Beauty-Mythen Haarpflege: Was ist überholt?

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Volles, glänzendes langes Haar, davon träumen viele junge Frauen. Die Älteren tragen oft freiwillig kurz. Schönes Haar wollen aber  Frau und Mann gleichermaßen ihr eigen nennen! Von Natur aus ist nicht jeder Mensch damit gesegnet und leider ist es nun mal so: Die Haartracht kann das eigene Leben, die Karriere und das Liebesleben schon enorm beeinflussen. Was ist wahr an uralten Beauty-Mythen, die Haarpflege betreffend?

Mythos 1: Oft schneiden regt den Wuchs an

Leider (oder zum Glück? Wenn der Friseurbesuch teuer kommt) stimmt dieser Mythos nicht. Häufiges Haareschneiden macht nicht schneller langes Haar, wohl aber gepflegtes Haar. Im Schnitt wachsen die Haare 1 cm pro Monat, unabhängig vom Schnitt. Es wird also nicht der Haarwuchs angeregt. Wie auch, denn die Haare wachsen ja an den Wurzeln nach! Dennoch ist es empfehlenswert auch langem Haar alle 6-8 Wochen einen Schnitt zu gönnen. Die Haare fallen ganz anders, meist voller, lockerer und haben Stand. Zudem tut der Schnitt der Gesundheit der Haare und der Haarwurzeln enorm gut.

Viele Frauen (und Männer) machen den Fehler, lange Haare regelrecht zu züchten und dann auch keine Schere mehr ranzulassen. Die Folge sind oft splissige Längen, die sich unschön einrollen und strohig aussehen. Von Fülle und Pracht keine Rede, aber die Haarträger halten eisern an jedem Zentimeter Länge fest. Weniger ist aber mehr! Meist wirken die Haare regelmäßig geschnitten fülliger und fallen schön.

Ausgefranste Spitzen hängen saft- und kraftlos herab. Auch am Oberkopf entsteht so keine Fülle. Die Haare legen sich platt an, weil sie sich nicht mehr gegenseitig abstoßen. Lange Haare entwickeln enorm Volumen, wenn man die Enden leicht abgestuft schneidet. Ein guter Haarschnitt sollte bei jeder Frisur regelmäßig erfolgen. Wer kein Geld für den Friseur hat, kann sich heute auch gute Friseurscheren kaufen und anhand von Büchern und Videos einfache Haarschnitte selbst lernen.

 

Toller Haarschnitt, Pagenkopf Rot-Schwarz
Engin_Akyurt / Pixabay. Ein perfekter Schnitt lässt die Frisur gut sitzen.

Mythos 2: Häufiges Waschen macht fettige Haare

Diese Regel stimmte noch vor ca. 10 – 15 Jahren, damals waren die Shampoos wesentlich aggressiver, trockneten mehr aus und regten daher die Talgdrüsen zu schnell an. Hatte man eher fettiges Haar, war es wirklich ein Teufelskreis aus Haare waschen, fettigem Haar und wieder Haare waschen. Heute ist das anders. Die Shampoos enthalten milde Tenside und man kann sie genau auf seine Kopfhaut abstimmen.
Pantene-Haarexperte Sacha Schütte sagt, man könne seine Haare täglich waschen, sollte aber ein genau passendes Shampoo wählen.

Natürlich entwickelte sich aus diesem Mythos heraus der Trend, die Haare gar nicht mehr zu waschen und von aller Pflege zu entwöhnen. Einige Beauty-Bloggerinnen haben davon schöneres Haar bekommen, andere nicht. Natürlich reguliert die Kopfhaut sich selbst und fettige Haare werden irgendwann auch mal wieder trockener. Dennoch sollte man Haarewaschen nicht als etwas Unnatürliches verteufeln, sondern eben schauen, wann eine Haarwäsche wirklich nötig ist und das mildeste Shampoo nehmen, das auf die Beschaffenheit der eigenen Kopfhaut abgestimmt ist.

Der Grund, warum viele besonders junge Damen „überpflegtes“ Haar voller Silikone und Stylingrückstände haben, liegt an einem ungesunden Verhältnis zur eigenen Körperpflege und am Styling-Wahn. Schöne Naturlooken müssen künstlich geglättet werden und mit Spülungen traktiert werden. Haarcolorationen, Haarkreide und vielerlei andere neuartige Produkte können auf Dauer natürlich das Haar stumpf und schlaff werden lassen.

Zum übertriebenen Styling kommt dann natürlich das zu häufige Waschen. Es ist tatsächlich so, dass man vor einigen Jahrzehnten nicht täglich die Haare wusch, sondern es normal war, sie alle 14 Tage mal zu waschen. Dazwischen sah man auch nicht ungepflegt aus. Apropos, wussten Sie dass die Moderatorin Inka Bause ihre Haare kaum wäscht, weil sie ungewaschen erst so richtig Stand haben?
Haare müssen im Grunde nur dann gewaschen werden, wenn sie sich verschwitzt und unsauber anfühlen, wenn sie klebrige Stylingreste in sich haben und sich nur schwer frisieren lassen.

 

Haarpflege, Beauty-Mythen, Früher bürstete man 100 x am Tag
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Früher bürstete man sich mit Wonne die langen Haare intensiv durch, weil man sie selten wusch!

Mythos 3: 100 Bürstenstriche am Tag machen glänzendes Haar

Diese Regel stammt noch aus Großmutters Zeiten. Damals wusch man sich die Haare kaum! Man bürstete sie dafür aufwendig. Hatte man trockene Haare, so verteilte man damit etwas Talg von der Kopfhaut im Haar und es glänzte dadurch mehr. Bei fettigem Haar ist dieser alte Tipp aber absurd. Richtig ist aber, dass die Bürstenstriche, die die Kopfhaut mit einbeziehen, die Kopfhaut und damit die Haarwurzeln schön durchbluten und den Haarwuchs durchaus anregen können. Zudem ist dies eine angenehme Kopfmassage. Morgens und abends die Haare und die Kopfhaut gut durchzubürsten sollte also ein selbstverständliches Ritual sein. Denn mit dem Bürsten beseitigt man auch Staub und Reste von Haarspray etc. 100 Bürstenstriche sind allerdings etwas übertrieben.

Mythos 4: Kaltwasser-Spülungen schenken Glanz

Auch dieser Beauty-Mythos hält sich hartnäckig. Mit dem kalten Wasser soll sich die aufgequollene Hornschicht der Haare wieder schließen und so Glanz entstehen. Dies konnte aber bislang noch nicht wissenschaftlich belegt werden. Eine kalte Spülung ist allerdings für die Kopfhaut insofern gut, weil sich wie bei einer Wechseldusche die Hautporen wieder schließen. Viele Menschen empfinden die kalte Spülung aber als unangenehm und können auch nicht feststellen, dass die Haare dadurch schöner werden.
Pantene-Experte Sacha Schütte empfiehlt für glänzendes Haar eher auf die richtige Pflege zu setzen und die Haare bei Bedarf nach jeder Haarwäsche mit einer Pflegespülung zu verwöhnen. Sie hat feuchtigkeitsspendende Inhaltsstoffe, die die Haaroberfläche glätten und so für Glanz sorgen.
Zu häufige Pflegespülungen bewirken jedoch, dass sie die Haare beschweren können, so dass sie nicht mehr luftig leicht fliegen.

Mythos 5: Viel Pflege hilft viel

Wer besonders dünne Haare hat, möchte natürlich immer nachhelfen. Wenn man es jedoch übertreibt mit Shampoo, Kur, Spitzenfluid, Spülungen, Schaum und Spray beschwert man das ohnehin dünne Haar nur zusätzlich. Die Pflege muss genau auf die Haarstruktur abgestimmt sein.
Durch den übertriebenen Umgang mit Pflegeprodukten entstand auch der genannte Trend, sich die Haare gar nicht mehr zu waschen. Ebenso ist es durch zu viel Spülungen etc. hin und wieder nötig ein Tiefenreinigungsshampoo oder Peeling-Shampoo anzuwenden. Normale Shampoos sind oft nicht mehr in der Lage den Mix aus Pflegemitteln und Stylingprodukten aus dem Haar zu waschen. Daher lautet die neue Regel eher: Weniger ist mehr! Ein paar wenige Styling- und Pflegeprodukte reichen vollkommen aus für schön gepflegtes, locker fallendes Haar.

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Fazit: Zu viel Eitelkeit und hausgemachte Haarprobleme

Die meisten „Probleme“, die man heute mit seinen Haaren hat, sind hausgemacht. Meist, weil man mit seinem natürlichen Schopf einfach nicht zufrieden ist und oft nur, weil man den falschen Haarschnitt hat oder gar keinen. Locken werden künstlich geglättet, glatte Haare sollen unbedingt sanfte Wellen haben. Mit Glätteisen und Lockenstab wird nachgeholfen, man greift die natürliche Schutzschicht der Haare an und sie werden spröde. Zu viel Eitelkeit ist eben auch eines der Probleme.

Lange Haare sollen heute nicht natürlich auf den Rücken fallen, sondern in einer malerisch, seidigen Welle nach vorne fallen. Ständiges Gezupfe, Gekämme und Streichen über die langen Haare ist heute bei vielen jungen Damen zu bemerken. Man kann schon sagen, dass ein regelrechter Beauty-Wahn durch all die Instragram-Stars, Youtube-Anleitungen und Beauty-Bloggerinnen entstanden ist. Dabei wird oft vergessen, was eigentlich noch schön ist und was übertrieben.

Eine Naturkrause braucht nichts weiter als ein wenig Pflegeöl, damit die Locken schön springen und glänzen. Sie sollte nicht dauernd geglättet werden. Wo bleibt die Individualität, wenn wir alle gleich aussehen?

Ein weiterer etwas merkwürdiger Trend sind megalange Extensions, Promis wie Daniela Katzenberger, Angelina Heger oder Enissa Amani tragen sie seit Jahren. Oft weiß die große Masse der Bewunderer gar nicht, dass die traumhaft langen Haare nicht echt sind. Sie werden durch ein aufwendiges Verfahren in die eigenen Haare eingeschweißt. Ein kleines Keratinplättchen hält die Kunststrähnen an den eigenen fest. Mit einer Hitzezange wird das Keratinplättchen erwärmt und die Haare halten fest. Will man die Extensions wieder lösen, kann das Plättchen leicht mit einer Zange aufgebogen werden. Die künstliche Matte hält etwa 3 Monate und kostet eine Stange Geld. Der Hauptnachteil aber ist, zumindest bei den Langhaarfreundinnen, die dies über Jahre hinweg machen, dass die unechten langen Haare ständig an den eigenen Strähnen ziehen und sie so ausfallen. Die eigenen Haare werden immer dünner. Besonders an einer hohen Stirn macht sich das schnell bemerkbar.

Haarpflege, Beauty-Mythen
Pexels / Pixabay. Blonde Haare erinnern an Sonnenschein und heben die Stimmung. Daher ist Blond dauerhaft die beliebteste Haarfarbe.

Zudem machen Extensions der Trägerin wirklich Arbeit. Sie werden entweder aus Kunsthaar oder Echthaar hergestellt. Und sie brauchen täglich Pflege und extra Pflegeprodukte. Wenn man sie offen trägt bei Wind und Wetter, sind sie so zersaust, dass man sie nicht mehr gebürstet bekommt, denn man kann sie nicht so intensiv bürsten und kämmen wie die eigenen Haare, sonst zieht man an den Bondings (Befestigungsstellen). Extensionsträgerinnen müssen also ständig darauf achten, dass ihre Kunsthaare nicht zersausen, sonst müssen sie ausgetauscht werden. Abends müssen sie sorgfältig hochgesteckt oder geflochten werden. Wurden sie mit Lockenstab behandelt, brauchen sie wieder viel Pflege, weil sie sonst austrocknen.

Sie sehen, Haare werden heute sehr wichtig genommen und viele erfüllen sich Träume, die früher illusorisch waren. Knallbunt gefärbte Haare sind genauso gefragt wie künstlich ergrautes „Granny Hair“.
Warum sind Haare so wichtig? Sie können leider enorm das eigene Leben beeinflussen, privat und beruflich. Menschen mit auffälligem Schopf gelten als eigenwillig und starke Persönlichkeiten. Blonde, gut aussehende Männer und Frauen landen oft im TV, weil sie Positivität ausstrahlen sollen (Beispiele? Guido Cantz, Thomas Gottschalk, Jörg Pilawa haben volles blondes Haar, wo sind die glatzköpfigen Moderatoren?). Die Nachrichten scheinen manche besser verkraften zu können wenn sie Judith Rakers mit goldblond schillernder Haarpracht vorliest. Schauspielerinnen mit dichten, langen dunklen Haaren sind auch jenseits der 50 noch gefragt (Christine Neubauer, Barbara Wussow).

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Die Art und Weise wie man seine Haare trägt, ob trendig und gefärbt oder naturbelassen, aber gepflegt oder nur schlicht und etwas nachlässig, zählt zum äußeren Eindruck dazu und spielt eine Rolle bei der Jobvergabe und der Partnerwahl. Ausnahmen bestätigen die Regel.

Und was machen die Glatzenträger und Menschen mit Haarausfall? Ist noch Resthaar vorhanden, so kann man sich heute tatsächlich recht unauffällig Haare einweben lassen und zwar mit einer Fadentechnik. Wer als Mann eine natürliche Glatzenbildung hat, braucht sich nicht zu grämen, schließlich ist dies ein durchschnittliches Problem. Er sollte sich aber für einen gepflegten Haarschnitt oder eine Komplettrasur entscheiden und nicht unnötig Fransen züchten.

 

Quelle: Beautypress-Interview mit Pantene Pro-V Haarexperte Sacha Schütte.

 

J. Florence Pompe

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