Was Sie bei einer Mountainbike-Tour brauchen, merken Sie häufig erst dann, wenn Sie es nicht dabei haben. Am Beispiel einer grandiosen Bike-Tour zeigen wir Ihnen, an was Sie denken sollten. Auf geht`s.
Die Tourenbeschreibung stammt aus dem Sommer 2016. Sie erhalten jetzt Tourentipps und lernen einen Mountainbike-Hotspot in Österreich kennen. Das Pinzgau, speziell die Gegend um Zell am See, Leogang und Maria Alm, bietet für Mountainbiker hervorragende Touren aller Schwierigkeitsgrade.
Der Hundstein war Ziel unserer Tour. Es ist der höchste Pinzgauer Grasberg unmittelbar vor der gewaltigen Kulisse der Glocknergruppe.
Wir starteten in Maria Alm. Mit dabei waren Gebhard, Nicole und Alex und ich selbst. Die Tour führt von Maria Alm über Forstwege auf den Hundstein und die Schutzhütte Statzerhaus auf 2117 Metern Seehöhe. Von dort geht es über Wanderpfade und Forstwege nach Thumersbach am Zeller See. Den Abschluss bildet die Rückfahrt über den Tauernradweg zurück nach Maria Alm.
Die Tour hat eine Länge von 42 Kilometern. Dabei überwindet der Mountainbiker insgesamt 1.500 Höhenmeter.
Checkliste “Mountainbike-Tour”
Im Team zu starten, kann bei einer Mountainbike-Tour nie schaden. Dabei ist die Leistungsstärke des einzelnen Fahrers gar nicht so wichtig. Klar, die 1500 Höhenmeter der Tour dürfen kein Problem sein.
Aber sonst ist Bergkameradschaft wichtiger als individueller Ehrgeiz. Ein gutes Team ist halt einfach etwas Feines und die Brotzeit auf der Hütte schmeckt in der Gruppe besser, als allein.
Schauen wir uns jetzt an, was Sie vor der Tour checken müssen bzw. was Sie dabei haben sollten.
- Funktionsfähiges Mountainbike
- Bremsen, Schaltung, Reifen haben Sie vorher überprüft
- Fahrradklamotten – Hose, Unterhemd, Trikot
- ein guter Mountainbike-Rucksack
- Wechselwäsche, mindestens aber eine Windjacke für die Abfahrt.
- Reparatur-Kit für unterwegs mit Ersatzschlauch in der Satteltasche
- Notfall-Set für Verletzungen
- Fahrradpumpe
- Brotzeit
- Energie-Riegel
- Wasserflasche
Diese Dinge checken Sie unbedingt vorher. Auf der Tour sollte sich speziell das Pannen-Set als wichtig erweisen.
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Hundstein Zell am See – unsere Tour im August 2016
Im Morgengrauen eines schönen August Sonntags starteten Gebhard und ich von München aus und erreichten Maria Alm um ca. 9:00 Uhr früh.
Nachdem Alex und Nicole eintrafen besprachen wir kurz die Route und machten dann den Bike-Check. Der Bike-Check prüft vor der Fahrt die Funktionsfähigkeit des Fahrrads. Was ist dabei wichtig?
- Ist der Vorbau des Fahrrades fest?
- Sind die Reifen ausreichend aufgepumpt?
- Sind die Reifen in Ordnung – Profil, unversehrte Karkasse?
- Schnellspanner prüfen, ob die Laufräder fest in der Federgabel bzw. im Hinterbau sitzen.
- Funktionieren die Bremsen?
- Ist das Tretlager in Ordnung? Das prüfen Sie durch seitlichen Zug am Pedal.
Diesen Bike-Check sollten Sie sich vor einer Ausfahrt zu einem festen Ritual machen. Das wird Ihnen jeder professionelle Mountainbike-Guide bestätigen.
Und so überprüften auch wir unsere Mountainbikes. Es war alles in Ordnung, wir konnten starten.
Tourentipps Mountainbike – meine Ausrüstung
Hier ein kurzer Blick auf meine Ausrüstung.
- Cube Elite Hardtail, dieses Bike klettert wie eine Gemse.
- Rucksack mit Wechselwäsche und Windjacke
- Trinkflasche
- Energie-Riegel
- Werkzeug
- Reifenpannen-Set
- Ordentliche Bike-Klamotten
- Gute Mountainbike-Handschuhe
Als Reifen habe ich einen Allrounder aufgezogen, den Nobby Nic von Schwalbe. Er gibt speziell bei Abfahrten mit lockeren Untergrund ein sicheres Gefühl und bei steilen Passagen bergauf ordentlich Traktion.
Von Maria Alm bis zum Beginn des Anstiegs sind es knapp zwei Kilometer.
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Der Anstieg
Der Einstieg in die Tour ist perfekt ausgeschildert. Der Garmin GPS, den ich am Vorbau meines Bikes montiert habe, wäre nicht nötig gewesen.
Die ersten Höhenmeter der Tour verlaufen auf einer schmalen asphaltierten Bergstraße. Nach ca. 400 Höhenmetern folgt ein ausreichend breiter Schotterweg, der sich bis zum Statzerhaus hinzieht.
Das Wetter war ein Traum, wolkenloser Himmel, einfach perfekt. Je höher wir kamen, desto schöner wurde das Panorama. Allmählich tauchten im Norden die Zacken der Loferer Steinwände und des steinernen Meers auf. Und es sollte noch besser kommen.
Der Anstieg hat eine Länge von fast 14 Kilometern mit einer durchschnittlichen Steigung von 10%. Der Neigungswinkel ist variabel. Flachpassagen gibt es ebenso wie kurze, giftige Rampen mit 20% oder längere Abschnitte mit 14% Steigung.
Wer fit ist und Ehrgeiz hat, packt den Anstieg in weniger als 90 Minuten.
Es gibt auf dem Anstieg zum Statzerhaus sogar einen offiziellen Streckenrekord. Denn jedes Jahr findet hier das Hundstoa-Biag-Di Rennen statt, an dem auch Mountainbike-Profis teilnehmen. Der offizielle Rekord liegt aktuell bei 56 Minuten von der Ortsmitte Maria Alm bis zum Statzerhaus.
So ehrgeizig waren wir an diesem Sonntag nicht. Wir machten von Zeit zu Zeit eine Pause und nahmen so jeden Leistungsdruck heraus. Auf der Lohning-Alm im oberen Teil des Anstiegs machten wir sogar Rast und freuten uns auf die letzten Höhenmeter bis zum Gipfel.
Ca. 3 Serpentinen nach der Lohning-Alm liessen wir die Baumgrenze hinter uns und wir näherten uns auf einem Bergrücken fahrend den letzten Kehren kurz vor dem Gipfel.
Gegen Mittag hatten wir es geschafft. Das Statzerhaus an einem Sommersonntag mit wolkenlosem Himmel.
Die Rast
Das Statzerhaus ist eine bewirtschaftete Hütte oberhalb von Zell am See. Sie lässt sich von mehreren Seiten erreichen. Von Thumersbach am Zeller See, von Bruck an der Glocknerstraße und benachbarten Gemeinden des Salzachtals, von Dienten am Hochkönig und von Maria Alm.
Dadurch ist sie an schönen Sonntagen immer sehr gut besucht.
Vom Statzer Haus haben Sie ein 360-Grad Panorama. Blicken Sie nach Norden, türmen sich die Loferer Steinwände und das Steinerne Meer auf.
Im Westen erkennen Sie die Schmittenhöhe und die Höhenzüge des Pinzgauer Spaziergangs lassen sich erahnen.
Grandios der Blick nach Norden mit dem Alpenhauptkamm: Die Glockner-Gruppe mit Großglockner, Wiesbachhorn und Kitzsteinhorn, die Großvenediger-Gruppe und die Riesen der Zillertaler Alpen. An jenem Sonntag erkannten wir sogar den Olperer, einem Dreitausender in den Tuxer Alpen unmittelbar vor dem Brenner-Pass.
Jetzt genossen wir eine leckere Brotzeit, Nicole wählte den sehr zu empfehlenden Kaiserschmarren, Gebhard und Alex machten sich über eine Jause mit Speck und Käse her, ich wählte die Suppe mit Kaspress-Knödeln, eine Pinzgauer Spezialität. Gebhard und ich zischten ein Erdinger Weißbier, nur Alex riskierte ein richtiges Bier.
Ich persönlich lehne Alkohol auf Mountainbike-Touren ab. Speziell dann, wenn die Abfahrt kniffelig ist. Wenn es, wie bei Alex bei einem Bier bleibt und ausreichendes Essen die Alkoholzufuhr neutralisiert, dann ist das sicher kein Problem. Vor hochprozentigen Schnäpsen sei hier ausdrücklich gewarnt.
Die Abfahrt vom Statzerhaus nach Thumersbach
Nach der Pause bereiteten wir uns auf die Abfahrt vor. Das verschwitzte Trikot und Unterhemd hatte ich bereits vor der Pause gewechselt. Jetzt zog ich mir trotz Schönwetter noch eine Windjacke an.
Auch nach der Pause machten wir nochmals den Bikecheck. Insbesondere die Bremsen werden sicherheitshalber nochmals getestet. Manche Mountainbiker prüfen vor der Abfahrt auch noch einmal den Luftdruck der Reifen. Bei loserem Untergrund sollte der Reifen nicht zu prall aufgepumpt sein. So hat er besseren Grip. Behutsam Luft ablassen ist angesagt. Behutsam, wohlgemerkt, denn ich selbst habe in diesem Punkt an jenem Tag ein wenig übertrieben, wie wir später feststellen werden.
Vor der Abfahrt ist es außerdem sinnvoll, den richtigen Sitz des Helms zu testen.
Der Helmtest
Wie geht das? Sie setzen den Helm auf, passen ihn mit Umdrehungen am Drehrad an, so dass er angenehm fest sitzt. Bevor Sie den Kinngurt schließen beugen Sie sich mit dem Oberkörper nach vorne, so dass der Kopf Richtung Boden zeigt. Jetzt darf der Helm nicht vom Kopf rutschen. Wenn das passt, können Sie den Kinngurt schließen.
Dieser Helmtest ist ein Standard-Ritual bei den Mountainbikern, die beispielsweise mit dem Deutschen Alpenverein geführte Touren fahren.
Ein Traum von einem Singletrail
Der Traum jedes Mountainbikers sind schmale Pfade, die sich den Berg hinab schlängeln. Man nennt sie Singletrails, weil sie so schmal sind, dass nur eine Person auf diesen Pfaden Platz hat.
Tatsächlich windet sich vom Hundstein bergab ein Traumtrail, der auch für Anfänger flüssig und gut zu fahren ist.
Sie werden sicher jetzt sagen, dass das gefährlich ist. Zugegeben, wer im Trail stürzt riskiert im steilen Gelände einen größeren Unfall. In der Regel ist aber beim Mountainbiken der klassische Forstweg gefährlicher. Warum? Weil ein umsichtiger Biker im Trail wesentlich langsamer fährt, als auf dem Forstweg und weil der Forstweg allem Anschein nach keine Risiken birgt. Daher fahren auf Forstwegen manche Biker schneller, unvorsichtiger und bezahlen die Unvorsicht mit einem Sturz.
Wie Sie hier auf dem Bild sehen können, trägt Gebhard Knie und Schienbeinschoner. Er fährt gerne Singletrails und reduziert mit den Schonern das Verletzungsrisiko, wenn es einmal kracht.
Gekracht hat es bei der Abfahrt nicht. Allerdings hatte ich eine Panne.
Die Panne
Ich hatte es mit dem Luftdruck übertrieben und zuviel Luft vor der Abfahrt aus den Reifen abgelassen. Das fühlte sich im Steilen super an, aber es forderte die Panne heraus. Und dann passierte es auch schon. Eine etwas steilere Kante, das Vorderrad traf eine Wurzel etwas unsanft und Mantel und Schlauch wurden bis zu den Felgenhörnern durchgedrückt. So etwas geht in der Regel nicht gut und bei mir war das auch so. Prompt entwich Luft aus dem Reifen.
Jetzt war ich froh, dass ich mein Pannenset dabei hatte. Was enthält ein Pannenset?
Checkliste Pannenset
Diese Dinge gehören in die Satteltasche Ihres Mountainbikes bzw. an das Bike oder in den Rucksack.
- Reifenheber
- Reparatur-Tool
- Ersatzschlauch
- Flicken für Schlauch und den Mantel
- Luftpumpe
- Wer das Risiko scheut: Ein Ersatzmantel, der nicht viel wiegt.
In meinem Fall hatte der Schlauch die typischen zwei Punktierungen, die auftreten, wenn ein Reifen samt Schlauch bis zu den beiden Felgenhörnern durchschlägt. In Bike-Jargon sagen wir Snakebite dazu. Es sieht tatsächlich so aus, als hätten die Zähne einer Klapperschlange den Schlauch angebissen.
Der Reifenmantel hatte bei dem Durchschlag nichts abbekommen. Auch die Felge blieb unbeschädigt. Kein Problem also, ich musste nur den Schlauch wechseln.
Der Reifenwechsel bescherte uns eine Pause von ca. 15 Minuten, anschließend ging es weiter mit der Traumabfahrt, die sich nach der Trail-Passage auf einem schönen Forstweg fortsetzte.
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Zurück im Tal – von Thumersbach nach Maria Alm
Die Abfahrt endet nach ca. 15 Kilometer in der Dorfmitte von Thumersbach. Dort hielten wir uns immer an die Beschilderungen des Tauernradweges. In unserem Fall fuhren wir Richtung Saalfelden. Von Thumersbach bis zum nördlichen Ende des Zeller Sees mussten wir für ca. 1 Kilometer eine durchaus gut befahrene Autostraße erdulden. Und manche architektonischen Bausünden der 70er Jahre. Aber dann empfingen uns die flachen Wiesen des Pinzgaus über die sich der Radweg bis nach Maria Alm entlang zieht.
Die Ebene von Maishofen bis Saalfelden
Wir passierten schöne Weiler und das hochherrschaftliche Schloss Kammer. Das Schloss Kammer ist ein Landhotel mit erstklassiger Salzburger Küche, das sich auch für Events und Feste eignet. Gediegener Stil, schöne Wirtsstube, ohne dass Sie für den Eintritt eine Krawatte benötigen. Auch in Bike-Klamotten können Sie hier speisen, ohne schief angesehen zu werden.
Das Heirats- und Augenbründl
Nach dem Schloss Kammer kommen Sie am Maishofener Augenbründl vorbei. Das ist ein Brunnen mit Trinkwasser. Dort füllten wir nochmals unsere Wasserflaschen auf. Es heißt, das Wasser dieses Brunnens heile Augenkrankheiten. Außerdem heißt es, ein unverheiratetes Mädchen, das aus dem Brunnen trinkt, werde im Jahr darauf heiraten.
Davon wollte unsere Nicole nichts wissen und weigerte sich standhaft, aus dem Brunnen zu trinken.
Die letzten Kilometer der Tour
Nach Maishofen gelangten wir in die Nähe von Saalfelden. Zu Ihrer Linken sahen wir den Hügel, hinter dem sich der Ritzensee befindet, im Winter ein schönes Zentrum für Langlauf und Biathlon. Wir hielten uns aber rechts und folgten der Beschilderung nach Maria Alm.
Fazit – Supertour
Die Hundstein-Tour ist ein Muss für echte Mountainbiker und die hier geschilderte Route ist ein landschaftliches Erlebnis. Im Team macht diese Runde besonders viel Spaß. Gewiss, es gibt vielleicht am Gardasee spektakulärere Abfahrten. Aber die Hundstein-Abfahrt ist auch für Einsteiger sehr gut geeignet, gute Kondition vorausgesetzt.
Und wenn Sie die richtige Bekleidung dabei haben, ein vernünftiges Mountainbike besitzen und für alle Fälle ein Pannenset dabei haben, kann nichts schief gehen. Wenn Sie bergab nichts riskieren.
Andreas J. Wieland
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