ist nicht gleich Blatt – Qualitätsstufen

Die Qualität von Tee hängt von verschiedenen Parametern ab. Ähnlich wie beim Wein tragen das Anbaugebiet, die Erntezeit, das Klima, die Bodenbeschaffenheit, aber auch die Technik beim Pflücken und Verarbeiten maßgeblich zur erzielten Qualität bei. Für Schwarztee lässt man die gepflückten Blätter zunächst leicht welken, danach werden sie gerollt und fermentiert. Danach werden sie – meist maschinell – nach Blattgrad sortiert. Man unterscheidet zunächst das ganze Blatt (FOP = Flowery Orange Pekoe) und das gebrochene Blatt (BOP = Broken Orange Pekoe). Tee aus gebrochenen Blättern hat den Vorteil, dass er sein Aroma beim Ziehenlassen schneller entfaltet. Dann gilt: Je länger die Abkürzung, desto feiner das Blatt. Bei den ganz-blättrigen Sorten unterscheidet man: FOP, GFOP (= Golden Flowery Orange Pekoe) und TGFOP (= Tippy Golden Flowery Orange Pekoe). Bei den gebrochenen Blättern: BOP, GFBOP (= Golden Flowery Broken Orange Pekoe) und TGFBOP (= Tippy Golden Flowery Broken Orange Pekoe).

Eine kleine Tee-Geschichte

Das Wort Orange in den Schwarzteesorten soll auf das Königshaus Oranje der Niederlande zurückgehen, womit wir bei der Geschichte des Tees angelangt wären.

Die Möglichkeit der Verwendung des Teebuschs geht der Legende nach auf den chinesischen Kaiser Shen Nung zurück und damit auf das Jahr 2737 vor Christus. Bis ins 8. Jahrhundert nach Christus blieb der Teegenuss eine speziell chinesische Eigenheit. Im Stammland des Tees wurde über Jahrhunderte hinweg die klassische Teezeremonie etabliert und verfeinert. Der chinesische Autor Lu Yu sorgte mit seinem Buch über den Tee für das erste umfassende Dokument darüber. Erst um 1600 brachten niederländische Kaufleute den ersten Tee nach Amsterdam. 1658 erschien der erste Artikel über dieses neuartige „China-Gesöff“ in einer niederländischen Zeitung. Zur selben Zeit etablierte Königin Katharina von Braganza das Teetrinken am englischen Königshof. Ab 1689 führte das britische Königshaus die Teesteuer ein. Über die Seidenstraße gelangte Tee im ausgehenden 17. Jahrhundert nach Russland. 1773 markiert das als „Boston Tea Party“ bekannt gewordene Ereignis die Unabhängigkeitsbestrebungen der USA von England. Aus Protest versenkten die Amerikaner Schiffsladungen voll Tee der britischen Handelsflotte im Hafen von Boston. Zwischen 1839 und 1842 führten zwielichtige Machenschaften beim Teehandel zum ersten Opiumkrieg zwischen China und Großbritannien. Ab 1850 lässt die britische Krone Tee auch in der indischen Kolonie und auf Sri Lanka anbauen. Bereits 1888 importiert Großbritannien mehr Tee aus seinen indischen Kolonien als aus China. 1908 erfand der Brite Thomas Sullivan den Teebeutel. In den 1980er Jahren entwickelte eine japanische Firma den flachen Beutel zu einem pyramidenförmigen weiter. 2015 ist Tee weltweit das am meisten getrunkene Heißgetränk, allein in Deutschland werden rund 130 Millionen Tassen pro Tag aufgebrüht.

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Tee-Sorten und Rituale quer durch die Welt

Erwartungsgemäß hat der Mensch es nicht bei den natürlich vorkommenden Teebuschsorten belassen, durch gezielte Zucht und Kreuzung sind eine Vielzahl verschiedener Tees entstanden. Heute werden außerdem circa 12% des verkauften Grün- und Schwarztees in Bio-Qualität produziert. Zu den bekanntesten Sorten gehört der „English Breakfast Tea“ mit seinen kräftigen Aromen oder der „Earl Grey“, der der Legende nach auf den Zweiten Earl Charles Grey zurückgeht. Der Politiker und Premierminister war ein begeisterter Teetrinker und hob 1833 das Preismonopol der East India Company im Handel mit China auf. Der nach ihm benannte Tee entstand angeblich durch einen heftigen Sturm, währenddessen sich Kisten voller Schwarztee und mehrere Flaschen Bergamotteöl im Rumpf eines Frachtschiffes losrissen und mischten. Mischt man dem Schwarztee neben Bergamottöl noch Zitronen- und Orangenschalen bei, so entsteht eine Mischung namens „Lady Grey“.

Für Indischen Chai wird kräftiger Schwarztee, wie z.B. Assam, mit verschiedenen Gewürzen verfeinert. Darunter u.a. Kardamom, Gewürznelken, Zimtstangen, Ingwer, schwarzer Pfeffer und Muskatnuss. Serviert wird der Chai mit Milch und Zucker. In Indien hat fast jede Familie ihr eigenes Gewürzmischungsrezept dafür. Viel Ruhe benötigt das japanische Matcha-Teeritual. Das Wasser wird dabei erst sprudelnd aufgekocht und dann auf ca. 80° Grad abgekühlt. Der Matcha-Tee wird damit aufgegossen und mit Hilfe eines Bambusbesens aufgerührt, bis er schäumt. Gästen führt man diese Zeremonie am Tisch vor. In Russland kocht man Tee traditionell im Samowar. Der metallene, meist aus Kupfer gefertigte Warmwasserkessel wurde ursprünglich mit Holzkohle oder Petroleum befeuert und konnte solche Dimensionen annehmen, dass damit der Warmwasserbedarf eines ganzen Haushalts gedeckt werden konnte. Die edlen Tischgeräte waren der Teebereitung vorbehalten. Heutige Modelle heizen elektrisch. Mit einer kleinen Menge Wasser bereitet man zunächst ein Teekonzentrat zu. Davon gibt man ein wenig in eine Tasse und füllt diese dann mit dem heißen Wasser aus dem Samowar auf. Typischerweise wird russischer Tee mit einer Scheibe Zitrone und Zucker genossen.

 

Für die klassische englische Teestunde braucht es neben dem richtigen Tee auch passendes Gebäck. Das kann süß oder auch herzhaft sein. Ein Favorit dafür sind Scones mit Clotted Cream. Die mürben Gebäckstücke werden halbiert und mit einem Gemisch aus Sahne und Mascarpone bestrichen. Obenauf gibt man einen Klecks Marmelade.

 

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