Die Einladung zum Vorstellungsgespräch ist da? Herzlichen Glückwunsch! Wer eingeladen wird, befindet sich in der engeren Auswahl für einen Ausbildungsplatz. Das heißt vor allem: Die Bewerbungsunterlagen sind in Ordnung und der Einstellungstest hat überzeugt. Jetzt kommt es auf den persönlichen Eindruck an. Die meisten Bewerber sehen dem Jobinterview mit einer Mischung aus Vorfreude und Panik entgegen.
Ein Vorstellungsgespräch dient in erster Linie dazu, sich kennenzulernen. Beide Seiten prüfen während des Gesprächs, ob sie zusammenpassen. Folgende 10 Tipps helfen Ihnen, sich optimal auf diesen entscheidenden Termin vorzubereiten und häufige Fehler zu vermeiden.
1. Erscheinen Sie pünktlich und ansprechend gekleidet!
Planen Sie vorsorglich eine „Pufferzone“ ein. Möglicherweise ist der Verkehr unerwartet dicht. Oder Bus und Bahn haben ausgerechnet an diesem Tag Verspätung. Oder Sie finden das richtige Büro nicht auf Anhieb. Oder… oder… oder… Es ist besser, ein paar Minuten zu warten, als verspätet zu erscheinen.
Wichtig ist ein ansprechendes Erscheinungsbild. Grundregel: Die gewählte Kleidung sollte zum angestrebten Beruf passen. Ein angehender Maler darf anders gekleidet erscheinen als ein angehender Hotelfachmann. In konservativen Branchen wie dem Bankwesen, bei Steuerberatern oder in Anwaltsbüros ist ein klassisches Business-Outfit angebracht. Wer nicht gleich in Anzug oder Kostüm erscheinen will, kombiniert ein helles Hemd beziehungsweise eine helle Bluse mit dunklem Blazer und Stoffhose. Dazu passen geschlossene Halbschuhe. Auf eine Krawatte kann verzichtet werden. Die Kleidung sollte sauber, gepflegt und faltenfrei sein. Außerdem sollte sie gut sitzen. Bei Make-Up, Schmuck, Parfüm und Aftershave gilt: Weniger ist im Berufsalltag besser. Die Haare sollten ordentlich frisiert sein und das Gesicht nicht verdecken.
2. Erscheinen Sie zum Vorstellungsgespräch nicht mit leeren Händen!
Sie sollten Ihre Bewerbungsunterlagen, die Einladung zum Vorstellungsgespräch, Papier und Stifte mitbringen. Achten Sie auf eine passende Tasche für diese Unterlagen. Der zerschlissene Schulrucksack ist ebenso wenig angebracht wie der Stoffbeutel aus dem Supermarkt. Auch der Block sollte nicht beschmiert, verknickt oder vergilbt aussehen. Bei den Stiften ist auf Neutralität zu achten. Nicht, dass der Slogan eines Konkurrenzunternehmens darauf prangt. Falls Sie Fragen zum Betrieb oder zur Ausbildung stellen möchten, notieren Sie diese. Das sorgt dafür, dass in der Aufregung nichts vergessen wird. Die Handschrift sollte ordentlich und gut lesbar sein. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass der Blick des Personalers darauf fällt.
3. Üben Sie, sich selbst auf interessante Weise vorzustellen!
Der Personalchef hat Ihren Lebenslauf vermutlich vor sich auf dem Tisch liegen. Trotzdem folgt nach einem kurzen Smalltalk („Haben Sie gut hergefunden?“) in der Regel die Aufforderung, sich selbst vorzustellen. Hier muss nicht der Lebenslauf von oben bis unten heruntergebetet werden. Es geht vielmehr darum, ausgewählte Stationen zu beleuchten. Es sollte sich um beruflich relevante Einzelheiten handeln. Fangen Sie im Hier und Jetzt an: Warum möchten Sie diesen Beruf ergreifen? Berichten Sie, wie es zu Ihrem Berufswunsch gekommen ist. Passende Schulfächer und Freizeitinteressen können mit eingebunden werden. Gibt es eventuell erste praktische Erfahrungen dank passender Nebenjobs, Hospitationen oder Praktika? Das kann das Begleiten von Eltern zur Arbeit sein, eine Aushilfstätigkeit in den Ferien oder ein Schnuppererlebnis auf dem Zukunftstag (Girls‘ & Boys‘ Day). Mit dieser Selbstvorstellung wird deutlich, ob Bewerber Wichtiges und Unwichtiges trennen können.
Typische Aufforderungen:
- „Stellen Sie sich am besten erst einmal vor!“
- „Wer sind Sie und was führt Sie zu uns?“
- „Bitte schildern Sie uns das Wichtigste aus Ihrem Lebenslauf!“
4. Rattern Sie keine auswendig gelernten Antworten herunter!
Sie sind ehrgeizig? Zur Vorbereitung auf den neuen Lebensabschnitt haben Sie gleich mehrere Bewerbungsratgeber verinnerlicht? Prinzipiell eine gute Idee. Eine ordentliche Vorbereitung ist die halbe Miete. Das zeigt, dass die Berufswahl ernst genommen wird. Angehende Auszubildende machen allerdings häufig einen Fehler: Sie lernen „gute“ Antworten auswendig. Es gibt bestimmte Fragen, die in Vorstellungsgesprächen immer wieder gestellt werden. Gerade sehr nervöse Kandidaten können mit einer umfassenden Vorbereitung ihre Ängste mildern. Wer allerdings auf jede Frage wie aus der Pistole geschossen antwortet, wirkt nicht authentisch. Besser ist es, die Frage ruhig anzuhören, einen Moment abzuwarten und dann eine möglichst individuelle Antwort zu geben. Personalchefs sind mit den gängigen Bewerbungsratgebern und einschlägigen Internetseiten vertraut. Sie wollen keine Standardantworten hören. Sie wollen die Bewerber ein Stück weit kennen lernen. Wer diese Chance nicht nutzt, hinterlässt keinen bleibenden Eindruck.
5. Informieren Sie sich ausgiebig über das Berufsbild!
Fast in jedem Vorstellungsgespräch gibt es Fragen zum Wunschberuf, zur Ausbildung, zu typischen Tätigkeiten und zum Berufsbild allgemein. „Warum möchten Sie gerade diesen Beruf ausüben?“ ist eine häufig gestellte Frage. Die Antwort darauf sollte überzeugen. Überlegen Sie in Ruhe: Was reizt Sie an der Tätigkeit? Finden Sie zwei bis drei relevante Aspekte.
Bei der Frage nach den Inhalten der Ausbildung ist eine solide Vorbereitung ebenfalls Pflicht. Wer drei Jahre einen Beruf erlernen und im Anschluss im gleichen Feld tätig sein möchte, sollte wissen, was auf ihn zukommt. In der Regel lässt sich das auf der Website des Unternehmens recherchieren. Sonst ist die Arbeitsagentur eine hilfreiche erste Anlaufstation. Wer auf Fragen zum Beruf und Berufsfeld nur schwammig antwortet, wirkt nicht aufrichtig an einer fundierten Ausbildung interessiert. Das kann ein Ausschlusskriterium sein.
Typische Fragen:
- „Was interessiert Sie an diesem Beruf?“
- „Welche Qualifikationen sollte man Ihrer Meinung nach für diesen Beruf mitbringen?“
- „Wie stellen Sie sich einen normalen Arbeitstag vor?“
- „Wo haben Sie sich über den Beruf informiert?“
- „Was gefällt Ihnen an der Ausbildung besonders?“
6. Informieren Sie sich vor dem Vorstellungsgespräch umfassend über das Unternehmen!
Kein Bewerber hat nur ein einziges Eisen im Feuer. Das wissen auch die Personalchefs. Möglicherweise stehen drei, vier oder noch mehr Vorstellungsgespräche hintereinander an. Die individuelle Vorbereitung kann in Arbeit ausarten. Aber wer zum Jobinterview erscheint, sollte wenigstens Standardfragen zum Betrieb beantworten können. Informieren Sie sich über die Unternehmensgröße, die Standorte, die Mitarbeiterzahl, die Branche, die Produktpalette beziehungsweise die angebotenen Dienstleistungen und eventuelle Besonderheiten des Betriebs.
Personaler suchen Menschen, die sich bewusst und wohlüberlegt für ihr Unternehmen entscheiden. Schließlich repräsentieren sie die Firma ein Stück weit nach außen. Lassen Sie nicht den Eindruck aufkommen, dass Sie überall hingehen würden. Überlegen Sie vorher, was Sie an dem gewählten Betrieb interessiert. (Im Idealfall sind es nicht „kurze Anfahrtswege“ oder „die fürstliche Bezahlung“, sondern echte Gründe wie „eine duale Ausbildung“, „die internationale Ausrichtung“ oder „vielfältige Aufstiegschancen“.)
Beschäftigen Sie sich mit der Unternehmenswebsite. Vielleicht gibt es YouTube-Videos oder eine Wikipedia-Seite. Auch die lokale Presse kann eine gute Informationsquelle sein. Vielleicht wird ab und zu über Ihren Wunschbetrieb berichtet. Eine Online-Suche direkt bei der Zeitung hilft schnell weiter.
Typische Fragen:
- „Warum möchten Sie Ihre Ausbildung unbedingt bei uns absolvieren?“
- „Wo haben Sie sich über unser Unternehmen informiert?“
- „Was wissen Sie über unsere Produkte/Dienstleistungen?“
7. Untermauern Sie Ihre Stärken mit anschaulichen Beispielen!
Über die eigenen Stärken Auskunft zu geben, ist nicht leicht. Machen Sie sich vorher dazu Gedanken. Eltern, Lehrer und Freunde können oft ebenfalls gute Hinweise geben. Gefragte Soft Skills in der Arbeitswelt sind Teamfähigkeit, Kreativität, Belastbarkeit, Disziplin, Verantwortungsbewusstsein, Motivation, Selbstorganisation und Selbstständigkeit. Im Idealfall können Sie damit punkten. Allerdings reicht es nicht, diese Stärken einfach nur aufzuzählen. Behauptungen kann jeder aufstellen. Erst konkrete Beispiele weisen Qualifikationen glaubhaft nach. Je anschaulicher, desto besser.
Teamfähigkeit können Sie mit Gruppenarbeit und Präsentationen in der Schule belegen. Für ein gutes Gedächtnis spricht die Fähigkeit, sich neue Vokabeln schnell aneignen zu können. Technisches Verständnis ist glaubwürdig belegt, wenn Sie regelmäßig Elektrogeräte in Ihrem Elternhaus reparieren oder sich um die Wartung der Computer kümmern. Fähigkeit zur Selbstorganisation, Belastbarkeit und Disziplin beweist jemand, der neben der Schule jobbt und dennoch vorzeigbare Noten erzielt hat.
Typische Fragen und Aufforderungen im Vorstellungsgespräch:
- „Welche Ihrer Stärken können Sie in diesem Beruf einsetzen?“
- „Welches sind Ihre Lieblingsfächer und warum?“
- „Beschreiben Sie Ihre Stärken!“
- „Wie würde Ihr bester Freund Sie beschreiben?“
- „Aus welchen Gründen wollen Ihre Klassenkameraden mit Ihnen in der Gruppe zusammenarbeiten?“
8. Geben Sie keine Scherzantworten bei der Frage nach Ihren Schwächen!
Eine der gefürchtetsten Fragen im Vorstellungsgespräch betrifft die eigenen Schwächen. Die Frage kann direkt („Nennen Sie mir bitte eine Ihrer größten Schwäche!“) oder indirekt („Auf welche Schwäche sollte ich mich einrichten, wenn wir Sie als Azubi nehmen?“) formuliert werden. Der Personalchef will hier eine beruflich relevante Schwäche hören. Scherzantworten wie „Ich kann nicht häkeln“, „Ich esse zu viel Schokolade“ oder „Ich habe eine Schwäche für witzige Serien“ sind hier unangebracht. Die Nennung von scheinbaren Schwächen wie „Perfektionismus“ oder „Ehrgeiz“ sollte man sich besser ebenfalls verkneifen. Das haben Personalchefs einfach schon viel zu oft gehört.
Allerdings sollte die Antwort möglichst keine Schwäche thematisieren, mit der Sie sich ins Aus schießen. „Es fällt mir schwer, mich über längere Zeit zu konzentrieren“, „Ich habe ein schlechtes Gedächtnis“ oder „Ich bin oft unpünktlich, weil ich morgens immer verschlafe“ sind zwar erschlagend ehrlich. Allerdings ist eine Einstellung damit unwahrscheinlich. Niemand will einen Azubi, der vor sich hinträumt, sich nichts merken kann oder ständig zu spät im Betrieb auftaucht.
Nennen Sie stattdessen eine ehrliche Schwäche, die glaubwürdig und verbesserungsfähig ist. Ideal wäre es zu zeigen, dass Sie bereits daran arbeiten.
Beispiele für glaubwürdige Schwächen:
- „Mir fällt es schwer, vor einer Gruppe zu sprechen. Ich bin dann immer sehr nervös, werde rot, schwitze und fange an zu stottern. In der Schule habe ich freiwillig Referate übernommen, damit sich das bessert.“
- „Negative Kritik nehme ich mir sehr zu Herzen. Ich weiß oft nicht, wie ich damit umgehen soll. Aber ich nehme jede Rückmeldung ernst und versuche, mich zu verbessern.“
- „Ich bin manchmal zu langsam. Dafür versuche ich, meine Aufgaben besonders gründlich zu machen. Teilweise ist mir deswegen in Klassenarbeiten die Zeit weggelaufen. Ich weiß, dass ich meine Geschwindigkeit steigern muss.“
- „Mir fällt es schwer, auf Englisch zu telefonieren. Das traue ich mir einfach nicht zu. Mir fehlt die Übung. Aber ich möchte das gern lernen, weil mich der Kontakt zu internationalen Kunden reizt.“
9. Bereiten Sie sich beim Vorstellungsgespräch auf Fragen zum Allgemeinwissen vor!
Sie wurden ohne vorherigen Einstellungstest zum Vorstellungsgespräch eingeladen? Dann können im Jobinterview durchaus Fragen zum Allgemeinwissen gestellt werden. Beliebte Felder sind Geschichte, Zeitgeschichte und Politik. Als Vorbereitung sollten Sie daher unbedingt regelmäßig die Nachrichten anschauen und wenigstens eine Zeitung lesen. So erwerben Sie Wissen zum Zeitgeschehen. Es schadet nichts, den Namen des Bundespräsidenten zu kennen. Die Namen von Bundesländern und Hauptstädten sollten sitzen. Trotzdem kann niemand alles wissen. Rätselraten wirkt peinlich. Im Zweifelsfall ist es besser, die Bildungslücke zuzugeben.
Mögliche Fragen und Aufforderungen:
- „Nenne Sie bitte fünf wichtige Ereignisse, die sich in den letzten sechs Monaten in Deutschland zugetragen haben!“
- „Welche drei internationalen Ereignisse haben Sie in letzter Zeit beschäftigt?“
- „Welche deutschen Politiker kennen Sie?“
10. Stellen Sie am Ende selbst ein oder zwei Fragen!
Am Ende eines Vorstellungsgesprächs bekommen Sie in der Regel die Gelegenheit, selbst Rückfragen zu stellen. Diese Chance sollten Sie nutzen. Eine gute Frage signalisiert echtes Interesse an dem gewählten Beruf und dem Unternehmen. Außerdem beweisen Sie, dass Sie das Gespräch bisher aufmerksam verfolgt haben.
Gab es eine Führung durch den Betrieb? Falls nicht: Bitten Sie darum, die Firma oder Ihren zukünftigen Arbeitsplatz besichtigen zu dürfen.
Mögliche Rückfragen:
- „Welche Erwartungen haben Sie an mich?“
- „Was sollte ein guter Auszubildender mitbringen?“
- „Findet die Ausbildung in einer Abteilung statt oder lerne ich mehrere Bereiche kennen?“
- „Ist es möglich, einen Teil der Ausbildung im Ausland zu absolvieren?“
- „Besteht die Chance, dass ich nach der Ausbildung übernommen werde, wenn Sie mit mir zufrieden sind?“
Noch ein genereller Tipp: Antworten Sie generell in vollständigen Sätzen. Einsilbige Antworten lassen kein echtes Gespräch zustande kommen. Außerdem wirken Sie nicht besonders kommunikativ, wenn man Ihnen jedes Wort aus der Nase ziehen muss. Zu ausführliche Antworten könnten den Gesprächspartner langweilen. Es kommt auf das richtige Maß an. Blickkontakt halten hilft, die Situation einzuschätzen. Ist der Personalchef interessiert? Falls ja, darf es ein Satz mehr sein. Falls nicht, lieber zum nächsten Thema übergeben.
Ein Vorstellungsgespräch dauert in der Regel 20 bis 40 Minuten. Nach dem Vorstellungsgespräch sollten Sie sich mit einem Dank verabschieden. Immerhin hat sich der Personaler Zeit für Sie genommen. Ergänzend können Sie eine E-Mail schicken, sich bedanken und erklären, dass sich Ihr Berufswunsch aufgrund des Jobinterviews noch verfestigt hat. Die Zeit bis zum eventuellen Ausbildungsbeginn ist noch lang? Dann können Sie ein freiwilliges Praktikum in den Ferien vorschlagen, um sich zusätzlich nach vorn zu bringen. Das wirkt engagiert und bekräftigt echtes Interesse. Außerdem wird spätestens dann deutlich, ob Sie sich in dem Betrieb wohlfühlen. Drei Jahre sind eine lange Zeit.
Michaela Hövermann
Michaela Hövermann ist freiberufliche Texterin und Journalistin. Ihre Schwerpunkte sind unter anderem Karriere, Elektromobilität, Immobilien, Liebe & Partnerschaft sowie Gesundheitsthemen. Sie lebt mit Frau und Katzen in Herzberg am Harz. Portfolio: https://michaelahoevermann.contently.com/
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