Eine Zeit lang wurden sie belächelt, die Fahrer eines VW T3. Viel zu sehr stand der kantige Bus im Schatten seiner kultigen Vorgänger T1 und T2. Mittlerweile wandelt sich das Blatt, und die Preise fürs einstmals hässliche Entchen ziehen auf dem Oldtimer-Markt deutlich an. Wer noch einen großen Oldie für kleines Geld erstehen möchte, sollte sich sputen.
Der VW T3 ist ein Ausbund an Zuverlässigkeit, Motoren, die die ersten 100.000 Kilometer überstanden haben laufen, und laufen und – laufen. Er ist der letzte VW-Kastenwagen, der noch als echter Bulli durchgeht, eben mit Heckmotor und so manchen Ecken und Kanten. Und ja: Auch der Rost setzt den Fahrzeugen, die von 1979 bis 1992 produziert wurden, mittlerweile kräftig zu. Vor allem jenen Exemplaren, die beim örtlichen Handwerker als wahres Muli gelaufen sind oder in der Paketzustellung klaglos ihren Dienst verrichteten. Bei solchen Exemplaren lässt sich aber immer noch – entsprechende Schrauber- und Schweißerkenntnisse vorausgesetzt – so manches Schnäppchen machen.
Ein Freund, ein guter Freund – der VW T3 als Campingmobil
Einen wahren Volltreffer landete Volkswagen mit der als Campingmobil ausgestatteten „California“-Reihe. Westfalia steuerte dabei die Campingaustattung bei, die aus Schränken, einem kleinen Herd und einer Spüle bestand. Die hintere Sitzreihe ließ sich mit zwei Handgriffen zum Bett umfunktionieren, eine weitere Liegefläche gabs unterm Klappdach. Dem war es auch zu verdanken, dass ein Erwachsener am Herd oder an der Spüle aufrecht stehen konnte. Das Klappdach hatte weitere entscheidende Vorteile, zum Beispiel die geringe Höhe im Fahrtbetrieb. Die ließ es zu, auch ins Parkhaus oder in die Garage zu fahren. Außerdem war der Bulli somit auch weitaus weniger windanfällig als geräumigere Hochdach-Varianten.
Weitere VW T3-Camper-Varianten
Zu dem etwas spartanisch anmutenden Urmodell des T3-Campers gesellten sich bald geräumigere Varianten unterschiedlicher Hersteller. Die Firma Tischer aus Kreuzwertheim etwa entwarf einen T3 mit Aufsatzkabine im Huckepacksystem. Letztere konnte bei einem Aufenthalt einfach abgestellt werden und bot sogar Platz für eine Dusche und Toilette. Reimo warf eine Variante mit Hochdach und kompletter Innenausstattung auf den Markt, Karman steuerte mit dem Gipsy ein schon fast vollwertiges Wohnmobil dem T3-Portfolio bei. Die absolute Luxusvariante wiederum kam mit dem Atlantic abermals von Westfalia und glänzte zum Beispiel mit einem zuschaltbaren Allradantrieb.
Eine Kleine Bulli-Schwärmmerei – my car is my castle
Jahrelang hat uns unser VW T3 – die ganz spartanische Joker-Variante mit Klappdach – quer durch Europa begleitet. Er schnaufte steile Bergpässe hoch und schlängelte sich trotz überkochender Batterie klaglos durch einsame Wege an Irlands Atlantikküste. Großstädtischem Verkehrchaos in Paris oder Barcelona trotze er ebenso wie manchem Sturm in der Normandie oder Bretagne. Wir genossen vor ihm den ersten Kaffee und den letzten Schluck Wein beim Sonnenuntergang am Strand. Im Stich gelassen hat er uns nie – läuft eben!
Praktische Aspekte – reisen und campen im VW T3
Dabei gibt es neben den emotionalen Aspekten auch genügend praktische Gründe, sich für einen T3-Camper mit Klappdach zu entscheiden. Die geringe Höhe ist ein Pluspunkt, seine insgesamt zierlichen Abmessungen sind ein weiterer Vorteil. Denn der Bulli fährt sich wie ein Pkw und passt in nahezu jede Parklücke. Er lässt sich, entsprechend „Drehmoment“ in den Oberarmen vorausgesetzt, auch auf einem schmalen Feldweg noch problemlos wenden. Er darf von jedem mit einem Führerschein Klasse 3 gefahren werden und verschwindet unauffällig hinter einer großen Hecke, wenn es nicht bis auf den Campingplatz gereicht hat. Das Klappdach ist schnell hochgeklappt und das Bett gerichtet. Gepäck lässt sich ohnehin fast unbegrenzt im T3 unterbringen, der sich als wahres Stauraumwunder entpuppt.
Reisen statt rasen – Wermutstropfen auf dem T3-Bulli
Alte Liebe rostet nicht? Von wegen! Leider tut es auch der T3, auch noch so gepflegte Camper-Modelle zeigen unschönen Rostfraß an der Karosserie. Der Grund liegt auf der Hand: Die Karosserie des T3 wurde aus einzelnen Blechteilen zusammen geschweißt. Diese Nähte sind heute die Einflugschneise für die braune Pest. Und es soll auch nicht verschwiegen werden, dass die meisten Modelle hoffnungslos untermotorisiert sind. 140 km/h sind eine schöne Utopie, die ab und an mit Gefälle und Rückenwind gelebt werden kann. Ansonsten ist eine Reisegeschwindigkeit von 100 bis 120 km/h das höchste der Gefühle und jeder überholte Lkw fühlt sich an, wie eine mühsam geschlagene Schlacht. Dritter Wermutstropfen: Die Preise ziehen deutlich an und haben sich für gut erhaltene Modelle von 2015 bis 2017 verdoppelt. Wer also noch einen Oldie für kleines Geld kaufen will, muss sich sputen.
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Einen VW T3 Campervan kaufen – was muss ich beachten?
Sind Sie bereit für die große Bulli-Liebe und wollen Sie sich ins Abenteuer stürzen? Dann mal los! Auf folgende Punkte sollten Sie achten:
Rost und Technik
Der Rost wurde oben ja schon thematisiert, völlig rostfreie Exemplare sind kaum erhältlich. Achten Sie darauf, dass die Nähte nicht völlig durchgerostet sind, dann bleibt der Restaurierungsaufwand in vertretbarem Rahmen. Wichtiger ist der Zustand von unten, deshalb: rauf auf die Hebebühne mit dem Objekt der Begierde. Neben dem Unterboden sollten Sie vor allem die Leitungen, den Tank und die Achsgelenke inspizieren. Auch im Bereich des Heckmotors sollten Sie genau hinschauen, ältere Exemplare neigen zum Ölverlust.
Dach
Bei Modellen mit Faltdach sollten Sie dieses hochklappen und inspizieren. Sind Risse im Stoff erkennbar? Ist es im Innenraum schimmelfrei oder hat sich außen bereits Moos abgesetzt? Faltenbalge für das Aufstelldach sind nur noch schwer zu bekommen. Einfacher ist es, wenn Sie zu einem Modell von Reimo greifen, der Hersteller liefert auch heute noch Dächer für den T3. Auch die Scheibenrahmen neigen zu Undichtigkeiten und sollten auf den Prüfstand.
Motor
Die meisten Bullis sind für das gemütliche Reisen konzipiert. Wenn Sie sehr viel Zeit haben, reicht ein 50-PS-Diesel. Das 70-PS-Modell bietet etwas Leistung mehr, ist aber auch etwas empfindlicher. Noch mehr Fahrkomfort erhalten Sie mit einem 95-PS-Wasserboxer.
Komfort
Apropos Komfort: Lassen sich alle Sitze bequem und ohne großen Kraftaufwand vor und zurück schieben und verstellen? Schließlich sitzt unter dem Fahrersitz die Batterie – da sollten Sie also jederzeit dran kommen. Lässt sich die Rückbank problemlos umklappen? Läuft die Wasserpumpe im Spülbecken? Lauter Kleinigkeiten, die auf Reisen ärgerlich sind, wenn sie nicht funktionieren.
Umwelt
Mit den alten Dieselmodellen dürfen Sie heute in keine Umweltzone mehr fahren. Partikelfilter, die die alten Qualmer etwas umweltverträglicher machen, können nachgerüstet werden. Im Zuge der derzeitigen Dieseldiskussion dürfte das aber auch nur eine mittelfristige Lösung sein. Gut erhaltene oder gut restaurierte Exemplare empfehlen sich für das H-Kennzeichen. Allerdings ist die Erteilung mit vielen, zum Teil strengen, Voraussetzungen verknüpft.
Barbara Homolka
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