Trotzdem! – Die wichtigste Vokabel bei der Resilienz

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Mit dem Begriff Resilienz kann wahrscheinlich nicht Jeder sofort etwas anfangen, auch wenn alle Menschen sie in sich haben. Zur Begriffserklärung wird gewöhnlich die Übersetzung aus dem Lateinischen bemüht („abprallen“), treffender jedoch sollten damit die Begriffe Widerstandsfähigkeit, Bewältigungsstrategie und Salutogenese verknüpft werden.

Mit Resilienz ist die Fähigkeit verbunden, Drucksituationen, Stress und Lebenskrisen so bewältigen zu können, dass man durch sie nicht einknickt, sondern ihnen konstruktiv und lösungsorientiert begegnet und gestärkt daraus hervorgeht. Aber ist die Resilienz auch etwas, das sich, wie so vieles, trainieren lässt?

Interview mit dem Experten für Resilienz Nicola De Nittis aus Köln

Um das herauszufinden, habe ich mit dem Resilienzexperten und Resilienztrainer Nicola De Nittis aus Köln ein Interview geführt. Nicola De Nittis wurde 1976 mit einem Gendefekt geboren, mit dem für die Betroffenen normalerweise nur eine sehr reduzierte Lebenserwartung besteht. Mittlerweile aber hat er seine damals gestellte, persönliche Vorberechnung bereits um 20 Jahre überlebt. Die Erkrankung, unter der er seit Geburt leidet, heißt Thalassämie. Es ist eine Erkrankung, bei der rote Blutkörperchen entweder in deutlich zu geringem Ausmaß gebildet, oder in zu hohem Maße wieder abgebaut werden.

Somit ist es für De Nittis seit seiner Kindheit eine lebensrettende Normalität, mehrmals im Monat in einem Krankenhaus entsprechende Bluttransfusionen zu erhalten, mit nicht unerheblichen Nebenwirkungen. Durch seine Erkrankung ist der geborene Kölner seit jeher gezwungen, mit diesen Widrigkeiten und bedrohlichen Situationen umzugehen, und „trotzdem“ sein Leben auf positive Beine zu stellen. „Trotzdem“ ist er u. a. Zertifizierter Projektmanager, Zertifizierter Systemischer Coach und staatlich geprüfte Fachkraft für Betriebliches Gesundheitsmanagement. Er ist Seriengründer und Mitgründer der DEGETHA | Deutsche Gesellschaft für Thalassämie e. V.

Dieses „Trotzdem“ ist nicht nur für ihn ein sehr elementarer Begriff in der Resilienz. Es ist nicht zu erwarten, dass sich ein Leben zum berühmten Ponyhof entwickeln würde, oder es nie zu irgendwelchen Problemen, Konflikten oder handfesten Krisen kommen könnte. Eher das Gegenteil ist der Fall. Wir kennen es alle – Jedes Mal, wenn wir etwas anfangen, kann das auch schieflaufen, und jedes Mal, wenn wir etwas nicht anfangen, können daraus, möglicherweise folgenschwere, Konsequenzen entstehen. Wir wissen nicht, was morgen sein wird, oder übermorgen.

Was für uns alles wichtig ist zur Steigerung der Widerstandskraft

Es ist für uns viel mehr wichtig, zu wissen, welchen eigenen, persönlichen Sinn und eigene Werte wir für unser Leben entwickeln und ihnen folgen. Wie sieht meine Struktur aus und welche Prioritäten setze ich? Weiter gilt es, die emotionale Kontrolle zu behalten und alles, was einem begegnet, mit Mut anzugehen. Der Mut, Fehler zu machen („Nobody is perfect“) gehört ebenso dazu, wie das sich selbst sowie die Menschen und Umstände um einen herum immer wieder retrospektiv zu hinterfragen.

Jeder hat genug eigene Ressourcen in sich, auch wenn sie im Verhältnis ungleich verteilt scheinen. Nutzen wir sie! Wir lernen hinzu, wenn wir Lösungen für Probleme finden müssen, denn erst unter einer solchen Beanspruchung, unter dem Druck einer Problemstellung kann Kreativität entstehen. Und, ebenfalls sehr wesentlich, und ganz im Sinne von Evolutionstheoretiker Charles Darwin, es geht auch um Anpassungsfähigkeit. Anpassung an veränderte Situationen und Voraussetzungen. Sie so zu nehmen, wie sie sind, und daraus einen neuen Plan im Sinne des eigenen Lebenszweckes stricken. Das gilt nicht nur für das Leben, sondern beispielsweise auch für die Industrie.

Der frühere Handy-Gigant Nokia ist aufgrund des Verschlafens der Entwicklungen im Smartphone-Bereich vor zehn Jahren heute nur noch eine kleine Randerscheinung. Wir sollten also nicht wie Nokia enden. Auch wenn beispielsweise die Digitalisierung, und die damit verknüpften Umwälzungen in allen Lebensbereichen, für viele, vor allem die älteren Menschen, eine große Herausforderung darstellen. Für uns sollte es also gelten, genau „trotzdem“ und mit Mut diese neuen Möglichkeiten anzugehen.

Da die Fähigkeit zur voll ausgereiften Resilienz nicht angeboren ist, muss sie zunächst durch das Umfeld, und dann später auch aus sich selbst heraus gebildet werden. Natürlich gibt es leider genug Menschen, die aufgrund ihrer Lebensumstände in frühen Jahren, in der Kindheit, mit einer weniger positiven und umfangreichen Grundausstattung ins Leben geschickt werden. Es sind auch durch den Fortschritt in der Genforschung neue Erkenntnisse dahingehend entdeckt worden, dass es genetische Dispositionen gibt, die einen Einfluss auf das Maß dieser Widerstandsfähigkeit haben können.

Jedoch ist es genauso wissenschaftlich erwiesen, dass durch die Neuroplastizität des menschlichen Gehirns dieses beständig und bis ins hohe Alter neu programmiert werden kann. Wir sind also in der Lage, durch positives Framing und „Power Posing“ den „Intrinsic Factor“, also unsere ureigenen, inneren Anteile, zu stimulieren, und Grenzen, die im Kopf vorhanden sind, aufzubrechen.

Nicola De Nittis gibt Seminare und Workshops zum Resilienztraining

Nicola De Nittis bietet für viele Zielgruppen Seminare und Workshops an, um durch diese verschiedenen Techniken die Resilienz zu fördern und zu fordern. Überwiegend werden diese Angebote jedoch von Unternehmen wahrgenommen, die ihre mittlere und obere Führungsebene stressresistenter und stärker machen wollen. Eine regelmäßige Kooperation mit dem Bonner Verein für Gesundheits- und Pflegeberufe, z. B. zur Burn-Out-Prophylaxe, ermöglicht auch eine Teilnahme an offenen Seminaren für jedermann. Es sollte aber für uns alle ein Anliegen sein, uns zu stärken und mutiger zu machen.

Wir können dem Leben nicht davonlaufen, wir dürfen es aber „trotzdem“ unserer Gesundheit und Lebensqualität zuliebe positiv und konstruktiv gestalten. Und das am besten mit kompetenter Unterstützung fürs gemeinsame Brückenbauen. Mehr Informationen hierzu erhalten Sie unter

Weitere Informationen zum RESILIENZEXPERTEN unter http://www.resilienzexperte.de

Weitere Informationen zur Deutschen Gesellschaft für Thalassämie unter: http://www.degetha.org

Manfred Weichselbaumer 

1 Kommentar

  1. Ein schöner und interessanter Artikel. Den Begriff Resilienz kannte ich schon und ich wünsche mir oft mehr davon. Gut zu wissen, dass es da auch Seminare gibt. Danke 🙂

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