Damit Gebäude als Rohstoffquellen künftig besser genutzt werden können, arbeiten Wissenschaftler der TU Wien an einer genauen Erfassung der vorhandenen Materialien und Baustoffe. Deren Recycling wird dadurch jedoch nicht einfacher. Welche Probleme das Baustoffrecycling heute birgt.
Gebäude wären eine riesige Rohstoffquelle. Immerhin wurden in den zahlreichen Abrissgebäuden wertvolle Materialien verbaut. Allerdings stehen Hindernisse, sowohl bei der Erfassung als auch der Wiederverwertung der Materialien, der Nutzung von Gebäuden als Rohstoffquelle noch im Wege.
Derzeit gibt es noch keine harmonisierte Methode um die Ressourcen in den Abfallflüssen zu bestimmen. Außerdem fehlt das Wissen um die zeitliche Veränderung der Materialbestände und –flüsse im Sinne von Quantität, Qualität und Verfügbarkeit. Das verhindert den Vergleich von Investitionen in die Primär- bzw. Sekundärrohstoffwirtschaft. Zur Überwindung dieser beiden Forschungslücken wird von der Technischen Universität (TU) Wien die Hypothese geprüft, ob die Materialien im Gebäudepark als Reserven klassifiziert werden können.
Dabei gehen sie vor allem diesen Fragen nach: Wie können die Materialbestände und -flüsse im Gebäudepark bestimmt werden? Wie können diese Materialien in Hinblick auf die ökonomische Rückgewinnung beurteilt werden und wie können die Materialien klassifiziert werden um den Vergleich mit den Primärrohstoffen zu ermöglichen?
Jeder Minenbesitzer kennt seine Rohstoffreserven
Die Wissenschaftler der TU Wien wollen also Antworten finden, um Abrissgebäude, Halden und Deponien als sogenannte anthropogene Quellen besser nutzbar und gebrauchte Baustoffe für die Wiederverwertung verfügbar zu machen. So soll eine robuste Methode zur Klassifizierung der vorhandenen Rohstoffe entwickelt werden und genaue „Landkarten“ entstehen, aus denen ersichtlich ist, welcher Rohstoff wo in welchem Ausmaß enthalten ist.
Projektleiter Ulrich Kral vom Institut für Wassergüte, Ressourcenmanagement und Abfallwirtschaft an der TU Wien: „Für die natürlichen Rohstoffvorkommen gibt es bereits ein gut etabliertes Berichtswesen. Jeder Minenbesitzer muss abschätzen, welche Rohstoffmenge ihm noch zur Verfügung steht und wie viel davon auf wirtschaftlich gewinnbringende Weise abgebaut werden kann.“ Mit der neuen Methode will man die Materialinputs, -bestände und –outputs für einen Gebäudepark analysieren und die Baurestmassenströme in Hinblick auf die ökonomische Recyclingfähigkeit hin beurteilen können.
Die Verwertbarkeit soll also ähnlich wie bei herkömmlichen Rohstoffminen dokumentiert werden. Aufgrund der Langlebigkeit von Gebäuden wird bei dem Projekt speziell auf lange Zeiträume und den damit verbundenen Änderungen im sozioökonomischen Bereich Rücksicht genommen.
Kral: „Die neue Methode wird in zwei Fallstudien erprobt und dabei auf den Gebäudepark in Wien und jenen von Taipei (China) angewandt. Es wird gezeigt, wie sich die Materialbestände von 1950 bis 2000 entwickelt haben und welche Bestände und Baurestmassenflüsse von 2000 bis 2050 zu erwarten sind. Die Ergebnisse des Forschungsprojektes unterstützen die Abfallwirtschaft auf dem Weg hin zu einer umfassenden Ressourcenwirtschaft.“
Die bereits vorliegenden Ergebnisse einer Bestandsaufnahme in Wien zeigen, dass der Großteil des verbauten Materials, etwa 96 Prozent, aus mineralischen Rohstoffen besteht. So bergen die Gebäude der Stadt laut Erhebung der Wissenschaftler rund 150 Millionen Tonnen Beton, 130 Millionen Tonnen Ziegel und etwa 50 Millionen Tonnen Mörtel. Nur vier Prozent der verbauten Materialien sind organisch, beziehungsweise Metalle.
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Recycling ist teuer
Doch selbst wenn künftig alle anthropogenen Quellen lückenlos dokumentiert worden sein sollten, so hängt deren „Ausbeute“ immer noch davon ab, ob und wie die Materialien wiederverwendet werden können. Denn das alleinige Wissen über die vorhandenen Ressourcen reicht nicht aus, sie wollen auch verwertet werden. Und ob Recycling Sinn macht oder nicht, entscheidet zu einem hohen Maß die Verarbeitungsweise der Baustoffe.
„Je reiner das Material, desto einfacher“, bringt es Robert Wasserbacher, Geschäftsführer des Forum mineralische Rohstoffe, auf den Punkt. So werde im Tiefbau, wo meist reiner Beton oder Asphalt im Einsatz ist, das Material schon jetzt fast komplett recycelt. Im Hochbau, bei dem Ziegel und Beton gemeinsam mit anderen Stoffen verbaut werden, ortet Wasserbacher große Schwierigkeiten bei der Wiederverwertung. Schließlich müssen Verbundmaterialien kosten- und zeitaufwendig getrennt werden. Ähnlich sieht das auch BRV- Österreichischer Baustoff-Recycling Verband-Geschäftsführer Martin Car: „Stoffe, bei denen mineralische und nicht mineralische, also organische Komponenten verbunden werden, sind praktisch nur deponierbar oder thermisch zu entsorgen. Vollflächige Verbindungen, im Gegensatz zu punktförmigen, verunmöglichen oft die Trennung.“
Trendwende nicht in Sicht
Vor allem die aufwändige Trennung der Materialien lässt die Branche stöhnen. „Potenzial, Anlagen und Vertriebswege für das Recycling von mineralischen Baustoffen wären zwar da, aber die Umsetzung scheitert vor allem an der Nachfrage und den Kosten“, sagt Wasserbacher und sieht auch in naher Zukunft – und so lange es ausreichend Möglichkeiten zur Deponierung gibt – zumindest im Sektor mineralische Baustoffe keine große Trendwende. Nicht zuletzt auch auf Grund relativ hoher Qualitätsverluste, die beim Recycling von Ziegel und Co. hinzunehmen seien.
Karin Bornett
Vielen Dank für den Beitrag zum Baustoffrecycling bei Gebäuden. Meine Schwester möchte die Baustoffe, die bei den Abbrucharbeiten anfallen recyclen. Gut zu wissen, dass Recycling umso einfach ist, je reiner das Material ist.