Angst: Wenn Emotionen das Leben zerstören

Grunde handelt es sich bei Angst um eine völlig natürliche Emotion, die eine wichtige Funktion für das Überleben des Menschen hat. Angstgefühle machen sich in aller Regel dann breit, wenn ein Mensch eine Situation als gefährlich oder bedrohlich empfindet, wobei die Stärke des Angstgefühles individuell höchst unterschiedlich ausgeprägt ist. Allerdings kann Angst auch außer Kontrolle geraten und krankhaft werden, was für die Betroffenen und deren Angehörigen äußerst unangenehm sein kann.

Ein gesundes Gefühl

Bei Angst handelt es sich um eine grundlegende Emotion, die dem Betroffenen hilft, eine Gefahr zu erkennen und entsprechend darauf zu reagieren. Die Betroffenen werden in der konkreten Situation aufmerksamer und vorsichtiger, zugleich können sie auch entsprechend reagieren. Zu diesem Thema hat der klinische Psychologe Charles Spielberger Mitte der 1960er Jahre das sogenannte State-Trate-Angstmodell entwickelt. Darin unterscheidet er zwischen Menschen, die eine stabile Persönlichkeit haben von jenen, die eine größere Neigung zur Ängstlichkeit haben. Erstere empfinden lediglich im Fall einer konkreten Angst, bei der zweiten Gruppe besteht jedoch die Gefahr, dass sie eines Tages eine Angststörung entwickeln.

Eine Emotion mit vielen Facetten

Der Begriff Angst umschreibt eine Vielzahl von unterschiedlichen Gefühlsregungen, weshalb Ängste auch in einer Vielzahl von Erscheinungsformen auftreten können. Eine der eher harmloseren Formen, die oft auch nicht als Angst erkannt werden, sind etwa das Gefühl von Beklommenheit oder Scheu. Bei starken Ängsten hingegen haben die Betroffenen oft Schweißausbrüche, zittern am ganzen Körper oder erleben eine Schockstarre, die sie komplett lähmt. Die extremste Form von Ängsten sind Psychosen, beispielsweise Verfolgungswahn, welche sich ohne therapeutische Begleitung immer weiter steigern können.

Eine differenzierte Unterscheidung ist vor allem für die Diagnostik und die therapeutische Behandlung notwendig. Denn schüchterne und unsichere Menschen müssen vom Therapeuten anders begleitet werden als Betroffene, die unter starken Ängsten oder einer Psychose leiden. Eine möglichst frühzeitige Behandlung ist aus zwei Gründen wichtig: Zum einen besteht die Gefahr, dass sich die Angstgefühle im Laufe der Jahre massiv verschlimmern, zum anderen schränken diese Emotionen in einer krankhaften Form das Leben der Betroffenen oft massiv ein. Diese Einschränkung entsteht dadurch, dass die Betroffenen Auslöser-Situationen vermeiden. Beispielsweise vermeiden Menschen mit Angst vor der Enge Fahrten mit dem Aufzug und benutzen stattdessen die Treppe. Oft verbinden sie mit ihren Ängsten auch andere Emotionen wie Schamgefühle oder Misstrauen und stehen unter großer psychischer Anspannung, wenn sie vor einer möglicherweise gefahrenträchtigen Situation stehen.

Ein wichtiger Schutzfaktor

Grundsätzlich ist Angst nicht negativ zu bewerten. Schließlich hatten Angstgefühle im Lauf der menschlichen Evolution eine wichtige Funktion: Diese Emotion ermöglichte es den Menschen, in gefährlichen Situationen angemessen zu reagieren, etwa durch Flucht. Diese schützende Funktion ist aber nur gegeben, wenn die Betroffenen tatsächliche Gefahren und Risiken nicht ausblenden oder ihr Handeln von der Angst blockiert wird. Vielfach stellt es ein Problem dar, dass die Angst nicht richtig eingeschätzt wird, weil diese Emotion bewusst und unterbewusst wirken kann.

Wie lässt sich Angst beherrschen und behandeln?

Eine natürliche Veranlagung, Angst empfinden zu können, hat jeder Mensch von Geburt an. Wie sich diese jedoch im Lauf des Lebens auswirkt, hängt von mehreren Faktoren ab. Einen wesentlichen Einfluss haben die Erziehung sowie Lernprozesse und Erfahrungen im Kindesalter. Das bedeutet: Jeder Mensch hat die Fähigkeit, Angst zu erlernen. Er kann sie aber auch wieder verlernen. Genau das ist auch der Ansatz in der Therapie von Angstpatienten. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Konfrontation mit den angstauslösenden Situationen. Die Klienten werden also – begleitet vom Therapeuten – mit ihren Ängsten konfrontiert, bis das Angstlevel auf ein gesundes Niveau gesunken ist. Das Ziel des Therapeuten besteht also darin, gemeinsam mit dem Klienten ein beherrschtes Angstlevel zu erreichen. Dieses darf natürlich auch nicht zu niedrig sein. Der Klient würde in diesem Fall nämlich eine wichtige Schutzfunktion verlieren.

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