Wir stellen euch hier das Farbkartenset „Malkasten der Meister“ von Kelly Grovier, erschienen im Midas Verlag vor. Geht mit auf die faszinierende historische Reise in die Herstellung und Anwendung der Farben, seit Beginn der Malerei.
Angefangen bei der Höhlenmalerei von 13.000 v. Chr. zeigt uns der kleine „Farbkasten“ die Geschichte der Farben auf. Die Höhlenmalerei erfolgte mit dem äußerst beständigen und intensivem „roten Ocker“, weswegen wir diese Malereien noch heute bewundern können.
Viele andere früher verwendete Farben waren nicht so beständig und werden deswegen nicht mehr verwendet. Die meisten anderen waren aber einfach zu giftig, als das man sie heute noch guten Gewissens nehmen würde.
Mit dem Kartenset erfährt der Leser sehr viel über die mühsame, hochgefährliche Herstellung der Farben der alten Meister. Viele waren arsenhaltig, viele durfte man nicht einatmen und mit der Hand berühren – trotzdem wurde eifrigst damit gemalt.
So gefährlich hat man sich das Leben der Künstler in früheren Jahrhunderten nicht vorgestellt, oder?

Gifte, Blut, Tod und Gefahr – die Welt der Farben hatte es in sich
Das Kartenset stellt auf der einen Seite eine bestimmte Farbe, ihre Herstellung und Anwendung vor – und auf der anderen Seite passend dazu ein Kunstwerk, das besonders durch diese eine Farbe an Bedeutung gewonnen hat.
Leuchtendes Blau, schillerndes Rot, strahlendes Weiß, sattes Tiefblau, elegantes Schwarz und warmes Braun – die Farben auf den alten Werken haben eine besondere Magie und diese kommt nicht nur von ihrer optischen Wirkung, sondern auch von den verwendeten Materialien.
Für Beinschwarz etwa wurden die Knochen von Tieren verbrannt. Für Typrisches Purpur brauchte man Unmengen an Meeresschnecken, deren Schleimdrüsen abgetrennt und die Flüssigkeit getrocknet werden musste. Für das Indischgelb in Van Goghs „Sternennacht“ hat man Kühe nur mit den Blättern des Mangobaumes gefüttert und dann ihren Urin abgefangen und getrocknet.


Für das satte Preußischblau mischte man Pottasche mit Blut. Für Mumienbraun wurden tatsächlich echte Mumien zermahlen! Eine Prozedur, die man von den alten Ägyptern übernahm. Und das früher so beliebte Bleiweiß war so giftig, dass eine junge Frau, die Modell stand für das Werk „Symphony in White. The White Girl“ von James Mc Neill, 1862, einfach sterben musste. Sie hatte tagelang die giftigen Dämpfe eingeatmet, während sich der Künstler selbst wohl zu schützen wusste.
Es sind dramatische und schockierende Details, die man so über die Herstellung und Verwendung der alten Farben erfährt. Dies vergrößert aber umso mehr den Respekt vor der Leistung und dem Einsatz der alten Künstler, die sich täglich einer großen Gefahr aussetzten und die Nachwelt mit ihren spektakulären Werken bis heute verzaubern.

Handlich, anschaulich und faszinierend – ein Set für alle Kunstfans
Das 52-teilige Kartenset ist so aufgebaut, dass auf einer Seite der Karten die jeweilige Farbe, ihre Gewinnung und Anwendung vorgestellt wird – auf der anderen Seite ein bekanntes Gemälde.
Wie man die Karten nutzt – ob man sich erst mit dem jeweiligen Pigment beschäftigt oder erst mit dem Kunstwerk, bleibt einem natürlich selbst überlassen – beides ist spannend. Wir erfahren hier sehr anschaulich, was die besondere Magie einzelner Werke ausmacht und wie clever die Künstler ihre Farben wählten.
Durch den Ausflug in die Historie der Farben bekommt man als Kunstfan noch mal einen ganz anderen Zugang zu den Werken der alten Meister. Natürlich war ihre Farbauswahl im Vergleich zu heute sehr begrenzt. Doch sie schafften es mit wenigen Mitteln großartige, farbintensive, oft leuchtende Gemälde zu erschaffen und den Blick des Betrachters geschickt zu lenken.
Wer selbst künstlerisch tätig ist, wird mit Sicherheit Freude an diesem Kartenset haben. Aber auch alle, die sich gerne mit Kunstwerken beschäftigen oder eben alle, die mehr von Kunst lernen wollen. Auch in der Schule für den Kunstunterricht kann man sich den Einsatz dieses Sets sehr gut vorstellen.
Durch das Konzept als Kartenset erreicht es auch all jene Leser, die vor dicken Kunstschmökern Scheu haben und sich nur mal hin und wieder etwas mit Kunst und alten Gemälden beschäftigen möchten.
Kelly Grovier
Malkasten der Meister
52 Farbkarten mit Booklet
52 Seiten, Hardcover, Euro (D) 25 | Euro (A) 25.70 | CHF 35
ISBN 978-3-03876-350-5 (Midas Collection)

J. Florence Pompe ist freiberufliche Texterin seit 2010. Nach dem Studium der Germanistik und Pädagogik arbeitete sie einige Jahre in einem kleinen Lehrmittelverlag.
Als Texterin führt sie mehrere eigene WordPress-Blogs und arbeitet für Kunden redaktionell.
Lieblingsthemen sind: Mode, Schmuck, Interieur, Design, Kunst und Musik.

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