Mobbing: Ehemaliger DSDS-Star Daniel Küblböck stürzt von Kreuzfahrtschiff

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„Ich glaube an das Gute im Menschen.“ – Daniel Kaiser-Küblböck (2018)

Geliebt, gehasst, gemobbt: Daniel Küblböck hatte kein einfaches Leben. Am 9. September 2018 stürzte sich der bayerische Sänger und Schauspieler von einem Kreuzfahrtschiff. In einem aktuellen Facebook-Posting berichtet Küblböck von Mobbing an seiner Berliner Schauspielschule. Sind diese Vorfälle schuld daran, dass er nicht mehr weiterleben wollte? Wir werfen einen Blick auf das bewegte Leben eines Stars, der von Anfang an polarisiert hat.

Küblböck, der „schräge Vogel“ von DSDS

Schon als Kandidat bei Dieter Bohlens Casting Show „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) polarisierte der damals 17 Jährige mit der eigenwilligen Stimme. Die einen liebten den „schrägen Vogel“, die anderen mokierten sich über seine Gesangsfähigkeiten. 2003 belegte er Platz 16 der 100 wichtigsten Deutschen im ZDF. Ein Jahr darauf kürte ihn Pro Sieben zum nervigsten Deutschen. Man hasste oder man liebte ihn.

An seinem kommerziellen Erfolg änderte alle Häme nichts: Er schaffte es bei DSDS auf den dritten Platz. Später landete er mit „You Drive Me Crazy“ einen Hit in den Charts, drehte einen Werbespot für Müller Milch und brachte seine Autobiografie „Ich lebe meine Töne“ (2003) in die Bestsellerliste.

Imagewandel: Vom Paradiesvogel zum Businessman zum Schauspieler

Er war noch einmal bei „Big Brother“ und im Dschungelcamp zu sehen. Dann wurde es still um Daniel Küblböck (33). Mit der Investition in Ökostrom wurde er zum anerkannten Geschäftsmann. 2012 machte er noch einmal öffentlich von sich reden, als er sich von der 70-jährigen Millionärin Kerstin Elisabeth Kaiser adoptieren ließ. Laut Gesetz muss im Adoptionsfall der Name der neuen Eltern wenigstens als Doppelname geführt werden. Er änderte seinen Namen offiziell in Daniel Kaiser-Küblböck.

2015 kehrte er als Teilnehmer von RTLs „Let’s Dance“ noch einmal kurz ins Rampenlicht zurück. Im September 2015 nahm er in Berlin ein Schauspielstudium auf, das im September dieses Jahres beendet sein sollte. Danach plante Daniel Küblböck nach eigener Aussage eine Karriere am Theater.

Suizid auf dem Kreuzfahrtschiff AIDA?

Am 9. September 2018, keine zwei Wochen nach seinem 33. Geburtstag, zog er offenbar den Schlussstrich. Küblböck war Passagier auf dem Kreuzfahrtschiff AIDAluna, das von Hamburg nach New York unterwegs war. Kurz vor Neufundland stürzte er gegen 6 Uhr morgens (Ortszeit) über Bord.

Laut Aida Cruises ist das Kreuzfahrtschiff sofort an die Unglücksstelle zurückgekehrt. Auch die Küstenwache suche mit Hubschraubern nach dem Vermissten. Bisher erfolglos.

Mobbingvorfälle an renommierter Schauspielschule

Über die Gründe seines mutmaßlichen Freitods wird schon jetzt viel spekuliert. In einem offenen Brief auf seiner Facebook-Seite berichtete der Medienstar Anfang August über seinen Alltag an der Berliner Schauspielschule: Mobbing. Psychische Gewalt. Eine offenbar überforderte Dozentin, die laut Küblböck die Augen vor dem Problem verschloss:

„Leider geht es mir psychisch und physisch immer noch nicht besser. Ich muss diesen Schmerz der letzten Monate erst noch verkraften. Dieses monatelange Mobben an meiner Schule in meiner Klasse hat mich doch zutiefst in meiner Seele erschüttert. Ich musste Wochen mit hohen Hacken über Steine laufen, dann wurde mir meine Bühnengarderobe zerschnitten und mir wurde Sabotage unterstellt, da jemand Wasser über die Technik geschüttet hat. Ich meine, ich bin seit Jahren im Showgeschäft, und so etwas habe ich doch gar nicht nötig.

Aber am schlimmsten fand ich, dass unsere Dozentin nicht eingegriffen hat. Sie hat das alles stillschweigend hingenommen. Diese Sache finde ich am traurigsten.“

Ein weiterer Schlag für den Schauspieler: Die Schulleitung verweigerte ihm die Teilnahme an der Endaufführung:

„Ich habe den ganzen Sommer ein halbes Buch auswendig lernen müssen, und dann so ein Hammerschlag.“ [1]

Ein Konzert sagte er schließlich ab. Er fühle sich zu erschöpft, um die Kraft für den Auftritt aufzubringen. Seinen Fans versprach er einen neuen Termin im Herbst. Dazu wird es nun nicht mehr kommen.

Daniel Küblböcks eindringliches Plädoyer gegen Mobbing: „Ich glaube an das Gute im Menschen“

Seinen Brief schließt er mit einem eindringlichen Plädoyer gegen Mobbing:

„Trotzdem glaube ich an das Gute im Menschen und hoffe, dass das Mobbing an deutschen Schulen irgendwann ein Ende hat. Denn Schulen sollten nicht grau, sondern bunt sein.“

Daniel Küblböck war typischen Mobbing-Handlungen ausgesetzt. Dazu zählen die Zerstörung seines Eigentums und das Verbreiten von Gerüchten. Das bleibt nicht ohne physische und psychische Folgen.

Wer gemobbt wird, fühlt sich erniedrigt, einsam und ausgeliefert. Oft kommt es zu Angstzuständen, Depressionen und dem Verlust des Selbstwertgefühls. Auch körperliche Symptome wie Kopf- und Bauchschmerzen, Konzentrationsschwierigkeiten und Schlaflosigkeit sind keine Seltenheit. Irgendwann zieht sich das Mobbing-Opfer zurück. Der Betroffene verliert jegliche Freude am Leben. Und oft seinen Lebensmut.

Daniel Küblböcks Situation zeigt: Mobbing findet überall und in jedem Alter statt. Die psychische Gewalt, der Menschen durch Mobbing ausgesetzt sind, zerstört. Sogar Berühmtheiten. Sogar millionenschwere Medienstars.

Kind Mobbing
Mobbing: Psychische Zerstörung bis zum Verlust des SelbstwertgefühlsAnemone123 / Pixabay

Was ist Mobbing?

Unter Mobbing werden massive Anfeindungen, Schikanen und Diskriminierungen verstanden. Diese Handlungen gehen von einer oder von mehreren Personen aus. Dabei besteht zwischen Opfer und Täter(n) ein Ungleichgewicht. (Bei einem Streit zwischen zwei gleichstarken Personen handelt es sich folglich nicht um Mobbing.) Mobbing erstreckt sich über einen längeren Zeitraum.

Typische Mobbing-Handlungen (Auswahl)

  • Anschreien oder Schimpfen
  • Ständige (unberechtigte) Kritik an der Arbeitsleistung, der Person, dem Privatleben
  • Drohungen (schriftlich, mündlich)
  • Kontaktverweigerung und Ignorieren
  • Verbreitung von Gerüchten und Unwahrheiten
  • Bloßstellen und Lächerlichmachen
  • Übertragung sinnloser Arbeitsaufgaben
  • Körperliche Misshandlung
  • Kosten verursachen, um jemandem zu schaden
  • Beschädigung des Eigentums
  • Sexuelle Übergriffe
  • Diskriminierung aufgrund von Behinderung, Nationalität, Hautfarbe, sexueller Orientierung, Aussehen

Mobbing: Den Tätern die Stirn bieten

1. Führen Sie ein Mobbing-Tagebuch

Notieren Sie darin:

  • Datum
  • Ort
  • Art des Mobbings
  • wer beteiligt ist
  • wer passiv zusieht
  • Auswirkungen des Mobbings auf Ihre Psyche
  • Auswirkungen des Mobbings auf Ihre körperliche Verfassung

2. Holen Sie sich Unterstützung

Vertrauen Sie sich anderen Menschen an. Erzählen Sie von dem Mobbing. Verheimlichen Sie die Vorfälle nicht. Sie haben keinen Grund, sich dafür zu schämen: Beschämen Sie die Täter, indem Sie sie öffentlich machen. Reden Sie mit Lehrern, Ihrem Vorgesetzten, der Personalleitung. Auch Ihren Partner und Ihre Familie sollten Sie ins Vertrauen ziehen.

Nehmen Sie zusätzlich professionelle Hilfe in Anspruch:

  • Bei gesundheitlichen Problemen wenden Sie sich an Ihren Hausarzt.
  • Bei psychischen Problemen hilft ein Psychologe weiter.
  • Auch eine Mobbing-Beratungsstelle leistet wertvolle Unterstützung.
  • Lassen Sie sich durch einen Anwalt rechtlich beraten.

3. Wehren Sie sich aktiv

  • Geben Sie verbal kontra. Beleidigungen müssen Sie nicht wortlos dulden.
  • Zeigen Sie sich schlagfertig. Legen Sie sich vorab Antworten auf Pöbeleien zurecht.
  • Drohen Sie dem Mobber mit rechtlichen Konsequenzen (nachdem Sie sich Rückhalt und Informationen durch einen Anwalt geholt haben).
  • Lachen Sie den Mobber aus.

4. Stärken Sie Ihr Selbstwertgefühl

Tun Sie etwas für sich. Stärken Sie Ihr Selbstwertgefühl durch ein Hobby. Treiben Sie Sport. Gönnen Sie sich Auszeiten. Alles, was Ihnen Kraft gibt und gut tut, hat jetzt oberste Priorität.

5. Belegen Sie Kurse

Rhetorik, Selbstverteidigung, Körpersprache: Überlegen Sie, was Ihnen weiterhelfen könnte.

 

[1] Das Facebook-Posting wurde inzwischen gelöscht. Nachzulesen ist es unter anderem hier: https://www.tag24.de/nachrichten/aida-schauspiel-schule-berlin-kueblboeck-mobbing-so-schlimm-erging-es-dem-rtl-star-770490

Michaela Hövermann

Kontaktadresse und Telefonnummern bei Depressionen und akuter Suizidgefahr

Schweiz

Dargebotene Hand, Tel. 143, (143.ch)

Angebot der Pro Juventute: Tel. 147, (147.ch)

Kirchen (Seelsorge.net)

Anlaufstellen für Suizid-Betroffene:

Nebelmeer – Perspektiven nach dem Suizid eines Elternteils (Nebelmeer.net);

Refugium – Geführte Selbsthilfegruppen für Hinterbliebene nach Suizid (Verein-refugium.ch);

Verein Regenbogen Schweiz (Verein-regenbogen.ch).

(Quelle: 20min.ch)

 

Deutschland

Infotelefon von der Stiftung Deutsche Depressionshilfe 0800 3344533. Unter www.diskussionsforum-depression.de betreibt sie auch ein professionelles, moderiertes Diskussionsforum für Patienten.

Sie können jederzeit die Nummer gegen Kummer anrufen: 116 111

Telefonseelsorge 088/ 111 0 111 oder 0800/ 111 0 222

Allgemeinkrankenhäuser bieten in dringenden Fällen rund um die Uhr Hilfe an, bei akuter Suizidgefahr können Sie sich jederzeit das Recht auf Einweisung, bitten Sie Ihren Hausarzt oder Freunde, sich darum zu kümmern. Wenn Sie allein sind, ist es auch möglich, sich selbst einzuweisen.

Polizei oder Rettungsdienst stehen ebenfalls rund um die Uhr unter 110 und 112 für echte Krisensituationen zur Verfügung.

Handeln Sie schnell, wenn Sie selbst oder jemand aus Ihrem Umfeld betroffen ist, bevor jede Hilfe zu spät kommt!

 

 

 

 

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